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Wer sich für The Blair Witch Project begeistern konnte, wir diesen australischen Psychoschocker nicht mehr vergessen. Jener Werbespruch auf dem Cover ist freilich typischer Teaser - Mumpitz, zeugt er nicht bloß vom offenbar nicht vorhandenen filmischen Langzeitgedächtnis des verantwortlichen Verfassers, sondern drängt Lost Things, einen der Erfolgsfilme des diesjährigen Fantasy Film Fests, der bereits jetzt seine DVD - Veröffentlichung erfährt, doch in eine Ecke, in der er relativ wenig verloren hat. Eher ist der 2003 entstandene Strand der verlorenen Seelen ein alles andere als schlecht gemachter Thriller mit Supernatural- und Spuk-Elementen, der seine Vorbilder eher in ähnlich angelegten, die Deja-Vu-Thematik behandelnden Filmen wie Carnival of Souls, Jacob’s Ladder oder auf die Stimmung bezogen meinetwegen noch The Sixth Sense gefunden haben dürfte.
An dieser Stelle zu sehr auf die Handlung einzugehen würde verdächtig nahe ans Gebiet des Spoilerns herantreten, also beschränken wir uns an dieser Stelle auf einen kurzen Abriss:
Zwei australische Teeniepärchen, nervigster Güte machen einen kurzen Surf-, Sauf- und Bumsurlaub am sonnengefluteten Wellenreiterstrand ihres Heimatkontinents. Kleine und große Zwistigkeiten in der Gruppe und die in regelmäßigen Abständen eingestreuten, betont artifiziell - bedrohlichen Aufnahmen des eigentlich Sommer, Sonne, Sonnenschein suggerierenden Strandpanoramas, unterlegt mit atonalen Geräuschen á la Ring, lassen schon früh erahnen, dass dieser „Urlaub“ nicht für alle vier allzu erholsam werden wird. Als man dann noch einem obdachlosen Surfer begegnet, der bei zweien der Kids blutige Flashbacks hervorzurufen scheint, ist dann der Käse endgültig gelutscht.
Ápropos Ring: Drehbuchautor Stephen Sewell und Regisseur Martin Murphy haben die neue Welle des japanischen Horrorfilms, eben die genannten Ring Filme oder auch Ju-On: The Grudge augenscheinlich genau studiert. Das wichtige Detail der Kameraeinstellungen des Strands als Kulisse rational nicht erklärbarer Gefahr oder auch die geschickt gestreuten Schockeffekte der alten Schule können ihre Inspiration durch die erwähnten Grusler nicht verhehlen, wird das aber auch nicht wollen. Es gibt schließlich schlechtere Vorbilder.
Das Ende ist dann leider ein Wenig an den sprichwörtlichen Haaren herbeigezogen und enttäuscht etwas durch eine künstliche Erklärung, die auch noch massive Unübersichtlichkeit mit durchdachter Weirdness im Stile eines David Lynch zu verwechseln scheint. Der Eindruck wird erweckt, dass die Macher einiges mehr in die achtzig Filmminuten hineinknüllen wollten, als zuträglich gewesen wäre. Der Film ist keinesfalls schlecht. Trotzdem: Ein vernünftiges Hollywood – Remake unter professioneller oder zumindest soliderer Regie wäre sicherlich einen Kinobesuch oder das Geld für eine DVD für zu Hause wert. Besonders hinsichtlich des einzigen tatsächlichen Makels von Lost Things – Strand der verlorenen Seelen, nämlich dem der eindimensionalen und nicht nur optisch kaum auseinanderzuhaltenden australischen Jungschauspieler hätte das interessante und stimmungsvolle Skript eine zweite Chance in Form einer originalgetreuen Neuinterpretation verdient.

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