Review

Der Originaltitel „Cruel Jaws“ sagt eigentlich schon alles, insbesondere das zweite Wort: Jawohl, wir haben es mit einem Haifilm-Plagiat zu tun, dessen Handlung nur unwesentlich vom einzig wahren Klassiker des Subgenres - „Der weiße Hai“ - abweicht.
„The Beast“ ist ein ganz erbärmliches Stück Filmgeschichte und gehört sicherlich in der Kategorie „Übelster Horrorfilm“ unbedingt in die Top Ten, denn was sich Regisseur William E. Snyder geleistet hat, ist schlicht und ergreifend eine Frechheit und Betrug am Zuschauer. Man mag es kaum glauben, aber die Crew drehte diesen Film ohne ein einziges Haimodell, sondern entschloss sich zu einer ganz kostengünstigen Alternative: Man suchte sich verschiedene Haiaufnahmen aus diversen Dokumentationen und anderen Genrevertretern (u.a. auch aus Spielbergs Original höchstpersönlich) zusammen und baute sie gnadenlos dreist in den Film ein. Wenn das Ganze doch wenigstens noch einigermaßen professionell aussehen würde, aber nein: Zahllose Anschlussfehler finden sich hier und dürften wenigsten dem Trashfan noch ein Lächeln ob der unfreiwilligen Komik auf das Gesicht zaubern. So geschieht es, dass der Hai nicht nur ständig seine Größe und sein Aussehen verändert, sondern auch dass ein sich im Wasser befindlicher Protagonist in der Oberansicht einen Bikini trägt, in der Unteransicht jedoch eine Badehose. Ich wiederhole: Alle Actionsequenzen wurden nicht von Snyder gedreht, sie wurden aus anderen Machwerken gestohlen und als eigene Idee verkauft. Überhaupt fällt auf, dass der Hai nicht ein einziges Mal mit einem seiner Opfer im Bild zu sehen ist, man sieht nur ständig Großaufnahmen vom Ungetüm, seine schreienden Opfer und einen Schnitt bzw. ab und zu etwas Blut, aber man sieht an keiner Stelle, wie der Hai sein Opfer wirklich attackiert. Noch nicht einmal der Tod des Sheriffs (offiziell der Hauptdarsteller des Films) oder der Absturz eines Hubschraubers werden im Bild gezeigt.
Und das Finale, aber das könnt ihr euch ja sicherlich schon denken, ist an Einfallslosigkeit und Langeweile nicht zu überbieten. Da kommt weder Spannung noch Nervenkitzel auf, da droht man glatt einzuschlafen, eben gerade weil jeder Spannungsaufbau fehlt.
Die praktisch 1:1-übernommene Rahmenhandlung hatte ich ja bereits angesprochen - übrigens sind sogar einige Dialoge fast wortwörtlich aus „Der weiße Hai“ geklaut, hinzu kommen noch etliche andere Kuriositäten, die einem die Schuhe ausziehen: Zum einen kann das geschulte Auge ganz klar erkennen, dass die angeblichen Nachtszenen am Tag aufgenommen wurden und erst nachträglich abgedunkelt wurden - aber das so stümperhaft, dass der Zuschauer im Hintergrund öfter trotzdem die Sonne erkennen kann. Und manche Dialoge und Sprüche gehören aufgrund ihrer herzhaften Doofheit an die Wand genagelt. Kostproben gefällig? Bitte sehr! Sheriff Francis fragt den Meeresbiologen Billy: „Was wissen wir eigentlich über Haie?“ - „Sie sind stark wie Lokomotiven und haben das Maul voller Schlachtermesser - und sie schwimmen, fressen und pflanzen sich fort. Das ist eigentlich alles!“ Oder die kleine Susi fragt ihren Vater: „Sag, Daddy, was ist ein Tigerhai? Heißt das, dass sein Daddy ein Hai war und Mami ein Tiger?“ Oder Buhmann Ron: „Ich reiß‘ ihm den Arsch auf, dass er aussieht wie‘n Osterhase.“ Oder mein absoluter Lieblingsspruch vom Meeresbiologen: „Der Hai, nach dem wir suchen, ist ein besonderer Hai. Er ist irgendwie anders, ich würd‘ sagen, er ist anormal.“ Ist das nun ausschließlich das Werk der deutschen Synchronsprecher oder waren diese Sprüche im Originalton ähnlich grenzdebil? Ich vermute: Ja.
In einem solchen Schundprodukt dürfen natürlich mieseste Darsteller nicht fehlen, die zu Recht niemals Ansprüche auf eine grandiose Filmkarriere anmelden dürften. David Luther als Francis ist wohl der größte Jammerlappen und unsympathischste Gesell der Filmsheriff-Geschichte, George Barnes als ekliger Hotelkettenbesitzer Lewis schneidet noch am besten ab, chargiert aber hemmungslos, Richard Dew als Skandinavier Dag sieht aus wie ein Hulk-Hogan-Verschnitt, und seine schauspielerischen Qualitäten reihen sich nahtlos in die genialen Filme ein, in denen sich der Wrestler Hogan als Schauspieler versuchte (siehe „Weihnachtsmann mit Muckis“). Der höchste Störfaktor aber ist die kleine Susi, die sowohl mit einer ausgesprochen nervtötenden Synchronstimme ausgestattet wurde als auch ihre Mimik gnadenlos übertreibt. Der Rest sind ähnlich namenlose Gesichtsbaracken, die eine Erwähnung nicht weiter verdient haben.
Ein paar Worte noch zur „Musik“: Wen verwundert‘s, dass nicht eine Note für „The Beast“ geschrieben wurde, sondern ausnahmslos aus anderen Filmen geklaut wurde? Wenn mich nicht alles täuscht, war sogar etwas „Star Wars“ dabei...
Sollte ich noch genauer nachdenken, würden mir wahrscheinlich noch zahlreiche andere Peinlichkeiten einfallen, aber ich denke sowieso, dass man den Film selbst sehen muss, um wirklich zu glauben, was Snyder da eigentlich verbrochen hat. Mir ist nicht bekannt, ob er für diesen „Horrorfilm“ beispielsweise von Steven Spielberg verklagt wurde - verdient hätte er es auf alle Fälle. Verdient hätten es aber auch alle anderen an diesem Film Beteiligten (bis auf die drolligen Seehunde und Delphine).

Fazit: Einen solchen Haufen Inkompetenz habe ich wirklich noch nie zuvor gesehen. Völlig zusammenhanglos montierte Snyder Szenen aus anderen Haifilmen in „The Beast“ und achtete dabei noch nicht einmal darauf, ob sie wirklich zu den zuvor gesehenen oder danach zu sehenden Bildern passen. Das sorgt zwar für eine Menge unfreiwillige Lacher, ändert aber nichts daran, dass das Filmchen handwerklich wie darstellerisch absolut indiskutabel ist. Ein völlig missratenes Geschnibbel ohne Sinn und Verstand, ohne Spannung, ohne Atmosphäre, ohne eigene Ideen, ohne eigene Handschrift. Eine Katastrophe dritten Grades! Ed Wood würde sich schämen...
GESAMT: 1/10 (Unterhaltungswert: 2 - Handlung: 1 - Schauspielerische Leistungen: 1 - Kameraführung/Atmosphäre: 1 - Musik: 1)

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