Review

Staffel 5

"Redux – Teil 1 (Redux, Part 1)"
Staffel 5, Folge 1

Natürlich ist Mulder nicht tot, sondern erfreut sich bester Gesundheit. Der Auftakt der fünften Staffel entpuppt sich interessanterweise als Prequel zur letzten Folge der vorausgegangenen Staffel. Scully hat bewusst vor der Kommision gelogen. Tatsächlich wurde aber eine Leiche in Mulders Wohnung gefunden, doch sind es die unkenntlich geschossenen Überreste eines Mannes, der ihn beschattet hatte und durch den Mulder Hinweise auf die Verwicklung auch des FBIs in die große Verschwörung bekommt. Fortan nimmt Mulder die Identität des Toten an, während Scully weiter gegen ihre Krankheit kämpft. In recht ausgedehnten Sequenzen operieren Mulder und Scully unabhängig voneinander und allein, ihre Stimmen aus dem Off kommentieren ihre jeweilige Vorgehensweise. Während der in der vorherigen Folge eingeführte Mann versucht, unsere FBI-Agenten davon zu überzeugen, dass das ganze Außerirdischen-Brimborium lediglich dazu diente, von den Verbrechen der US-Kriegswirtschaft mit ihren geheimen Entwicklungen, ihren Atombomben etc. abzulenken, findet Mulder scheinbare Beweise für diese These. Scully forscht derweil an eigenartigen Zellen und findet Hinweise auf den Ursprung ihrer Erkrankung. Diese Folge spielt mit verschiedenen Verschwörungstheorien und schreckt nicht davor zurück, durchaus plausibel dargestellt alles Vorangegangene in Bezug auf Außerirdische auf den Kopf zu stellen und zu negieren, was sie zeitgleich zum Anlass nimmt, auf die zahlreichen verbrecherischen US-Kriege hinzuweisen und die Rüstungsindustrie als Nutznießer darzustellen. Viel Inhalt für 42 Minuten und zielführend inszeniert. 8/10

"Redux – Teil 2 (Redux, Part 2)"
Staffel 5, Folge 2

Der zweite Teil der Doppel-, zusammen mit Folge 24 der vierten Staffel eigentlich Triple-Folge ist inhaltlich noch gewaltiger als der erste. Der "Raucher" gerät selbst unter Druck, will aber Mulder am Leben lassen, weil er ihm lebendig mehr nütze. Derweil eskaliert Scullys Krankheit und sie wird ins Krankenhaus eingeliefert. Doch der "Raucher" macht Zugeständnisse gegenüber Mulder, übergibt ihm einen Chip als Heilmittel für Scully (womit das Geheimnis um die Implantate der Entführten gelüftet wäre) und fährt sogar mit Mulder Schwester vor, mit der sich dieser kurz unterhalten kann! Diese bezeichnet den "Raucher" als ihren Vater und weiß ansonsten nicht viel über die wahren Geschehnisse. Skinner gerät in Verdacht, der Verschwörer innerhalb des FBIs zu sein, was sich aber bald als falsch erweist. Eine Interessengruppe, die sogar noch über dem "Raucher" steht und - dieses Thema wird zum wiederholten Male aufgegriffen - sich mit geheimer Klon-Technologie befasst, ist mit dessen Vorgehensweise überhaupt nicht einverstanden. Als sich Mulder in einer Anhörung verantworten muss, enttarnt dieser den verschwörerischen FBI-Mann und am Ende muss sich der Zuschauer von liebgewonnenen Feinden verabschieden... Eine wahnsinnig vollgepackte Folge, in der sich die Ereignisse wahrhaftig überschlagen und die die Serie möglicherweise in eine etwas andere Richtung lenkt. Die Tempowechsel der Folge zwischen ruhigeren, persönlichen, nachdenklichen Szenen und im Stile klassischer Polit-Thriller inszenierter Spannung und Action gelingen gut und lassen die Folge trotz allem wie aus einem Guss erscheinen. 8/10

"Die unüblichen Verdächtigen (Unusual Suspects)"
Staffel 5, Folge 3

Die dritte Folge der fünften Staffel greift in die Vergangenheit zurück und erläutert, wie Mulder seine Hacker-Freunde kennenlernte: Irgendwann Ende der 1980er begegnet Byers auf eine Telekommunikationsmesse der geheimnisvollen Susanne Modeski, die unter einem Vorwand an den männlichen Beschützerinstinkt appelliert, damit sich Byers für sie ins System des Verteidigungsministeriums hackt und ihr Informationen beschafft. Sie gibt den auf sie angesetzten und sie verfolgenden Mulder als ihren brutalen Ex-Freund aus, doch ist dieser hinter ihr her, da man ihr Mord angehängt hat. Als die Finte auffliegt und alle Beteiligten in Lebensgefahr geraten, kann Modeski die Männer von ihrer Unschuld überzeugen und Beweise für eine Verschwörung der US-Regierung gegen das Volk vorweisen... Mit dieser Folge ist ein interessanter Rückblick zu den bisher unbekannten Ursprüngen der Zusammenarbeit Mulders mit den Hackern gelungen, die zudem zeigt, wie Mulder erstmals mit der großen Verschwörung konfrontiert wurde. So taucht auch der afroamerikanische Informant, der zwischenzeitlich längst das Zeitliche segnen musste, erfreulicherweise wieder auf, und zwar in der Rolle eines Fieslings, der stets den Finger am Abzug hat. Die Folge versucht mit der Darstellung einer eigentlich ungesetzlichen, doch staatlich geschützten Übermacht, in deren Visier auch einfache, unbescholtene Bürger gelangen können, zu beunruhigen und hat wohldosierte Action-Einlagen aufzuweisen, bekommt aber manchmal ein paar Probleme, die eher karikierend und humoristisch angelegten Nerd-Charaktere in dieser Stimmung unterzubringen, ohne die angepeilte Atmosphäre konterzukarieren. 7/10

