Review

In "Golden Boy" geht es im Groben um einen Jungen namens Kintaro Oe, der ziemlich enthusiastisch und ergeizig ist, dessen Laster - Frauen - sein Leben aber stark kontrolliert.

Die Animeserie baut ihren Humor hauptsächlich auf der Situationskomik und den abgedrehten Charakterdarstellungen auf. In praktisch jeder Folge kommt es zu peinlichen Situationen: So hat Kintaro im Schwimmbad, während er sich mit seiner angebeteten Chefin argumentativ auseinandersetzt, eine Erektion oder leckt irgendwelche Klobrillen ab, weil er weiß, dass das begehrte Mädel diese berührt hat. Dass das Mädel dann natürlich ins Bad tritt und alles mitansieht, ist das i-Tüpfelchen.

Aber auch die Mimik des Protagonisten ist zum Totlachen: In der zweiten Episode zum Beispiel hockt er vor einem Spiegel und kann mitansehen, wie sich die scharfe Tochter des potenziellen Bürgermeisters entblößt. Kintaro hält der hieraus resultierenden Anspannung nur schwerlich stand, was in Ton und Bild herrlich dargestellt wird. Da können schonmal die Augen rausquellen.

Die zu durchschauende, immer gleiche Struktur der sechs Episoden ist dem Vergnügen nur zuträglich. Es ist geradezu eine Genugtuung, wenn Kintaro sich die ganze Folge über immer weiter in die Missgunst der autoritären Frauen stellt, am Ende aber als altkluger Part den Spieß in Bezug auf die geäußerten Affinitäten umdreht.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Serie, neben der herausragenden Komik, ist die prickelnde Erotik. Ob nun scheinbar unschuldiges Schulmädchen oder durchtriebene Motorradfrau: Immer wieder kommt es zu freizügigen Dartsellungen, die dem Auge schmeicheln. Nur gut, dass "Golden Boy" nicht von diesem Aspekt abhängig ist, sonst müsste man die Serie als leicht pornographisch einstufen.

Als Kritikpunkt muss man wohl die geringe Episodenzahl bekritteln, obgleich jede Episode für sich einen enormen Wiedersehwert besitzt. Auch lassen vielleicht zwei Episoden die Tugenden der Serie vermissen. Ohne das zweite Manko hätte einer besseren Bewertung der Serie nichts im Wege gestanden, denn andere Episoden sind schon wahrhaft als genial zu bezeichnen.

Die Musik unterlegt die Szenen stets stimmig, ist aber nicht wirklich brillant. Das mittlerweile bekannt "Golden Boy"-Lied hatte sich als Titelsong bei MTV ja schon etabliert und wusste auf seine Art zu gefallen. Schade, dass bei der DVD auf den Original-Introsong zurückgegriffen wird...

"Golden Boy" ist schon längst ein Klassiker und Kintaro Oe eine Ikone. Die Serie bietet Unterhaltung auf hohem Niveau, obgleich die Zielgruppe vielleicht auf Feministinnen verzichten muss.

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