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Dokumentarisch angelegter Nachkriegskrimi mit Lokalkolorit Mannheims, der die einzige Regiearbeit des im folgenden Jahr schwer verunglückten und gelähmten Otto Wernicke darstellt und zudem die erste Rolle für Wolfgang Neuss bereithält. Die Geschichte um einen Postraub beruht auf einer wahren Begebenheit und verbirgt in der konventionellen Handlung auch moralisches Verständnis für die Umstände des Verbrechens, die zumeist mit den Spätfolgen und Nachwirkungen der Kriegszeit erklärt werden.
Eine engere Einbindung in das Geschehen wird durch die biedere Gestaltung des einzigen geständigen und guten Kriminellen zunichte gemacht, dessen verflochtene Liebesgeschichte auch zu sehr theatralisch geraten ist. Sowieso muss man von einigen Szenen sowohl Staub als auch Mief abklopfen, nichtsdestotrotz wird eine durchaus stimmige Atmosphäre gezeichnet, die vor allem die noch fehlende Aufbruchsstimmung ganz gut darstellt.

Die Währungsreform ein Jahr vorher hat noch keine positiven Auswirkungen, der Schwarzmarkthandel blüht. Des Nachts werden auf der Autobahn während der Fahrt die LKWs durch waghalsige Autospringer leergeräumt, anschliessende Mundpropaganda verteilt die Beute unter das fragende Volk. Doch auch das Geschäft rentiert sich nicht mehr, die Polizei ist mittlerweile wachsamer geworden. Drei dieser Kleingauner wollen endlich ein grosses Ding drehen, Recht für alle gibt es ja nicht, also machen sie ihr Recht alleine.
Bedenken und Zögern von einem Beteiligten wischen sie mit der Aussage weg, dass man den Dreck am Stecken nicht sieht, wenn man Geld in der Tasche hat. Trotzdem lässt sich Peter erst überreden, als Chef [ Wolfgang Neuss ] ihm androht, alles dessen neuer Freundin Renate Münster [ Ruth Hambrock ] zu stecken und sie auch mit hineinzuziehen.
Diese ist sehr bürgerlich und bis über alle Massen bieder – deutsch, rechtschaffen bis zu den Locken; weiss in ihrem Berufsleben als Buchhändlerin wahrscheinlich auch gar nichts von der Welt draussen, zumindest benimmt sie sich so.
Bereits das erste Treffen zwischen ihr und Peter ist auf eine Art inszeniert worden, die man eigentlich nur als missglückt und zugleich peinlich beschreiben kann; zumindest inhaltlich bleibt der Film dabei am Thema, der Taschendiebstahl einer Uhr führte zu ihrer fälschlichen Verdächtigung und seinem rettenden Einsatz.
Dann wird ab den ersten Date auch schon die Hochzeitsfrage gestellt, von seiner wahren Berufung weiss sie ebensowenig wie von dem geplanten Überfall.

Die Aktion gelingt auch vorschriftsmässig, zumal die Postbeamten nur mit Schlagstöcken ausgerüstet sind und gegen die vorgehaltenen Pistolen keine Gegenwehr erheben; sicherlich auch nicht vorschriftsgemäss die Tatsache, dass man den Geldsack mit immerhin 240000 Mark auf dem Schoss befördert ?! Die folgende halsbrecherische Fluchtfahrt mit Peter am Steuer – er fuhr den grauen Ford – wird dann auch von einigen Zeugen registriert; einem fast über den Haufen gefahrenen Beamten gelingt sogar eine ungefähre Notierung des Kennzeichens.
Der amerikanische Zivilkraftwagen wird ebenso zur Fahndung ausgeschrieben wie drei bis vier amerikanische Verbrecher, sprachen die eigentlich einheimischen Täter bei dem Überfall doch zur anscheinend damals ausreichenden Tarnung gebrochenes Deutsch; deswegen werden zwei spazierende Männer mit einem grossen Koffer im Wald auch nicht angesprochen, sehen sie doch nicht aus wie Ausländer ?!

Kommisar Unrealismus spielt also ebenso wie sein Kollege Zufall oftmals eine Rolle in den behäbig, aber nicht ganz unspannend gefilmten Stück Zeitgeschichte, dass sich ab da an abwechselnd zwischen späterer unruhigen Gangstern und ständig siegessicheren Kriminalbeamten pendelt, wobei die Ermittlungsarbeit nicht wirklich zentral durchgenommen wird. Kriminalkommissar Thieme [ Otto Wernicke ] fragt sich zwar hauptsächlich durch, bekommt aber durch seine ewig agilen Mitarbeiter auch genug Informationen zugeschanzt; die Welt war damals noch ein Dorf.
Lustigerweise wird das einleitende Plündern eines Kaffeelasters rückwirkend zum grössten Stolperstein der Ganoven; dass sie natürlich sofort nach dem Geldsegen das mit vollen Händen wieder rausschmeissen ist man ja mittlerweile unter Gaunern gewohnt. Den Rest erledigt das neuerworbene Tonband als Geständnismühle, am Ende peitscht das Liebespaar Richtung Freiheit, haben allerdings die Gauner und die wiederum die Kripo am Hals; der Kreis schliesst sich auf der Autobahn.
Der moralische Zeigefinger und ein tröstlicher Blick in die Zukunft lässt den Film ausklingen, Tanzkapelle Walter Schacht begleitet dazu.

Als damals nüchterner, aber mittlerweile auch nostalgisch leicht verklärender Blick auf die damalige Epoche sicherlich interessanter als die Krimigeschichte.

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