"Vom Erdboden verschluckt (Detour)"
Staffel 5, Folge 4

In einem uralten, weitestgehend unberührten Waldgebiet an der Westküste Floridas verschwindet ein Vermessungsteam plötzlich spurlos. Durch Zufall geraten Mulder und Scully in die Ermittlungen und Mulder erinnert sich an eine uralte X-Akte, die von sog. Motten-Menschen handelte. Mittels moderner Infrarot-Technik stoßen die Ermittler tatsächlich auf perfekt getarnte, fast unsichtbare Wesen... Diese stark zum Öko-Horror tendierende Folge nimmt sich selbst nicht allzu ernst und verfügt über manch komödiantisch angehauchten Dialog sowie etwas Situationskomik, aber auch über die eine oder andere unheimliche Szene - beispielsweise wenn auf dem Erdboden plötzlich zwei glühend rote Augen aufleuchten oder Mulder sich in einem Erdloch konkreten Gefahren ausgeliefert sieht. Die Schlusspointe ist dann auch nicht von schlechten Eltern und appelliert an Urängste vom Monster unterm Bett. Die Motive sind in der Zerstörung der Umwelt zu suchen, die im Subtext kritisiert wird. Eine unterhaltsame, kurzweilige Folge, die stilistisch wohlig an alte Gruselcomics erinnert. 7/10

"Der große Mutato (Post-modern Prometheus)"
Staffel 5, Folge 5

Shaineh Berkowitz sitzt vor dem Fernseher und sieht sich die Jerry-Springer-Show an, als plötzlich Musik von Cher ertönt und sie eine unheimliche Gestalt in ihrem Wohnzimmer erblickt. Das ist das letzte, woran sie sich erinnern kann, als sie Tage später wieder zu sich kommt und zu allem Überfluss feststellen muss, schwanger zu sein. In der Hoffnung, mit ihrer außergewöhnlichen Geschichte selbst einmal in die Jerry-Springer-Show zu kommen, meldet sie sich beim FBI und bittet um Ermittlung in diesem Fall. Mulder und Scully fällt auf, dass die Beschreibung des unheimlichen Wesens zu der der Comicfigur "Mutato" passt, die Shainehs pubertierender Sohn so gern zeichnet. Außerdem lernen sie den Gentechniker Dr. Pollidori kennen... In dieser in Schwarzweiß gedrehten Komödienfolge schüttet man ein ganzes Tribut-Füllhorn aus, angefangen bei Horrorcomics über klasssiche Mad Scientists der Sorte Frankensteins und entsprechenden Verfilmungen, die Jerry-Springer-Show sowie die Sensationspresse mit ihren Zurschaustellungen diversester Freaks bis hin zu Peter Bogdanovichs berührendem Drama "Die Maske" mit Cher und Eric Stoltz in den Hauptrollen und schließlich gar Cher höchstpersönlich. Die leicht episodenhaft aufgebaute Folge arbeitet durchweg mit Klischees karikierenden überzeichneten Charakteren, nimmt weitere Stereotypen aufs Korn (was amüsanterweise von Scully mitunter bemerkt und kommentiert wird!) und lässt so z.B. während der Begegnung mit Dr Pollidori das vollends übertriebene Gewitter ebensowenig aus wie dessen vom Wahnsinn getriebene Forschung. Dies trägt ebenso dazu bei, sich trotz Ansiedlung in der Gegenwart um Jahrzehnte in der Zeit zurückversetzt zu fühlen, wie die Darstellung der Hinterwäldler, allesamt reichlich tumb, fremdenfeindlich und mit Fackeln und Mistgabeln zur Lynchjustiz blasend. Ab dem Moment, in dem ein Ausschnitt aus "Die Maske" gezeigt und damit ein Hinweis auf das unheimliche Wesen gegeben wird, fragte ich mich hin und wieder, ob es angebracht ist, jenen wunderbaren Film in diese allgemeine Verballhornung miteinzubeziehen; doch bekommt man gegen Ende zweifelsfrei die Kurve, wenn zwar überaus plakativ, aber doch mit wahrem Kern und ans Herz gehend eine Lanze für die Entstellten und Entrechteten gebrochen und Cher aufgrund ihrer Rolle in Bogdanovichs Film zum Symbol für Menschlichkeit stilisiert wird - und damit dem Umstand Rechnung getragen wird, dass sie für nicht wenige Menschen aufgrund jener unvergesslichen schauspielerischen Leistung sicherlich tatsächlich jene Symbolkraft besitzt und dazu beiträgt, Außenseitern Hoffnung zu spenden. Dass die Folge mit einem Cher-Konzert endet, ist da nur konsequent. Eine völlig außerhalb des üblichen Serienkanons funktionierende Hommage, die voller Überraschungen steckt und sowohl mit ihrem Humor als auch guter und effektiver Maskenarbeit ebenso überzeugt wie mit ihrer parodistisch, sie jedoch nicht negierend dargebrachten Aussage. 8/10

