Im Streit erschießt Marie ihren Ex Hans. Der liegt jetzt tot in ihrer Wohnung und muss weg. Auf dem Bahnhof, mit Trenchcoat und Sonnenbrille angetan, bietet Marie wildfremden Männern 500 Mark, wenn sie die Leiche wegschaffen. In einem Bums findet sie Günther, der würde schon wollen. Oder auch nicht. Aber dann doch wieder. In den Teppich rollen die beiden den Hans noch ein, aber dann fällt Günther ein, dass Hans mitsamt Teppich einfach zu schwer ist. Also wird Fritz organisiert. Mit Fritz und ein wenig Schützenhilfe vom Hausmeister kann Hans endlich in das geliehene Auto gepackt werden, und ab geht es nach Norden. Zur Autobahnbaustelle, wo Abschied genommen wird. Danach noch in ein kleines Dorf, zur Tante von Fritz, frühstücken. Eigentlich könnte man ja gleich dableiben. Oder einfach weiterfahren. Aber Günther ist pflichtbewusst und will das Auto wieder zurückbringen.
Kein reines Road Movie, kein Aussteigermärchen, und schon gar keine flippige Fantasie. Dafür war die Zeit noch nicht reif, und Volker Schlöndorff ist auch kein Regisseur für flippige Fantasien. Ich hatte eher den Eindruck, als würde er sich an Godards AUSSENSEITERBANDE orientieren, nur weniger cineastisch orientiert. Die beiden gelangweilten jungen Männer, die gutaussehende Frau, die schwebende Hin-und-her-Beziehung zwischen den Dreien, die verbotene Tat die zusammenschweißt und gleichzeitig auch Zwietracht nährt ...
Leider, und da wird es persönlich, stand mir nach dem zuvor gesichteten DIE LEGENDE VON PAUL UND PAULA und nach Lemkes LIEBE, SO SCHÖN WIE LIEBE der Sinn eher nach Märchen. Nach Romantik und mehr oder weniger realitätsfernen Idealzuständen von Beziehung. Von daher konnte ich mit MORD UND TOTSCHLAG nicht so viel anfangen wie erwartet. Zu nüchtern erzählt war mir die Geschichte, und vor allem zu schnörkellos. Vielleicht hatte es auch einfach zu viel Realität. Dass Marie und Günther den lieben langen Tag lang durch München driften, auf der Suche nach was zu trinken, der Nacht und der verlorenen Zeit, das hätte wegen mir auch gerne so weitergehen können. Dieser Teil war ein wenig wie eine ernsthafte Version von ZUR SACHE SCHÄTZCHEN und eigentlich viel interessanter als das letzte Drittel. Die kleinen Nebenfiguren waren es, die mich hier ziemlich begeistert haben: Der Hausmeister ("Sie können hier nicht stehenbleiben! Hier ist Halteverbot!" Jeder kennt diese Typen ...), der Mann auf dem Bürgersteig, der von Günther fast umgefahren wird und eine Schimpftirade loslässt, Willy Harlander als Bauer, der stolz ist auf sein Geflügel-KZ. Menschen aus dem alltäglichen Leben, genau beobachtet und fein gezeichnet. DAS ist der eigentliche Film, nicht der eher hölzerne Hans Peter Hallwachs oder der eiskalt wirkende Manfred Fischbeck. Die Figuren zwischen den Hauptcharakteren und die kleinen Nebengeschichten (ganz stark ist ja die Tante, von der hätte ich gerne mehr gesehen), die machen den Film aus. Dies, und die erotische und sehr natürlich wirkende Anita Pallenberg natürlich.
Fazit: Na ja, war doch gar nicht so schlecht, wenn ich drüber nachdenke. Ein Film zum Sackenlassen und zum Reifen. Und zum mehrmals Sehen …