Der Manchurian Candidate wirkt wie einer dieser Filmklassiker. Man achtet und schätzt sie weniger aufgrund ihrer erzählerischen Finesse, der beeindruckenden Bilder, geschweige denn wegweisender Technik. Filmklassiker stehen unter Artenschutz, weil sie bestimmte Regeln und Formeln für ein Genre definiert haben. Sie setzten anno dazumal ein Zeichen, an dem sich noch heutige Werke orientieren Das ist ihr unbestrittener Verdienst und deswegen sollte man sie als richtungweisend anerkennen. Trotzdem entzieht dem modernen Zuschauer sich der Reiz dieser Klassiker oftmals dadurch, dass nicht nur Kamera und Effekte, sondern auch die Geschichte und unvorhergesehene Wendungen heutzutage oft vorhersehbar und banal wirken. Bei der „Manchurian Candidate“ verhält es sich exakt so, mit dem Unterschied, dass das Genre schon zahlreiche Klassiker hinter sich hat, die Regeln schon feststehen und dieser Film letztendlich nur deshalb überrascht, weil er eine Enthüllung weniger bietet, als man sich wünscht. Darüber hinaus nervt der verworrene Erzählstil, die klischeebeladenen Protagonisten und die Szenenhaftigkeit der Bilder. Die vorhersehbare Geschichte allerdings bleibt unterm Strich das meiste schuldig.
Der Golfkriegs-Veteran Ben Marco (Denzel Washington) leidet seit einem Einsatz beim Desert Storm unter Alpträumen und Wahnvorstellungen. Er versucht mit Hilfe des ehemaligen Soldaten und jetzigen Vize-Präsidentschaftskandidaten Raymond Shaw (Liev Schreiber) eine Verschwörung aufzudecken. Shaws Mutter (Meryl Streep), seine eigene Unglaubwürdigkeit und Shaws Posten als Vizepräsident stellen bei der Aufklärung jedoch entscheidende Hindernisse dar.
Was nach einem handfesten Politthriller klingt, entpuppt sich zunächst als unzusammenhängende Suppe an einzelnen Szenen beziehungsweise unmotiviertes Abspulen von Einzelschicksalen. Hat man sich als Zuschauer daran gewöhnt, fällt das emotionslose Chargieren von schauspielbegabten Hollywoodgrößen negativ auf. Schließlich endet dieses Machwerk als überraschend pointenfreies Verschwörungsspektakel, bei dem auch ungeübten Betrachtern nach 20 Minuten aufgehen sollte, wohin die Reise geht. Die Schauspielleistungen gehen in Ordnung so fern man die Tatsache zu Grunde legt, dass alle Darsteller ständig das wiederholen müssen, was ihre Rolle ausstrahlen soll. Denzel Washington darf sich als emsiger Aufklärer ständig ans Gehirn fassen und verräterische Flashbacks erleben, Meryl Streep verspritzt als totale Giftspritze selbiges in jeder Szene und Liev Schreiber agiert in der Rolle als willenloser Roboter denkbar undankbar. Nebenbei tummeln sich noch Nebenrollenkoriphäen wie Jon Voigt (verschenkt), Miguel Ferrer (verschenkt) und uns Adolf Bruno Ganz. Auf dem Regiestuhl saß immerhin Jonathan Demme, der mit „Das Schweigen der Lämmer (1990) einst das Genre des modernen Serienkiller-Films begründet hat. Bei all dem Star-Rummel fragt man sich mit Recht, warum sich diese illustre Runde ihre Zeit mit einem derart öden Drehbuch beschäftigt hat, das neben den üblichen Verdächtigen auch –noch schlimmer- die üblichen Helden und Opferklischees bedient.
Neben ein paar strangen Rückblenden von Gehirnwäschen und ein paar gruseligen Andeutungen ganz am Anfang und dem Satz „Woher wissen sie, dass ihr Leben nicht nur ein Traum ist“, hat „The Manchurian Candidade“ keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ein Enttäuschung auf ganzer Linie.
Daran werde ich mich noch lange erinnern:
Der fiese Gehirndoktor und Mengele-Verschnitt