"Emily – Teil 1 (Christmas Carol, Part 1)"
Staffel 5, Folge 6

Agent Scully besucht zu Weihnachten ihre Familie, doch für Besinnlichkeit bleibt nicht viel Gelegenheit: Ein vermeintlicher Selbstmord in der Nachbarschaft gibt ihr Rätsel auf. Zudem berührt sie das Schicksal Emilys, der Tochter der Toten. Emily weist verblüffende Ähnlichkeit mit Scullys toter Schwester Melissa auf und Scully nimmt sich ihrer an... Dass diese Folge fast komplett ohne die männliche Hauptrolle Fox Mulder auskommen muss, ist nicht der einzige Grund, weshalb sie auf mich wie eine "Frauenfolge" wirkt: Nicht nur dreht sich hier einmal fast alles um weibliche Wesen, nein, es werden auch Scullys Hadern mit der Tatsache, dass sie selbst keine Kinder mehr bekommen kann, thematisiert, neidische Blicke auf das Liebesglück ihres Bruders provoziert und wird rührselig in der familiären Vergangenheit gestochert, was zumindest ein paar niedliche Bilder der kindlichen Scully bietet. Gegenüber der kleinen Emily entwickelt sie dann starke Muttergefühle, eingefangen in manch kitschiger Szene. Und wie es der Zufall so will, (Achtung, Spoiler!) entpuppt sie sich tatsächlich als Mutter der Kleinen. Ein paar zuviel Zufälle auf einmal? Definitiv. Eine schwache Folge auf Seifenoper-Niveau. 4/10

"Emily – Teil 2 (Emily, Part 2)"
Staffel 5, Folge 7

Die "Emily"-Doppelfolge geht in die zweite Runde: Scully ist die Mutter der kleinen Emily, weil die Eizellen zur Schaffung Emilys verwendet wurden, die ihr während ihrer Entführung entnommen wurden - wie Mulder herausfindet. Scully erkämpft das Sorgerecht, muss jedoch mitansehen, wie Emily unter einen tödlich verlaufenden Krankheit landet. Nachforschungen führen auf die Spur der Gestaltenwandler, die man bereits aus anderen Folgen kennt und so unwahrscheinlich der Zufall, dass Scully auf Emily traf, noch immer erscheint, so verhelfen Mulders Eingreifen und der wesentlich höhere Action-Anteil diesem zweiten Teil der Doppelfolge doch zu einem höheren Unterhaltungsfaktor. Neben Thematisierung einer undurchsichtigen medizinischen Verschwörung wird jedoch auch hier wieder versucht, Allegorien auf Mutterliebe, Kinderwunsch etc. einzubringen bis hin zum Kindstod und dem Umgang damit, was nicht ohne diverse etwas dick aufgetragene Rührseligkeiten auskommt. Zwischen über Seifenoperniveau anzusiedelndem Anspruch, Lebenshilfe und Kitsch bewegt sich dann auch die Schlusseinstellung dieser nicht schlechten, aber dennoch eher durchwachsenen Folge. 6/10

"Kitsunegari (Kitsunegari)"
Staffel 5, Folge 8

Pusher Robert Modell, der die unglaubliche Fähigkeit besitzt, anderen Menschen seinen Willen aufzuzwingen, entkommt aus dem Gefängnis. Eine blutige Spur scheint er hinter sich herzuziehen - doch ist er wirklich der Mörder der Menschen, die ihn seinerzeit hinter Gitter brachten? Die "Fuchsjagd" ist eröffnet - und Mulder schwebt in Lebensgefahr... Es ist sicherlich keine schlechte Idee, einmal wieder einen Antagonisten aus einer früheren, in sich abgeschlossenen Folge wieder aufzugreifen. Ob es sich dabei nun unbedingt um den von mir kontrovers aufgefassten Robert Modell handeln muss, sei einmal dahingestellt. Über weite Strecken macht man jedenfalls das Beste aus Modell und der Inszenierung seiner Fähigkeiten und bringt noch einen weiteren Charakter mit ähnlicher Begabung ins Spiel. Neben ansehnlich drappierten Leichen bekommt man ein Rätsel und etwas Verwirrspiel geboten. Interessant ist außerdem der Konflikt zwischen Mulder und Skinner sowie Scully, eine seltene Konstellation in dieser Tragweite. Weshalb Modell keinen Klartext spricht, ist jedoch ebensowenig verständlich wie die Geschichte bei näherer Betrachtung, gerade auch auch vor dem Hintergrund der eigenartigen Erklärung für Modells Fähigkeiten. Knappe 7/10.

