M. Night Shyamalan „The Village“ scheint wieder einer jener Filme zu sein, am dem sich offenbar die Geister zu scheiden.
Wird er auf der einen Seite gelobt, so auf der anderen total verrissen.
Ich muss gestehen, ausgesprochen positiv vom Besuch dieses sehr atmosphärischen und spannenden Films überrascht worden zu sein - mal ein Film nach langem, der mich wirklich wieder in seinen Bann ziehen konnte.
Pennsylvania im ausgehenden 19. Jahrhundert:
Das 50-Seelen-Dorf Covington liegt völlig abgeschottet inmitten der Wälder.
Obwohl die dort ansässige sektiererische Gemeinde unter denkbar eingeschränkten Bedingungen, wie mangelnder medizinischer Versorgung, ohne fließend Wasser oder Elektrizität zu leben hat, wird die hinter den Wäldern liegende Stadt als Inbegriff des Lasters, des Mammons und der Verdorbenheit strikt gemieden, von welcher sich die Dorfältesten einst bewusst zurückgezogen hatten, um sich fernab anzusiedeln.
Und es gibt noch einen weiteren Grund:
Im umliegenden Wald jenseits welchem die Stadt liegt, hausen die „Unaussprechlichen“, mysteriöse Kreaturen, mit denen bei Begründung der Gemeinde der Pakt getroffen worden sein soll, dass sie sich nur dann vom Dorf fernhalten,
sofern auch ihr Territorium geachtet wird.
So wird die Dorfgemeinschaft durch drei besondere Regeln
„Verstecke die böse Farbe (Rot), das lockt sie an!“
„Gehe niemals in den Wald, dort warten sie auf Dich!“
„Beachte die Glocke, sie kündigt ihr Kommen an!“
aufrechterhalten.
Da die Grenze des verbotenen Waldes gelegentlich durch die Siedler verletzt wird, kommt es zu nächtlichen Einfällen der „Unaussprechlichen“ ins Dorf, wobei die unheimlichen Besucher blutige Markierungen an den Häusern und gehäutete Tierkadaver als Warnungen hinterlassen.
Die Situation gerät schließlich vollends ins Wanken, als es zu einem folgenschweren Zwischenfall kommt.
Lucius (Joaquin Phoenix) wird vom geistig zurückgebliebenen Noah (Adrien Brody) lebensbedrohlich verletzt. Nur die Medizin aus der Stadt könnte sein Leben retten.
Die Geliebte Lucius`, die erblindete Ivy (Bryce Dallas Howard) ist fest entschlossen, die Regeln der Ältesten zu brechen und die Wälder zu durchqueren, um Hilfe zu beschaffen.
Die Lebensgemeinschaft von Covington und ihr Kodex sieht sich auf den Prüfstand gestellt...
Den zwischenmenschlichen und emotionalen Beziehungen in der Gemeinde untereinander, insbesondere den beiden Hauptcharakteren Lucius und Ivy wird ein sehr breites Spektrum im Film eingeräumt ohne, dass es dabei zu nennenswerten Längen kommt. Die schauspielerischen Darbietungen sind rundweg als hervorragend zu bewerten, besonders haben mir Bryce Howard und William Hurt als Dorfältester und Ivys Vater gefallen.
Das Geheimnis des Dorfes ahnt man angesichts der unentwegt thematisierten Zivilisationsfeindlichkeit, die sich in diffuser Furcht und Ablehnung gegenüber„der Stadt“ manifestiert, eigentlich den ganzen Filmverlauf über, ist aber bei dessen Offenlegung irgendwie dennoch überraschend – eine besonders herausragende dramaturgische Leistung Shyamalans!
Ohne „Spoilern“ zu wollen, kann ich trotzdem versichern, dass der Film auch nach der Auflösung noch ein, zwei nette Überraschungen in petto hat.
Womit wir bei den Schockmomenten von „The Village“ wären:
Obwohl derer nicht allzu viele (was dem Film auch zuträglich ist, da kein Abnutzungseffekt!) sind diese stimmig, wirkungsvoll, gleichmäßig über den Film verteilt, mit einem sicheren Instinkt fürs richtige „Timing“, um den gesamten Film interessant zu halten, inszeniert.
Natürlich spielen hier die musikalische Untermalung und der Schnitt in den entsprechenden Szenen eine sehr große Rolle. Genial ist einfach nur die Szene gegen Ende des Films, in welcher Ivy blind und hilflos durch den Wald von Convington stolpert – ich will aber nicht zuviel verraten...
Die große Enttäuschung, über die sich so einige Luft verschafft haben, beruht offensichtlich auf dem Mißverständnis, dass die Kritiker in der Erwartung waren, einen Horrorfilm zu sehen, was "The Village" - obwohl er in diesem Genre Anleihen nimmt - sicherlich nicht ist.
Fazit: Einfach ein gelungener, abwechslungsweise innovativer Film, der Dank seines talentierten Regisseurs und einer guten zugrundeliegenden Idee souverän auf den scheinbar obligatorischen Schnick-Schnack der Hollywood-Fließbandproduktionen, wie Computeranimationen und aufwendige Spezialeffekte verzichten kann.
Da ich persönlich die übrigen Werke M. Night Shyamalans, wie „The sixth sense“ oder „Signs“ (noch) nicht kenne, werde ich mir diese mal baldigst zu Gemüte führen.
Einen Punkt Abzug gibt es dafür, dass ich nicht glaube, dass man sich „The Village“ leider, leider mit dem gleichen Filmgenuss wie beim ersten Sehen auch ein zweites mal anschauen kann.
Also: 9/10
„The Village“ – Unbedingt angucken!