Tja, auch eine Leinwandikone wie Clint Eastwood („Dirty Harry“, „Unforgiven“) hatte seine Fehltritte. Einer davon ist „Every Which Way But Loose” und obwohl die seinerzeit sehr erfolgreiche Komödie gleich zwei Jahre später mit „Any Which Way You Can“ eine Fortsetzung spendiert bekam, bleibt heutzutage doch eher fraglich worauf sich der Publikumsandrang seinerzeit zurückführen lässt.
Denn ganz unvoreingenommen kann man dem Eastwood-Vehikel zwar ein paar ganz gute Gags attestieren, daneben aber auch genauso gut Ziellosigkeit und mangelnde Stringenz. Der Mix aus Roadmovie, Liebeskiste und knochenharter Boxermentalität stößt bisweilen an seine Grenzen, wenn er versucht Tragik mit flacher Comedy zu koppeln.
Philo Beddoe (Eastwood) und Orville Boggs (Geoffrey Lewis, „Dillinger”, „Thunderbolt and Lightfoot”) sind bei Muttern im Garten zusammen mit ihrem Affen Clyde in den Tag hineinlebende Loserfiguren, die sich ihr Zubrot mit nicht ganz so legalen Boxkämpfen in Hinterhöfen finanzieren. Denn Philo ist hart im Nehmen und noch härter im Austeilen, was ihnen immer wieder nette Sümmchen beschert. Alles wäre so einfach, wenn da nicht plötzlich die Sängerin Lynn (Sondra Locke, „The Outlaw Josey Wales“, „The Gauntlet“) in Philos Leben treten würde. Der eigentlich im Umgang mit dem weiblichen Geschlecht sich stets unglücklich verhaltende Amateurboxer fühlt sich überraschend von ihr angezogen, denn sie erwidert seine Gefühle. Bis sie ein paar Tage später plötzlich verschwindet und er sich entschließt seiner großen Liebe nachzureisen – im Gepäck Orville und Clyde.
„Every Which Way But Loose” ist meist von plattem Humor geprägt, der sich immer wieder an einer mit Naziemblems versehenen Rockertruppe und zwei dümmlichen Polizisten hochzieht. Beide Parteien haben sie nämlich vor ihrer Abreise schwer verärgert, weswegen die auf Krawall aus sind. Leider ermüden sich die ständig wiederholenden Prügeleien und Motorradentsorgungen auf die Dauer deutlich.
Der Versuch Philo so etwas wie Tiefe zu geben, wird immer wieder zugunsten zumindest halbwegs gelungener Gags abgebrochen. Gutes Beispiel ist die Episode, in der Philo nachts einsam mit seinem Affen durch die Bars zieht, während Orville sich mit seiner neuen Flamme vergnügt. Deren Schlaf unterbricht er rigoros, weil Clyde kurz vorm Platzen ist und dringend eine Braut braucht. Nun ja...
„The Enforcer“ – Regisseur James Fargo inszeniert passabel und kann sich bei den immerhin, bis auf ein paar Lufthieben, gelungenen Boxkämpfen auf Boxlegende Al Silvani (unter anderem auch als Berater bei „Rocky“ und „Raging Bull“ tätig) verlassen. Leider gelingt es ihm nicht den ohnehin dünnwandigen Stoff einigermaßen flott vom Leder zu ziehen, weswegen zwischen den Gags, für deren Gelingen sich öfter der Affe verantwortlich zeigt, viel Leerlauf herrscht.
Zum Schluss wird noch, zugegeben wenig überraschend, die traurige Schiene gefahren, weil Philo endlich mitbekommt, an was für eine Person er da eigentlich geraten ist. Sein Ziel, den größten Kampf seiner Karriere, hat er da aber längst nicht mehr vor Augen. Zu sehr versandet „Every Which Way But Loose” zwischendurch immer wieder in seiner trägen Lovestory, die so gar nicht in Schwung kommt
Der finale Boxkampf hätte deswegen ebenso gut ausfallen können, da die Moralbotschaft, die ja nun ganz eindeutig den Ausgang beeinflusst, sehr aufgesetzt wirkt und vom jedem halbwegs erfahrenen Zuschauer so schon erwartet wurde.
Fazit:
Freunde des flachen, infantilen Humors dürfen sich eingeladen fühlen. Mein Fall war „Every Which Way But Loose” nicht wirklich. Der Affe selbst ist zwar ganz witzig, aber die dämlichen Rocker und Polizisten nerven aufgrund ihrer steten Hirnamputationen schon ganz schön. Die werte Frau Mama und ihre Probleme mit der Führerscheinprüfung sind auch so ein Fall. Eastwood agiert, und das ist auch das einzig Konstante hier, wie immer mehr als nur solide und bisweilen recht knurrig, während der müde vor sich hin erzählte Plot alle Mühe gibt den Zuschauer mit Desinteresse zu belegen. Einmal ansehen reicht hier.