"Die Wurzeln des Bösen (Schizogeny)"
Staffel 5, Folge 9

Der autoritäre Stiefvater des Jugendlichen Bobby kommt nach einem Streit auf mysteriöse Weise ums Leben, Mordverdächtiger ist Bobby. Mulder und Scully jedoch hegen Zweifel. Als auch der Vater von Bobbys Freundin Lisa auf ähnliche Weise stirbt, beschäftigen sie sich näher mit der psychiatrischen Betreuerin der beiden, Karin Matthews, deren Vater ebenfalls vor 20 Jahren starb... Diese Folge bietet nicht nur Einblicke in das Seelenleben nicht unbedingt pri­vi­le­gierter Jugendlicher inkl. erfreulich realistischer Wutausbrüche, sondern versteht es ebenso, düstere, geheimnisvolle Dorfatmosphäre heraufzubeschwören, die für Heranwachsende wie ein Käfig wirken muss. Das Versinken der Opfer im Schlamm oder Moor einer ländlichen Gegend berührt Urängste, die Außenseiterrollen der missverstandenen Jugendlichen passen perfekt in die letztlich trotz aller Finsternis comichaft konstruierten Horrorgeschichte, die jedoch nie gänzlich aufgeklärt wird, dafür aber am Ende mit moritatisch-weisen Worten glänzt. Eine gelungene, toll anzusehende Folge wie aus einem Episodenhorrorfilm. 7/10

"Ein Spiel (Chinga)"
Staffel 5, Folge 10

Scully hält sich in ihrem Urlaub im Bundesstaat Maine auf. Dort kommen ihr aus einem Supermarkt blutige Menschen entgegen, die ohne erkennbaren Anlass begannen, sich selbst die Augen aufzukratzen. Der Metzger hat sich gar selbst erstochen. Einzig die Witwe Melissa und ihre Tochter Polly haben den Supermarktbesuch unbeschadet überstanden. Zusammen mit der örtlichen Polizei versucht Scully, das Rätsel zu lösen. Der sich immer wieder telefonisch bei ihr meldende Agent Mulder ist ihr dabei keine große Hilfe... Der Ort der Geschehnisse dieser Folge gibt bereits einen Hinweis auf ihren Drehbuchautor, der niemand Geringerer als Stephen King persönlich ist. Die furchtbaren Ereignisse scheinen mit Melissas kleiner Tochter zusammenzuhängen, die stets eine Puppe mit sich führt und es gewohnt ist, ihren Willen durchzusetzen. Um beide ranken sich Gerüchte im Ort, manche halten Melissa für eine Art Hexe. Doch ist es die Puppe, die mörderischen Einfluss zu nehmen scheint. "Ein Spiel" beweist, dass eine vor allem auf Scully zugeschnittene Folge auch ganz anders ausfallen kann als die enttäuschende "Emily"-Episode. Lupenreiner Horror wird geboten, wenn Melissa gruselige Visionen potentieller Todesopfer bekommt, wenn die unheimliche Puppe ihre Äuglein aufreißt und zum Spielen aufruft und das Blut nicht zu knapp fließt. Eingebettet in eine geheimnisvolle und spannende Erzählweise werden zwar im Kontrast stehende, den Tonfall der Folge jedoch glücklicherweise nicht torpedierende komödiantische Dialoge zwischen Scully und Mulder eingeflochten, die zudem selbstironisch mit den durch die Serie etablierten Charakteristika beider spielen. Aus dem Subtext lässt sich neben verbreiteter Außenseiterthematik eine Parabel auf die Angst vor dem eigenen Kind und daraus resultierenden Autoritätsproblemen herauslesen. Aufgefallen ist mir ferner, wie Scully hier subtil erotisch in Szene gesetzt wird. Dass sie in ihrem Urlaub unmittelbar am Ort des Geschehens auftaucht, ist natürlich ein höchst unwahrscheinlicher Zufall. Für die Puppe wird letztlich leider erst gar kein Erklärungsversuch unternommen und die (zumindest vorübergehende) Lösung des Problems erscheint dann auch etwas sehr einfach. Alles in allem handelt es sich aber um eine ungewohnt harte Folge, die unverkennbar Kings Handschrift trägt und die fürs Visuelle Zuständigen der Serie zu mehr als überdurchschnittlichen Leistungen veranlasste, insbesondere in Hinblick auf die Kameraarbeit. 7,5/10

