Review

Das Jahr 2004 verlief für Wong Jing relativ ruhig, hat er sich damals doch nur an ganzen drei Filmen und damit eher im unteren Durchschnitt seiner sonstigen Aktivität bewegt. Charakteristisch für die Phase und teils entscheidend für den Geschmack ist das Jahr dabei vom bestimmenden Einfluss ganz anderer Werke als Inspiration und/oder der Weiterführung anderer Ideen belegt, so zeichnet sich Moving Targets als Kinofassung einer altgedienten Serie aus den Achtzigern und Sex and the Beauties als asiatische Variante der ähnlich lautenden, damals gerade aktuell den Höhenflug haben Sex and the City aus. Love Is a Many Stupid Thing vielmehr wirkt für den geneigten Zuschauer da schon ansprechender bereits im Anflug der Prämisse her, steht hier doch Infernal Affairs und damit einer der mit bestimmenden, auch noch im Nachhinein wichtigsten Filme des Jahrzehntes und fast das letzte Aufblühen der ehemaligen Kronkolonie als da noch wichtige mediale Nation dar. Das Interesse und die Wirkung von der Annäherung an fremdes Eigentum und dessen Gedankenmaterial, was nicht nur, aber mit den größten Effekt arrangiert:

Die drei Polizeikadetten Ray [ Chapman To ], Crazy Tom [ Shawn Yu ] und Chubbie [ Lam Tze-chung ] werden im Sinne ihres neuen Vorgesetzten Inspector Nat [ Nat Chan ] 'unehrenhaft' aus der Akademie verwiesen, um sich stattdessen in die Triaden, vor allem die Gemeinschaft von Sam [ Eric Tsang ], der nach außen hin ein Autowerkstatt betreibt, einzuschleusen. Doch nicht nur, dass Sam vor Jahren mit Watson [ Raymond Wong ] ebenso einen Spitzel in der Polizei, auch einen mit nach oben strebender Karriere platziert hat, die drei vermeintlichen Gangster haben sich auch ausgerechnet in die Polizistinnen Leila [ Race Wong ], Sharon [ Iris Wong ] und Angel [ Belinda Hammett ] verliebt. Erste Scherereien tauchen prompt mit einem der Väter der weiblichen Cops, einem ebenfalls im Polizeidienst befindlichen Sergeant [ Stanley Fung ] und bald mit dem heimlich nach Macht innerhalb der Gangstergemeinde strebenden Kelvin [ Jan Lamb ], Sohn eines nunmehr toten Kriminellenführers auf.

Der große Bruder im Geiste dient dabei natürlich als Grundlage von Handlung und ihrer Ausgestaltung der sonstigen, treffend mit Infernal Unfairs als Alternativ betitelten Komödie. Tummeln sich die auch hier meist zotenhaften, später gar stark unter die Gürtellinie wandernden und sich dort auch am Wohlsten zu fühlen scheinenden Gags in einem trotzdem wenigstens metahaft bleibenden Feld. Der Undercoverplot, bereits in der Einstiegsszene eröffnet und dann auch vergleichsweise eng durchgezogen, sorgt immer wieder als Aufhänger für die durchaus gekonnte Dynamisierung mit auch Akklimatisation einer Parodie und Würdigung des schon intelligenten Blockbuster zugleich. Szenen wird dabei wieder und immer wieder im die Ähnlichkeit in Bild und Ton suchenden Inszenierungsstil 'kopiert' und anderweitig variiert und wiederholt, was das Werk wie als leicht fehlgeleiteter Versuch von Nachstreben und Wetteifern, nur eben im konträren Genre erscheinen lässt.

