Review

Es macht mir keine besondere Freude einen Film schlecht zu beurteilen, denn die Voraussetzung dafür ist ja, daß ich mir den Film angesehen haben muß.

Warum eigentlich ? - Also einerseits machte der Trailer keinen schlechten Eindruck, andererseits sind Schauspielerinnen wie Holly Hunter und Kathy Bates in der Regel Garant für ordentliches Kino. Also habe ich mich heran getraut und schwarz geärgert.

Da ich nicht umhin kann ,auch auf spätere Inhalte einzugehen und deshalb etwas herumspoilern muß, hier vorab - ich gebe dem Film wegen der obengenannten Schauspielerinnen noch 3 Punkte, kann den Film selbst als harmlose Nebenbei-Unterhaltung nur eingeschränkt empfehlen, aber wenn man ihn sich wirklich antun will, dann man läßt einfach die letzten 10 Minuten weg, dann ist er doch tatsächlich ganz ordentlich (Aber wer hört schon auf so einen Rat?).

Erzählt wird die Geschichte aus Stacy Holt`s (Brittany Murphy) Sicht und beginnt wie einige Woody Allen -artige Selbstanalyse- Filme mit einigen Szenen aus der Kindheit, leitet dann schnell über zur aktuellen Beziehung (Typ ideale Traumbeziehung) bis zum neuen Job als Mitarbeiterin der Produktion einer Reality-Talk Show. Solche ca. 15 minütigen Einleitungen, die die wichtigsten Protagonisten vorstellen, können sehr witzig sein, hier kommt sie nur hektisch und unlustig rüber ohne jegliche differenzierte Charakterzeichnung. Einzig Kollegin Barbara (Holly Hunter) erhält etwas Profil, dagegen erfährt man fast nichts über den angebeteten Freund Derek (Ron Livingston), der ja eigentlich im geistigen Mittelpunkt des Films steht.

Dann aber - Derek ist 2 Wochen auf Dienstreise - beginnt Stacy an Hand des "Black Book" ihres Freundes und motiviert durch Kollegin Barbara, die fleißig Mißtrauen sät, in der Vergangenheit ihres Freundes nachzuforschen und entdeckt einige pikante Details. Dieser Teil des Films ist durchaus amüsant, er wird ruhiger und auch die Gespräche mit den verflossenen Freundinnen ihres Freundes bekommen genügend Raum. Dazu läuft Holly Hunter alias Kollegin und Freundin Barbara langsam zu Hochform auf...

Parallel dazu werden auch immer mehr die Vorgänge und Intrigen gezeigt, die hinter der Reality-Show (Thema z.B."Meine Oma ist eine Prostituierte" usw.) ablaufen.

Natürlich geht dem Film, der ja ein bißchen auf der Schiene "Selbsterkenntnis der Ich-Erzählerin" daher kommt, immer noch jegliches Hinterfragen ab, z.B.warum sich Stacy über ein Jahr überhaupt nicht für die Vergangenheit ihres Liebsten interessierte und sich immer billig abspeisen ließ?

Aber das spielt keine Rolle mehr, als der plötzliche Höhepunkt des Films eintritt :

Barbara hatte die ganze Zeit die Strippen gezogen - nicht nur Stacys, sondern auch die der Zuschauer - denn auch für mich völlig und unerwartet ,geschieht plötzlich ein Ereignis....

...und in diesem Moment löst sich alles auf : alles was einen vorher nervte ( Stacy's Naivität, der undefinierte Freund, die scheinbar planlosen Nachforschungen, das ganze Heititei "wir sind ja alle Freunde und verstehen uns so gut"-Getue) und der Film gewinnt tatsächlich Format - er zieht sich in diesem Moment auch nicht verlogen zurück - etwa in dem Derek für seine ganzen Verfehlungen plötzlich doch einen guten und "anständigen" Grund hätte - nein, er wird zur Satire auf Oberflächlichkeit, gesellschaftlich genormte Wünsche, Reality-Soaps usw.,im Grunde auf solche Figuren wie Stacy selbst eine ist....

In dem Moment ,in dem Holly Hunter als Advocatus Diaboli auftritt, in dem Moment verzeiht man dem Film einige Schwächen und als Stacy dann verzweifelt davon läuft, könnte man befriedigt den Abspann anschauen...

Aber was macht dieser Film ? - Er geht noch 10 Minuten weiter und das in diesen 10 Minuten weder Holly Hunter noch Kathy Bates auftreten noch sonst irgendjemand, der vorher mitspielte (außer natürlich Stacy), läßt den Verdacht aufkommen, daß sich hier Jemand nicht traute, eine "All-American-Girl - Story" mal so richtig gegen den Strich zu bürsten. Sie wäre dann zwar immer noch nicht besonders lustig gewesen, aber immerhin originell und konsequent.

Aber dieses Ende : erst schmeißt sich Stacy peinlicherweise an die Brust eines damals von ihr verschmähten Highschool-Verehrers, den sie urplötzlich wieder trifft. Der ist zwar schon mit einer Anderen zusammen, kann ihr aber noch die Lebensweisheit mitgeben " Gerade wenn du es nicht erwartest, kommt das Glück um die Ecke" ,sinngemäß verwandt mit dem Motto " Glaub an dich und mache, dann kommt der Rest von alleine...".
Mit dieser Erkenntnis ausgestattet, erringt Stacy kurz darauf natürlich ihren Traumjob. Alleine die Art wie sie sich darüber freut, macht es völlig unglaubwürdig, daß eine solch naive und im ganzen Film inkompetent wirkende Person für einen solchen Job geeignet ist.

Der ganze Film mündet also in der oben genannten, schon tausendmal gesehenen Erkenntnis. Der einzige Vorwurf ,den sie sich schlußendlich macht, ist, daß sie zuvor ihr Leben eben zu sehr geplant hatte. Dabei war diese völlige Naivität mit der sie die Beziehung zu Derek führte das Gegenteil von Planung.

Vielleicht - so kommt mir jetzt erst der Gedanke - ist das alles bewußt gemacht, sozusagen die Satire in der Satire. Die Tatsache ein solches Happy-End dahin zu schustern und an den Haaren herbeizuziehen ,sollte den Zuschauer so stark mit der Idiotie eines solchen Gedankengutes konfrontieren, daß er sich nicht nur - wie meistens bei Satiren leicht gequält amüsiert, sondern sogar richtig ärgert.

Dann hat es bei mir gewirkt!! (3/10).

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