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März 1938. Auf der berüchtigten Gefängnisinsel Alcatraz wird ein Mann in ein dunkles Kellerloch gestoßen. Nackt. In die absolute Dunkelheit. In dieser Hölle muss Henry Young drei Jahre dahinvegetieren. Der einzige Kontakt zur Außenwelt sind die grausamen Folterungen des Direktors. Juni 1941. Plötzlich wird er in die Helligkeit gezerrt und kommt zurück in den Gefängnisalltag. Kaum mehr als Mensch zu bezeichnen, tötet er den Mann, den er für sein Schicksal verantwortlich macht. Für diese Tat soll er zum Tode verurteilt werden. Mit seiner Verteidigung wird der junge und unerfahrene Rechtsanwalt James Stamphill beauftragt. Dieser nimmt den scheinbar aussichtlosen Fall ernster als erwartet. Ohne Rücksicht auf seine Karriere entwickelt er den Prozess zu einer Anklage gegen die Unmenschlichkeit in Alcatraz.

Nach Clint Eastwoods Klassiker Escape from Alcatraz ist Murder in the First sicherlich der beste Fim über The Rock, noch vor dem gleichnamigen Cage Actioner. Hier geht es allerdings nur weniger über Flucht, sondern über die harten Haftbedingungen, die ein Häftling erdulden mußte aufgrund von Willkür des damaligen stellvertretenden Dirkektors. Aufgezeichnet nach einer wahren Begebenheit in der Person des Henry Young wird emotional eindrücklich ein dunkles Kapitel von San Franciscos härtestem Knast, der auch einst Al Capone beherbergte geschildert.
Maximal sollte die Obergrenze 19 Tage sein, in der ein Häftling in Einzelhaft verbringen sollte. In Youngs Fall waren es drei Jahre und zwei Monate. Sie hinterließen einen gebrochenen Mann und menschlichen Krüppel, der direkt nach der Entlassung einen verräterischen Mithäftlich erstach. Der Film schildert den Prozeß der vermeintlich eindeutigen Tat aus der Sicht des Pflichtverteidigers in seinem ersten Fall. Die Kontaktaufnahme der beiden gestaltet sich als schwierig, denn Henry ist zunächst verständlicherweise eher katanonisch als kommunikativ, aber mittels banaler Themen wie Baseball gelingt eine erste Vertrauensbasis.
Die Story spielt dabei meist vor Gericht, in dem das Plädoyer für Young und eigentlich für die Menschlichkeit an sich von statten geht. Trotz Manipulation von Zeugen gelingt es Stamphill und den guten Darstellern den vorgeblich einfachen Fall in Frage zu stellen und der Zuschauer bekommt spätestens jetzt Mitleid für den Kleinkriminellen Young (der ja immerhin die stolze Summe von 5§, 1938 viel Geld, gestohlen hatte). Dickes Lob an Kevin Bacon, der hier eine seiner besten darstellerischen Leistungen vollbrachte.
Insgesamt ein guter Gerichtsthriller, der mit wenig Pathos auskommt und ein brisantes Thema auf den Punkt bringt. Spannend ist die Sache allemal, wenn auch vielleicht zehn Minuten zu lang. Wer Court Movies mag ist hier sicher zu Hause.
7/10 

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