"Kill Switch (Kill Switch)"
Staffel 5, Folge 11

Der seit 1979 als vermisst geltende Computer-Profi und -Pionier Donald Gelman gerät in eine Schießerei zwischen Drogendealern und der Polizei, die von einem unbekannten Dritten aus dem einzigen Grund fingiert wurde, um Gelman im Kreuzfeuer umkommen zu lassen. Scully und Mulder ermitteln in diesem Fall und stoßen auf die Programmiererin und Hackerin Invisigoth alias Esther Narin. Diese weiß nicht nur zu berichten, dass sie und Gelman an der Entwicklung künstlicher Intelligenz gearbeitet haben, sondern auch, dass sie sich in akuter Lebensgefahr befinden, weil dieselbe sich verselbständigt hat. Gelman musste sterben, weil er mit "Kill Switch" ein Programm geschrieben hatte, um die KI aufzuhalten... Das Drehbuch dieser Folge stammt aus der Feder William Gibsons, dem Autoren der "Neuromancer"-Trilogie, durch die er den Begriff Cyberpunk prägte. Und exakt in diese Kerbe schlägt auch diese Folge, und das nicht nur, weil Invisigoth mit ihrem Goth-Punk-Outfit und ihren herausragenden Computerkenntnissen wohl der Inbegriff eines weiblichen Cyberpunk ist. Neben dem Faszinosum künstlicher Intelligenz und der technophoben Vorstellung, diese könne sich gegen ihre Schöpfer richten, vermengt diese Folge Heimcomputertechnik der späten 1990er mit überlegener, intelligenter Hochtechnik bis hin zu Bio-Elektronik, wenn sich Mensch und Maschine miteinander vermengen. Die ensprechenden Kulissen und Bauten wurden detailreich und bedrohlich anmutend umgesetzt; zudem werden immer wieder die technikbedingten Überwachungsmöglichkeiten der Bevölkerung thematisiert, ein Thema aktueller denn je - womit die KI dieser Folge auch mühelos als Allegorie auf außer jeglicher Kontrolle geratene Geheimdienste verstanden werden darf, bekanntlich das Kernthema der Serie. Natürlich reicht eine nicht einmal 45-minütige Episode nicht aus, komplexe technische Hintergründe näher zu erläutern und arbeitet eine versierte Hackerin wie Invisigoth etwas sehr schnell bereitwillig mit dem FBI zusammen, dafür gibt es neben viel Computertechnik aber auch die eine oder andere feurige Explosion zu sehen und war am Rande sogar Platz für eine abseitige Liebesgeschichte. Die Gefahr, in die unsere Ermittler hier geraten, sind außergewöhnlich und konfrontieren Mulder auch schon einmal mit an Urängste appellierenden Amputationsphantasien, die visuell konsequent veranschaulicht werden. Mulders Nerd-Freunde sind in einer solchen Folge selbstverständlich auch mit von der Partie und müssen sich damit abfinden, gegen den hochinteressanten Visigoth-Charakter die zweite Geige zu spielen. Mulder und Scully bleiben in ihren üblichen Rollen als ungleiches Duo, wobei Mulder überraschend mit Hintergrundwissen zu Gelman und der Geschichte der Computertechnik überrascht. Eine überaus gelungene Science-Fiction-Horror-Folge, die kaum Staub angesetzt hat! 8/10

"Böses Blut (Bad Blood)"
Staffel 5, Folge 12

Chaney, Texas: Agent Mulder sprintet einem Jungen hinterher, holt ihn schließlich ein und rammt ihm einen Pflock durchs Herz. Er hielt ihn für einen Vampir, doch die Fangzähne erweisen sich als eingesetztes Gebiss. Hat Mulder einen Unschuldigen auf dem Gewissen? Gemeinsam mit Scully versucht er, die vorausgegangenen Ereignisse zu rekonstruieren und sich auf das unausweichliche Gespräch mit seinem Vorgesetzten Skinner vorzubereiten... "Böses Blut" ist eine weitere komödiantische Folge, die zudem ungewöhnlich, weil praktisch gleich zweimal erzählt wird und dabei das Kunststück vollbringt, überhaupt nicht zu langweilen: Zunächst ist Agent Scully an der Reihe, die Ereignisse in der texanischen Kleinstadt aus ihrer subjektiven Erinnerung heraus nachzuerzählen, gefolgt von Mulder, der nicht nur entscheidende Details ganz anders wahrgenommen hat, wie sich herausstellen wird. Die Rekonstruktion der Ereignisse ist nicht nur gespickt mit zahlreichen gegenseitigen Sticheleien des FBI-Ermittler-Duos, sondern befasst sich amüsant mit dem Vampir-Mythos und fördert manch obskure Legende zutage, die man den Blutsaugern nachsagt oder irgendwo irgendwann einmal nachgesagt hat. Die leuchtenden Augen der Blutsauger verfügen derweil durchaus über Gruselpotential, Scullys Umgang mit Leichenteilen in der Pathologie hat schon etwas von schwarzhumorigem Gore. Höhepunkte sind die abweichenden jeweiligen Eindrücke beider, die eine Vorstellung von der Kraft subjektiven Empfindens vermitteln. Das lediglich aus gemeinsamer Sicht gezeigte Finale fällt dagegen etwas ab und lässt Fragen offen. 7,5/10

