"Auf Herz und Nieren" ist mal wieder ein Film über eine eingeschworene Gruppe von 4 Freunden, die schon seit langem zusammen ein ziemliches Verliererdasein ausleben. Als Glotze, der gutmütige, aber recht doofe tolpatschige Boxer, die anderen in ein Drogengeschäft mit hineinzieht, welches dann aber schiefgeht, stehen alle auf Einmal mit 1000000 DM in der Kreide bei einem korrupten Pseudo-Aristokraten. Um an das Geld zu kommen, sind ihnen alle Mittel recht, und so muss Glotze, der eh immer nur Scheiße gebaut hatte, für eine illegale "Herzspende" herhalten, was natürlich die gesamte Gruppe spaltet und viele Probleme verursacht...
Nun, was soll ich sagen? Es ist eigentlich gut, dass man hier in Deutschland wieder öfter Kinofilme produziert, mit ausgefallenen Ideen und ein wenig Mut zum Risiko. Denn das hatten die Macher zur Genüge, da die Geschichte wirklich recht haarsträubend, und der Humor Geschmackssache ist. Aber trotzdem will ich den Streifen nicht gutheißen.
Sicher, schlecht ist er nicht. Die Charaktere sind recht gut ausgearbeitet und gespielt, die Konflikte und Dialoge glaubhaft in Szene gesetzt. Auch der teils rabenschwarze Humor ist mit gutem Timing an den passenden Situationen eingebracht, und teilweise schon sehr überzogen, sodass man den Film nicht völlig ernst nehmen kann, obwohl an der einen oder anderen Stelle die Emotionen in den Vordergrund treten, und alles ziemlich dramatisch wirkt. So zum Beispiel die Szene, wo sich Glotze umbringen will, nachdem er eine Lebensversicherung über 750000 zu Gunsten der Anderen, die ihn kurz zuvor zum Teufel gejagt hatten, abgeschlossen hat. Seine Freunde kommen noch rechtzeitig und versuchen ihn davon abzubringen, da sie gerade sein Herz einem üblen Organhändler zusagten. Die seelischen Konflikte und das Hinterhältige in den Worten von Glotzes "Rettern" ist schön ausgespielt.
Doch es gibt da auch die negativen Seiten des Films: Die Macher versuchten offensichtlich, dem Film eine moderne "Videoclipästhetik" und jugendlich-frische Dynamik durch alle möglichen kleinen Übergangs- und Spezialeffekte zu verleihen. Viele Szenen sind übertrieben rhythmisch geschnitten und mit den üblichen "Moderne-Filmsprache-Klischees" gespickt (mische Aronofsky mit Technoclips, Tykwer...). Selbst ein halber Matrix-Bullet-Time-Effekt ist vorhanden und wirkt leider sehr aufgesetzt. Das hätte es nicht gebraucht. Die doch recht ernst gemeinte Geschichte zerstört sich zudem noch durch einige Gag-Einfälle der Macher, wie das ganze Konzept der bösartigen Doktorkarikatur des Organhändlers, ein wenig den Stil (auch wenn das einige durchaus positiv sehen, für mich hat es irgendwie nicht hineingepasst). Außerdem kommt der Film recht lange nicht zur Sache, sodass er sich an einigen Stellen zu sehr zieht, zuviel erzählt und ins Detail geht.
Im Großen und ganzen habe ich ein zwiespältiges Verhältnis zu dem Til-Schweiger-Film. Ich fand seine alten Filme nicht weltbewegend, und dieser ist es auch nicht, obwohl man wirklich spürt dass der Wille hier vorhanden war, etwas Ausgefallenes, Frisches an den Tag zu legen.
Sagen wir einfach mal 6,3 von 10.