Hervorstechend übernommen werden nicht nur einige Rollen und ihre Charakterisierung durch teils auch die gleichen Darsteller, allen voran Shawn Yu und Eric Tsang, sondern die Prägnanz der verschiedenen Schlüsselszenen. Der 'Rauswurf' aus der Akademie, die mondäne Gangsterbraut als mit treibender Faktor des Geschehens, die geheimen Treffen von Undercover und einzigem Mitwisser, Vorgesetzten und Ersatzvater auf dem Häuserdach werden als belangvolle Beispiele herausgegriffen und in nachahmenden Details, nur eben mit anderer Vorstellungskraft belegt. Durchaus positive Überraschungen in dieser äußeren Erscheinung, allen voran das hiesige Resultat vom sonstigen Klamaukkopf Nat Chan in der Präzisierung der dortigen Anthony Wong Figur, als auch der Potenzierung mit gleich drei im Untergrund aktiven Polizisten statt nur dem einen gibt es dabei auch,

So wirkt das Anreichern des Geschehens in der normalerweise völlig ungewohnten Besetzung mit Chan, der hier seit langem und eigentlich fast überhaupt den ernsten Ansatz statt des reinen Grimassierens wählt, gegenüber dem gewohnt sicheren Spiel von Wong beinah attraktiver im Gemüt. Die Verdreifachung der Probleme, in der sich zudem mehrerer Facetten des bemühten Eingliederns in einer ganz anderen Welt und des Verschweigens gegenüber ehemaligen Kollegen offenbaren, kann gleichsam markante Punkte, die der einer nach außen hin verschworenen Männerfreundschaft und der Existenz einer (theoretisch) nach allen Seiten abgeschotteten Gruppierung mit verhängnisvoll begrenzten Universum setzen. [Zudem ist die Ausweitung des Geschehens auf mehrere Arrangements ein Vorgeschmack auf gleich mehrere der Trittbrettfahrer der Infernal Affairs Saga, speziell der Spiegelung im Extrem  Wo Hu - Operation Undercover (2006), als auch ein Zwischenstück von Colour of the Truth (2003) zu Colour of the Loyalty (2005), in der mit gleichen Darstellern und Motiven gespielt wird.]

Natürlich steht der Sinn mehr nach dem später auch offen ausgespielten Gehabe von zu groß geratenen Kindern im Männerkörper und ihrem nicht zu bremsenden Trieb nach Frauen jüngeren Datums und so der Hebelwirkung weiblichen Geschlechts im Vordergrund, wird der Reiz der Anwesenheit von knapp bekleideten, im Rollen- und Realnamen gleichermaßen uninteressanten, dafür aber optisch verlockend bis frivol bekleideten Schauspielerinnen offen ausgespielt. Wilde Parties im Nachtclub, willige Polizistinnen, von lüstigen Gaunern begrapschte damseln-in-distress, das cross-dressing als Thai Transgirls und eine offenherzige wet shower Szene wechseln sich mit dem fleischlich-zügellosen Begehren der Männer im Bunde, die ja eigentlich ihr Leben dabei riskieren, dies in der Verlockung des Genusses aber vollends ignorieren, ab. Im Vollzug des Komödienanteils ist man dann auch alles andere als geistreich, sondern eben im direkten Streben nach möglichst dem schnellen Lacherfolg, gerne auch mal mit Altbackenem und den gewohnten Mechanismen und Manierismen bis hin zur dort dann auch schlichten Kopie.

Was letztlich bleibt ist ein (kommerziell sicheres) Experiment, durchweg gerade in den maskulinen Parts stark besetzt, sei es in der Darbietung der drei Anti-Helden als sympathisches Trio als auch speziell in den Gegenspielern, in der mit beeindruckend adäquaten Cameos der (vom Heroic Bloodshed) altgedienten Max Mok, Cheung Kwok-cheung, Ken Tong, Michael Miu Kiu-wai richtiggehend gewuchert wird. Was bleibt ist ein Film mit viel mehr als dem hier gezeigten, aber halt nicht vollends ausgespielten, sondern für den billigen Schalk im offensiv Lustspiel mißbrauchten Potential. Was fehlt ist die naive Nostalgie des zumindest im Originaltitel ersichtlichen Urbild, ist man doch direkter Verwandter der nunmehr mit verklärender Sehnsucht besserer Zeiten verklebter The Romancing Star (1987-1989) Trilogie.

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