"Cassandra (1) (Patient X)"
Staffel 5, Folge 13

Tatort Kasachstan: Eine ganze Gruppe Menschen wird verbrannt aufgefunden. Einziger Überlebender ist der Junge Dmitri, der von Krycek gefangengenommen wird. Hinter ihm ist auch eine vermeintliche UNO-Blauhelmtruppe her. FBI-Agent Mulder erkennt auf den Röntgenbildern, dass alle Opfer die gleichen Implantate im Nacken hatten wie Agent Scully seit ihrer Entführung. Beide lernen in Cassandra Spender ein weiteres Entführungsopfer kennen, das vorgibt, keine Angst vor den Außerirdischen zu haben, ihre Ankunft sogar freudig erwartet. Mulder zweifelt unterdessen an ihrer Integrität... Mit großen Schritten begibt sich der Auftakt dieser Doppelfolge zurück in die eigentliche Rahmenhandlung der Serie. Zwischen Mulder und Scully scheinen die Rollen vertauscht, denn nun ist Mulder - bedingt durch seine jüngsten Erfahrungen - eher der Skeptiker, scheint seinen Glauben an Außerirdische verloren zu haben und hält das alles für ein Ablenkungsmanöver der Regierung, der Geheimdienste und des Militärs. Cassandra glaubt er kein Wort. Doch in Kasachsten erfreut sich Krycek nicht nur bester Gesundheit, sondern spielt ein perfides Spiel, in dem er Dmitri als Pfand für Erpressungsversuche benutzt, da verschiedene Interessengruppen aufeinandertreffen. Das "schwarze Öl" tritt ebenso auf wie unheimliche Humanoide ohne Gesicht, Menschen mit zugenähten Augen und Mündern und skrupellose Killer, die Menschen bei lebendigem Leibe verbrennen. Wie so oft ist auch diese Rahmenhandlungsfolge arg vollgepackt mit Handlungssträngen und man benötigt als Zuschauer etwas Zeit, um wieder hineinzukommen. Das belohnt man mit teils deftigen Bildern, während die Folge versucht, die Mythologie nach zuvor gestreuten Zweifeln wieder verstärkt in Richtung Außerirdische zu lenken. Der Cliffhanger hat es mit seiner Zuspitzung der Ereignisse in sich. Guter bis sehr guter Wiedereinstieg in die Rahmenhandlung. 7,5/10

"Cassandra (2) (The Red And The Black)"
Staffel 5, Folge 14

Nachdem Scully wie ferngesteuert einer sich sektenartig verhaltenden Gruppe von Entführungsopfern zum Staudamm in Pennsylvania gefolgt war, hat sie die Massenverbrennung durch die gesichtslosen Humanoiden überlebt. Sie kann sich nicht mehr erinnern, doch unter Hypnose rekonstruiert sie, dass ein Raumschiff auftauchte und die Gesichtslosen vernichtete, bevor es Cassandra mitnahm. Mulder bleibt zwar zunächst skeptisch, wird jedoch bald selbst mit den Außerirdischen konfrontiert... Der zweite Teil der Doppelfolge spinnt die einzelnen Fäden fort, undurchsichtige Anzugträgerkreise verhandeln mit Krycek um einen Impfstoff gegen das "schwarze Öl", den Krycek gegen seine Freiheit anbietet. Nach dem Absturz eines Raumschiffs mit Gesichtslosen ist die Rede von außerirdischen Kolonisten und Rebellen, die deren Pläne durchkreuzen wollen, womit die Rahmenhandlung eine neue Dimension erreicht. Krycek nimmt Kontakt mit Mulder auf; Mulder wird in Actionszenen mit Außerirdischen verwickelt, deren genauer Ausgang unklar bleibt etc. Die Vielzahl an Charakteren und die undurchsichtige Interessenlage ist angesichts der neuen Information bzgl. Kolonisten und Rebellen fast zuviel des Guten und es fällt nicht leicht, den Überblick zu bewahren. Hier scheint stets alles und nichts möglich und wenn man am Ende den totgeglaubten "Raucher" als mutmaßlichen Vaters Cassandras Sohns wieder in die Serie einführt, setzt man glatt noch einen drauf. Mir ist diese Folge etwas zu überladen, sie wirkt eher wie ein Mittelstück einer Dreier- statt wie der Abschluss einer Doppelfolge und mich frage mich, ob sich die Serie nicht langsam aber sicher innerhalb ihrer Rahmenhandlung verrennt. Spannend bleibt es dennoch (oder gerade deshalb). 7/10

"Gute Patrioten (Travellers)"
Staffel 5, Folge 15

Man schreibt das Jahr 1990: Der junge Agent Mulder, noch nicht den X-Akten zugeteilt, nimmt Kontakt mit dem ehemaligen FBI-Mann Dales auf. Zur Zeit der Antikommunistenhetze unter McCarthy ermittelte er in einem Fall, in den auch Mulders Vater verwickelt war: Arglose Menschen mutierten zu blutrünstigen Bestien. Anlass ist der Tod eines gesuchten Mörders, der im Sterben Mulders Namen röchelte... Die Chronologie der Serie wird für dieses Folge ein weiteres Mal verlassen, liefert sie doch einen Einblick in Mulders Anfänge beim FBI. Der damals noch unwissende, jedoch bereits wissbegierige und hartnäckige Ermittler braucht mehrere Anläufe, um Dales' Vertrauen zu gewinnen. Witziges Detail: Mulder war damals noch Raucher. In ausgiebigen Rückblenden erfahren Mulder und damit der Zuschauer von der unrühmlichen Ära der Kommunistenverfolgung, die auch Nichtkommunisten traf und vielmehr Ausdruck eines autoritären Regimes denn einer Demokratie war. In diesem Zusammenhang wird schließlich auch die Brücke zur geheimen US-Zusammenarbeit mit menschenverachtenden Nazi-Ärzten geschlagen und damit ein weiteres düsteres Kapitel der Vereinigten Staaten kritisch betrachtet. Für das phantastische Element sorgen die Opfer von Xenontransplantationen, die Monströses in sich tragen, was nicht nur visuell sehr reizvoll umgesetzt wird, sondern auch angenehm an diverse Science-Fiction-Horror-Klassiker erinnert. Anrührend ist, wie es gelingt, trotz allem mit einem Plädoyer für Menschlichkeit die Folge zu schließen. Am Rande erfährt der Zuschauer darüber hinaus von der Entstehung der X-Akten (unter "U" für "ungelöst" war kein Platz mehr im Aktenschrank) und darf sich freuen, eine mit dem eigenen Land hart ins Gericht gehende, mit polithistorischem Verstand und Anspruch sowie bestens funktionierenden Horrorelementen ausgestatte Folge gesehen zu haben, die angesichts all ihrer Zutaten überraschend ausgewogen und rund erscheint. 8,5/10

