Inzwischen ist die Comiclandschaft so abgegrast, dass Hollywood schon Nebenfiguren für seine Filme rekrutiert. „Catwoman“ war nie mehr als ein Teil von Batmans Welt. Mehr als Michelle Pfeiffer seinerzeit aus der Figur machte, war aus dem Charakter auch nicht rauszuholen. Warum also einen Kinofilm drehen, der sich voll und ganz um die Katzenfrau dreht? Das hat das Publikum auch nicht gewusst und den Film links liegen lassen, obwohl, weil es nach ersten Previews schlechte Kritiken hagelte, ein um Schadensbegrenzung bemühter Re-Shoot angesetzt wurde.
Ein Flop ist „Catwoman“ zurecht, denn die Ideenlosigkeit springt dem Zuschauer beängstigend oft entgegen. Man muss sich das mal vor Augen führen! Da wird eine zwiespältige Comicheldin ausgeschickt, um die nach Vollkommenheit strebende Frauenwelt vor einer Schönheitscreme mit hässlichen Nebenwirkungen zu retten. Hallo? Geht’s noch? Allein für diese alberne Idee und der Aussparung eines Gegenparts zur krallenbewehrten Muschi im allerfeinsten Sadomasozwirn gehört den Autoren ihr Drehbuch schon um die Ohren geschlagen und zwar nicht nur einmal.
Dass die Chose gewaltig floppte, ahnte ich schon, als mir zum ersten Mal ein Bild des nicht allzu viel verdeckenden Kostüms über den Weg lief. Zudem ist Pitof, der mit „Vidocq“ zwar seine visuelle Extravaganz unter Beweis stellte, dafür aber alles andere aus dem Ruder laufen ließ, zwar jemand der Optik über alles stellt, ansonsten aber kaum über die Qualitäten eines Regisseurs verfügt. Fraglich, warum er gleich nach seinem Regiedebüt in Hollywood vorstellig werden durfte. Noch fraglicher ist jedoch warum Frankreichs Ausnahmekameramann Thierry Arbogast („Léon“, „Die purpurnen Flüsse“) nach „Wing Commander“ wieder aufs komplett falsche Hollywoodpferd setzte und nicht in Europa („Femme Fatale“) blieb. Seine dynamische Arbeit vermag „Catwoman“ jedenfalls auch nicht mehr zu retten.
Wo soll man anfangen? Zunächst ist das düstere Gotham City einer künstlichen Skyline-Fassade gewichen. Dadurch geht schon mal einiges an Atmosphäre flöten. Patience Phillips (Halle Berry, „Monster’s Ball“, „Gothika“) ist nicht das leidgeprüfte Wesen der Comicvorlage, sondern eine schüchterne Werbedesignerin ohne Selbstbewusstsein und Fortune. Frisch zusammengefaltet von ihrem Chef erhält sie die letzte Chance ihre Kreativität unter Beweis zu stellen, wird versehentlich Zeugin einer skandalösen Enthüllung, darauf hin ermordet und bekommt von einer netten Mieze neues Leben eingehaucht. Ihre instinktiven Superkräfte wurden einfach dazu gedichtet und das Outfit ist ... nunja... gewöhnungsbedürftig und, wenn sie drin steckt, eine Wichsvorlage für alle Halle Berry-Hechler. Aber die gucken in solchen Fällen dann eh „Monster’s Ball“.
Beachtlich wie Halle Berry mit traumwandlerischer Sicherheit in den letzten Jahren fast permanent zu den falschen Rollen griff. Hupenenthüller „Swordfish“ war ein Heuler, „Die Another Day“ der schwächste Bond seit Jahren und „Gothika“ ein gruselloser Grusler. Wären da nicht die beiden „X-Men“ – Filme und „Monster’s Ball“ wäre sie längst in der Versenkung verschwunden. Außer ihren körperlichen Vorzügen ist auch in „Catwoman“ nichts von ihr zu sehen. Kaum präsent und ohne sprühende Motivation faucht sie sich hier durch den Film –einzig und allein den fürstlichen Gehaltsscheck vor Augen.
Der Rest des Films setzt sich aus handelsüblichen Plotversatzstücken zusammen. Da wäre zunächst die Entdeckung der neuen Kräfte (Basketballspiel), das Problem seine zwei Leben unter einen Hut zu bekommen und nebenher noch eine Beziehung (ausgerechnet ein Cop..) zu führen, der Einsatz der neuen Fähigkeiten für das Gute, ein befreundeter Sidekick (hier eine übergewichtige, nervende Freundin) und so weiter und so fort. Nach Thunfischfressanfällen, einer Runde Google und der jähen Beendigung einer Party weiß sie zumindest woran sie ist.
Das ist samt und sonders aus den längst bekannten Vorgängern zusammengesetztes Patchwork. Ein weiteres Armutszeugnis für die ideenlosen Autoren Hollywoods.
Natürlich ist Pitofs Bilderstil edel. Er hebt Schatten und die dunklen Farbtöne hervor. Das verhilft „Catwoman“ zu leichter Surrealität. Viel kaputt macht er dann wieder mit seiner Inszenierung der Kämpfe. Da Halle Berry wohl kaum über akrobatische Fähigkeiten verfügte, wurde sie entweder deutlich sichtbar, bisweilen recht schlampig und sehr übertrieben aus dem PC geklont (u. a. Auseinandersetzung mit den beiden Dieben) oder einfach alles so schnell geschnitten, dass dem Zuschauer Hören und Sehen vergeht.
Die CGI-verseuchten Fights haben weder gute Choreographien noch spektakuläre Stunts (Gab es hier überhaupt welche?), sondern einfach nur eine wild umherspringende Halle Berry zu bieten. Wem das ausreicht, bitte...
„Catwoman“ ist zudem schrecklich hohl. So etwas wie ein Plot will sich hier nie so recht herauskristallisieren. Klar, die Dame möchte sich rächen und die Damenwelt retten, doch zwischendurch landet sie dann doch immer wieder bei einem Flirt oder irgendwelchen Handlangern, die es zu verprügeln gilt. Sharon Stone („Basic Instinct“,„Sphere”), schön sie mal wieder in einer etwas größeren Rolle zu sehen, kann dabei als hinterhältiges, listiges Miststück die Kohlen auch nicht mehr aus dem Feuer holen.
Wer nun möchte kann „Catwoman“ ja auch noch verzweifelt ein paar tiefgründige Hintergedanken andichten. Aber sind wir doch ehrlich, welcher Hollywoodfilm hatte die in den letzten Jahren? Klar wird der Jugend- und Schönheitswahn nicht in ein positives Licht gerückt und natürlich wird der Umgang mit weniger selbstbewussten sich selbst im Weg stehenden Charakteren gerügt. Doch darin gleich Anspruch entdecken?
Fazit:
Für die Katz’!
Sich selbst zu ernst nehmender, CGI-lastiger Comic-Flop, bei dem so ziemlich alles schief läuft, was schief laufen kann. Schwache Darsteller, ein einfallsloser, langweilig erzählter, zielloser Plot und die schwache Regie dominieren „Catwoman“. Da schafft auch die edle Optik und die ordentliche Kameraarbeit nicht gegen anzukommen - überflüssig in jeder Beziehung.