Nach einer langen “Night” sehnte ich mich nach dem bevorstehenden “Day”, kurz nachdem ich einen wunderschönen “Dawn” genoss - da gab es zum Frühstück erstmal “Dead Meat”! Wenn das Gehirn langsam aber sicher den Tagesablauf mit Zombiefilmen in Verbindung bringt, dann liegt dies sicher an der momentanen Überflutung - kaum ein Land das keinen Zombiefilm hervor bringt. “Dead Meat” kommt aus Irland, das man in horrorfilmtechnischer Hinsicht bisher nur mit dem “Leprechaun” assoziieren konnte, das sollte sich mit “Dead Meat” ändern. Zwar ist der Film nicht besonders innovativ wie manch anderer neuzeitlicher Zombiefilm, aber routiniert gemacht und für Genre-Freunde durchaus unterhaltsam.Ist er doch weniger auf Klamauk oder Spaß aus, sondern orientiert sich eher am (ernsten) englischen “Leichenhaus der lebenden Toten” - wenn auch nur ganz vage.
Irland, ein junges Paar ist mit dem Auto unterwegs als ihnen plötzlich ein Passant die Motorhaube küsst. Der vermeintlich Tote ist auf der Rückbank plötzlich quicklebendig, beißt Martin in den Hals und wird von diesem flugs zur Strecke gebracht. Obwohl es nur ein Halsbiss ist schwächelt Martin sehr, kann sich nicht auf den Beinen halten. Daher geht seine Freundin Helena zum gesichteten Bauernhof um dort Hilfe zu holen: was sie erwartet sind voll Maden triefende Speisen, Verfall und ein Martin der schnell wieder auf den Beinen ist - durch den Biss zum Zombie geworden - durch einen Staubsauger(!) wieder ins Totenreich befördert. Einer von vielen die noch kommen sollen. Nur Desmond hat schon mehr Tote gesehen, lange vor der Seuche - als Totengräber ist es sein Job mit dem Tod konfrontiert zu werden; Helena bewahrt er vor einen Autounfall und die beiden machen sich auf, durchqueren die irischen Moore um irgendwo Zuflucht zu bekommen…
Wie gesagt nicht besonders innovativ, aber gut gemacht. Anfänglich wird uns der Grund der Seuche in kurzen, schnellen Bildern erzählt: BSE - erst werden Kühe verrückt, dann die Menschen - durch Verzehr von befallenem Fleisch, durch Attacken von Kühen. Irgendwo plausibel und rückt den Film in Richtung “Leichenhaus der lebenden Toten”, wenn auch die dortige tiefer gehende moralische Anklage fehlt. Immerhin gibt es einen Grund, was im Laufe des Films zu skurrilen Situationen führen soll. Doch der Grundtenor ist ernst, komödiantische Elemente gibt es, aber die sind weit in den Hintergrund gerückt und bis auf wenige Ausnahmen (Baseballattacke aus dem fahrenden Auto) für die Geschichte und die Charakterisierung wichtig. So beispielsweise die Szenen in der Helena aus strategischen Gründen ihre hochhackigen Schuhe als Wurfsterne benutzt. Sieht irgendwo witzig aus, aber in den erzeugten Situationen lacht man weniger. Denn die erste Hälfte des Films die im Hellen spielt wird durch sehr schöne Landschaftsaufnahmen der irischen Herbstlandschaft, ihre erzeugende Tristesse, ein Unwohlsein, gut eingefangen. Marode Bilder in bräunlichen Herbsttönen, die irischen Moore hoch gewachsen mit engem Schilf - inmitten Helena und Desmond…und die Zombies.
Diese sehen überwiegend überzeugend aus, man sollte sich vor Augen halten das es Infizierte sind; dann trüben manche weniger gelungenen Masken das Bild nicht so, auch ungeschminkt kommen die Infizierten erschreckend rüber - lachhaft sind sie kaum. Und wenn sie dann in Ruhe Eingeweide mampfen (überraschenderweise im Film nie zu sehen, die Angriffe auf Menschen fallen auch sehr harmlos aus), seelenruhig zuschauen wie Helena und Desmond in Panik an ihnen vorbeirennen und keine Intention machen von ihrem Mahl abzulassen...ja dann genießt man sehr die Atmosphäre. Man hätte vielleicht den Film ganz bei Tage spielen lassen sollen, in der zweiten Hälfe verlagert sich das Geschehen in die Dunkelheit, trotz Einsatz einer Fackel und gelegentlichen Attacken aber weniger dicht inszeniert als in der ersten Hälfte. Dafür geht es hier um einiges splattriger zu; das Finale in der Burgruine geht schon ganz gut ab, wenn auch zu den Effekten einiges gesagt werden muss.
Für einen modernen Zombiefilm geht die Anzahl in Ordnung, wenn auch vieles im Off oder Halbschatten stattfindet. Vielleicht gingen dem Regisseur die Ideen aus, denn am Ende wird nur gemetzelt, mit dem Spaten Köpfe abgetrennt, Leiber durchbohrt und anderes. Die Effekte sind ganz gut gemacht, im höheren Independent-Sektor anzusiedeln. Kurz geschnitten wirken sie meist hart - auch wenn ein Schuh im Auge steckt. Auf Nahaufnahmen oder ausgewälzte Szenen wird aber gänzlich verzichtet. In ein paar Szenen wird Großmeister Romero, respektive seinen Filmen Tribut gezollt. Ein Schraubenzieher dringt durch ein Ohr in das Gehirn ein (“Dawn“), einem Zombie wird der halbe Schädel abgespalten und: einem frisch Infizierten der Arm abgehackt und die Wunde ausgebrannt (“Day“). Dies ist nett, letzteres aber nicht wirklich nahe gehend da einfach die menschlichen Bezüge, die Charakterisierung, fehlen.
Die Darsteller sind aber größtenteils okay, auch wenn man keine tollen Leistungen erwarten darf. Dafür ist die Geschichte in ihrer Kürze (80 Minuten) auch viel zu oberflächlich, selbst die zwischenmenschliche Beziehung zwischen Helena und Desmond greift nicht wirklich. Jeder Darsteller für sich kann aber überzeugen und wirkt sympathisch. Nur der Part des Baseball-Trainers wirkt etwas geoveracted, seine Baseball-Attacken sorgen aber für Humor. Da es auch nur wenige Akteure sind fällt der Bodycount auf Seiten der Menschen erstmal gering aus, dann geht es Schlag auf Schlag. Von der Dramaturgie also nicht sehr geschickt, am Ende wird wie gesagt alles zu schnell abgespult. Das die typischen Säuberungseinheit im weißen Kittel nicht fehlen darf ist selbstverständlich, Headshots sucht man aber wie Mampfereien im Film vergeblich.
Spannend ist der Film vor allem in der ersten Hälfte, Atmosphärisch dank toller Kameraarbeit (auch manch typische “Evil Dead” Kamerafahrt kommt vor) und Landschaftsaufnahmen sowieso. Leider schwächelt der Film etwas ab der Mitte, der Angriff der verrückten Kuh auf das Auto mitsamt rausziehen einer Person durch die Seitenscheibe wirkt etwas übertrieben und lachhaft. Und wirklich viel passiert ist auch nicht. Trotzdem war ich angenehm überrascht das neben den vielen humoristischen Zombie-Filmen der Neuzeit sich endlich mal wieder ein meist ernsterer Vertreter meldet.