"Das innere Auge (Mind’s Eye)"
Staffel 5, Folge 16

Die blinde Marty Glenn wird verhaftet, weil sie in Verdacht steht, einen Drogendealer ermordet zu haben - neben dessen Leiche sie blutverschmiert gefunden wurde, als sie gerade sauberzumachen versuchte. Doch Mulder zweifelt an ihrer Schuld. Marty ist zwar blind, verfügt aber über ein "inneres Auge", durch das sie mit dem Mörder verbunden ist - und dieser verübt weitere Morde... Einen klassischen Mystery-Krimi präsentiert diese gelungene Folge, die sich langsam genug aufbaut, um Spannung zu erzeugen und erst nach und nach mit allen Informationen herausrückt. Der Quasi-Grund für die Verbundenheit mit dem Mörder ist bereits eine Art Pointe, die Konsequenz, die Marty daraus zieht, eine weitere und auf ein echtes Happy End muss man in dieser düsteren, sich in den Straßendreck begebenden Folge, vergeblich warten. Die Schauspielerin Martys überzeugt mit Charisma und ihre Rolle mit dem selbstbewussten Umgang mit ihrer Behinderung sowie schnippischen Dialogen mit Autoritäten. Ihre unvermittelt auftretenden Visionen wirken besonders anfänglich unheimlich, am gruseligsten ist letztlich jedoch die Vorstellung, dass Martys (von den Mystery-Elementen befreite) Biographie in der Realität vermutlich so selten gar nicht ist. 7/10

"Alle Seelen (All Souls)"
Staffel 5, Folge 17

Familie Kernof verliert ihre körperlich behinderte Adoptivtochter Dara, als sie kurz nach ihrer Taufe plötzlich ihren Rollstuhl verlässt, auf die Straße geht und nach einem hellen Blitz mit verkohlten Augen in Gebetshaltung aufgefunden wird. Als Agent Scully sich des Falls annimmt, stellt sie fest, dass Dara ursprünglich einmal mehr als zehn Finger hatte und außerdem drei Zwillingsschwestern hat - von denen zwei das gleiche Schicksal ereilt. Während sich Scully mit Mulder auf die Suche nach der dritten Schwester begibt, hat sie Visionen sowohl von ihrer verstorbenen Tochter Emily als auch von einem Seraph, einem engelartigen Wesen... Voll in die Okkult-Mystery-Kerbe schlägt diese mit zahlreichen religiösen Versatzstücken versehene Folge, die sich nicht nur um die Legende des der christlichen Mythologie entlehnten, kirchlich jedoch nicht anerkannten Seraphs rankt, sondern neben einem undurchsichtigen, mit umgedrehten Kreuzen hantierenden Pfarrer auch noch den Leibhaftigen persönlich ins Spiel bringt. All das wiederum dient als Aufhänger für Scullys vorsichtigen Weg zurück zum Glauben, in der Regel süffisant und wenig sensibel vom hier eine absolut untergeordnete Rolle spielenden Mulder kommentiert. Weite Teile dieser Folge sind Ausdruck von Scullys Gefühlswelt und skizzieren den hinter all ihrer Rationalität und Besonnenheit ausgeprägten Hang zur Spiritualität. Das ist durchaus weniger gefühlsduselig ausgefallen, als man annehmen könnte; Probleme bereiten mir in erster Linie die Metapherrollen, die die christlichen Figuren hier belegen: Der Seraph als missgebildeten Mädchen den Tod bringender "Erlöser", der Teufel als das Böse, dessen Motive verborgen bleiben. Insofern ein zweischneidiges Schwert, wenn auch ein interessantes Experiment mit starken schauspielerischen Leistungen Gillian Andersons und einigen Gänsehautmomenten. 6/10

"Die Pine-Bluff-Variante (The Pine Bluff Variant)"
Staffel 5, Folge 18

FBI-Agent Mulder hat sich als verdeckter Ermittler in eine Terroristengruppe eingeschleust, um Beweise gegen ihre Oberhäupter zu sammeln und ihre Festnahme zu ermöglichen. Jedoch ist das wahre Motiv der Gruppe lange Zeit unklar. Als er zu einem Banküberfall mitgenommen wird, muss Mulder feststellen, dass es mitnichten um die Erbeutung von Geld geht... "Die Pine-Bluff-Variante" erinnert mehr an eine Action-Krimi-Folge mit einem Schuss Horror als an serientypische Science-Fiction-Mystery. Der Effekt, dass der Zuschauer zunächst nicht weiß, was Mulder in einer terroristischen Untergrundorganisation treibt, verpufft recht schnell, da nicht nur erfahrenem Publikum klar sein dürfte, dass Mulder keine bösen Absichten hegt. Ungewöhnlich und unverständlich ist, dass nicht einmal Scully eingeweiht wurde, was vermutlich die dramaturgische Wirkung verstärken sollte. Interessanter wird es, wenn Mulder aufzufliegen droht, bevor eine von mehreren mehr oder weniger überraschenden Wendungen die Situation entschärft. Der Banküberfall unter Beteiligung Mulders ist dann in bester Heist-Movie-Manier hochspannend inszeniert und zu diesem Zeitpunkt hat der Zuschauer bereits einen Informationsvorsprung vor Mulder, denn man weiß mittlerweile, dass mit einer tödlichen Biowaffe, die grausam verätzte Leichen zurücklässt, in der Bevölkerung herumexperimentiert wird. Dass eine über Leichen gehende Verschwörung dahintersteckt, wird letztlich zwar im Prinzip nur angerissen, spannt aber den Bogen zur eigentlichen Serienthematik. Trotz ihrer vielen konstruierten Wendungen und der einen oder anderen Logiklücke handelt es sich um eine relativ rasante, spannende Folge, die aber auch etwas unter ihrer unübersichtlichen Vielzahl an neuen Charakteren leidet. Besonders positiv fällt hingegen die aus dem Rahmen fallende musikalische Untermalung auf, die die Spannungsszenen perfekt unterstützt. 7/10

"Folie à deux (Folie A Deux)"
Staffel 5, Folge 19

Gary Lambert, Mitarbeiter im Callcenter der Firma "VinylRight", bemerkt als einziger, das sich im Großraumbüro ein insektenartiges Monster herumschleicht. Es handelt sich um seinen Chef, der für alle anderen ganz normal aussieht. Als er eine Mitarbeiterin zombifiziert, was ebenfalls nur Gary sieht, nimmt er nach einem erfolglosen Versuch, die Öffentlichkeit zu informieren, eine Waffe zur Hand, Chef und diverse Mitarbeiter als Geiseln und provoziert damit die Stürmung des Gebäudes durch eine Spezialeinheit. Dies können auch Agent Mulder und die nachgereiste Agentin Scully nicht verhindern. Doch Mulder hält Lambert nicht für verrückt - er sah das Monster ebenfalls. Handelt es sich um einen Fall von Folie à deux? Schönen Paranoia-Horror hält diese Folge parat, die kurzerhand und sicherlich nicht von ungefähr den Chef eines Outbound-Callcenters zum seine Mitarbeiter aussaugenden und zu lebenden Toten machenden Monster erklärt. Neben diesem sozialkritischen Wink mit dem Zaunpfahl bekommt der Zuschauer eine ansprechend eklig modellierte Kreatur zu Gesicht, die in Verbindung mit den Zombies für manch gruseligen Moment sorgt. Die computeranimierten Sequenzen, in denen das Monster kaum identifizierbar durch die Gänge huscht, fallen dagegen aufgrund ihrer minderen Qualität leider ab. Den voranschreitenden Wahnsinn verkörpert der Schauspieler Lamberts perfekt im Stile eines Amokläufers. Mulder gerät schließlich mehrfach selbst in Gefahr, wobei besonders die an Urängste appellierenden Szenen, in denen er ans Krankenbett gefesselt ist, für Gänsehaut sorgen. Tiefergehende Erklärungen für das Auftreten der Kreatur und weshalb nur wenige Menschen sie erkennen können, bekommt man hingegen nicht serviert und das Ende bleibt wie so oft offen. 7/10

"Das Ende (The End)"
Staffel 5, Folge 20

Ein Schachturnier in Vancouver: Der russische Schachspieler Anatol Klevinol wird just in dem Moment erschossen, als sein zwölfjähriger Gegner, das Wunderkind Gibson Praise, die Partie gewinnt. FBI-Agent Mulders Recherchen ergeben, dass der Schuss eigentlich für Gibson bestimmt war. Doch was ist das Motiv? Die Abschlussfolge der fünften Staffel heißt "Das Ende" und versucht zu suggerieren, dass es sich auch um das Ende der Serie handele - ein Effekt, der seinerzeit sicherlich prima funktioniert hat, immerhin fallen die X-Akten schließlich einem Brand zum Opfer -, mit dem Wissen um vier weitere Staffeln und zwei Spielfilme aber verpufft. Dafür reaktiviert die Folge aber einige alte Bekannte wie Krycek und "den Raucher", die diesmal Gegenspieler in einer Verschwörung sind. "Der Raucher", der sich eigentlich zur Ruhe gesetzt haben wollte, wird genötigt, wieder aktiv zu werden, doch spielt sein ganz eigenes Spiel. Die genauen Hintergründe bleiben unbekannt, umso mehr widmet sich die Folge dem kleinen Gibson und seinen gedankenleserischen Fähigkeiten. Dass diese als potentielle Erklärung für alle möglichen unerklärlichen, in den X-Akten verborgenen Ereignisse herhalten sollen, wirkt indes etwas übertrieben. Hätte es sich wirklich um den Abschluss der Serie gehandelt, wäre dieser unrund und überhastet erschienen, so aber fällt die Bewertung schwer, da es zunächst einmal abzuwarten gilt, wie es weitergeht und inwieweit die in dieser Folge gesponnenen Fäden wieder aufgegriffen werden. 6/10 unter Vorbehalt.

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