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„Murder in the First“ ist die Abkürzung für Murder in the First Degree, denn einen Mord ersten Grades begeht der Angeklagte in diesem Film.
Henri Young (Kevin Bacon) ist Gefangener auf Alcatraz, der weltberühmten Haftanstalt. Er ist nur hier, weil er fünf Dollar stahl – jedoch aus einem Laden, der als Postamt galt und er so eines Bundesverbrechens für schuldig befunden wurde. Mit solchen Leuten ist Alcatraz gefüllt, da es zu wenig Gangster vom Kaliber eines Al Capone oder eine Machine Gun Kelly gibt, um den Knast zu füllen – was die Öffentlichkeit natürlich verschweigt, doch James Stamphill (Christian Slater) aus dem Off erzählt.
Noch tritt James noch nicht auf den Plan, sondern erzählt was Henri passiert, als er bei einem Fluchtversuch gefasst wird: Man steckt ihn drei Jahre in Einzelhaft, obwohl dies höchstens 19 Tage zulässig ist und der Chefaufseher Milton Glenn (Gary Oldman) misshandelt und prügelt ihn, da der Fluchtversuch Alcatraz’ Ruf geschadet haben könnte. „Murder in the First“ ist sehr bemüht, die unmenschlichen Haftbedingungen darzustellen ohne dabei zu plakativ zu wirken, sodass es eher die psychologische Folter als andauerndes Verprügeln zu sehen gibt.

Nach drei Jahren lässt man Henri aus dem Loch, der in der Kantine doch direkt den Häftling niedersticht, der ihren Fluchtversuch verriet. Nun kommt James ins Spiel: Er soll Henri verteidigen – nur formell, denn die Gaskammer scheint sicher. Doch James rollt die Sache auf und beschuldigt Alcatraz und die Haftbedingungen Henri zu Mörder gemacht zu haben…
Was die Schauspieler angeht, kann man „Murder in the First“ wirklich keinen Vorwurf machen, vor allem Kevin Bacon ist eine Wucht: Er stellt Henri Young, der nach der Einzelhaft fast eine Art Kaspar Hauser ist, wirklich sehr intensiv dar. Auch Christian Slater bemüht sich in einer etwas ernsteren Rolle redlich, während Gary Oldman den Bösewicht gewohnt gut gibt. Mit wenig Screentime, aber ebenfalls sehr gut sind Brad Dourif als James' Bruder, R. Lee Ermey als Richter und Embeth Davidtz als Freundin und Kollegin.
Leider präsentiert sich der Mix aus Alcatrazkritik, Gerichtsfilm und Freundschaftsdrama als etwas faserig, wobei die Szenen vor Gericht echte Highlights sind: Da werden mal wieder flammende Plädoyers gehalten, Beweise und Überraschungszeugen aus dem Hut gezaubert, Zeugen unfreiwillige Geständnisse entlockt usw. Mit den üblichen Wortgefechten und der unmöglichen Aufgabe den Verdächtigen vor Schaden zu bewahren ist hier für nötige Spannung gesorgt.

Die Alcatrazkritik hingegen ist allgegenwärtig, stellenweise etwas plakativ, doch insgesamt sehr treffend, denn es wird gezeigt, dass der Mythos vom komplett sicheren Gefängnis auch seinen Preis hatte, den vor allem die Häftlinge zahlen mussten. Vor allem die Einleitung zeigt dies sehr deutlich, wenngleich etwas zu ausführlich. Sehr gelungen hingegen ist das Ende, das James eher einen Pyrrhussieg als einen echten Gewinn einfahren lässt. Schließlich existierte Alcatraz auch nach dem Prozess weiter und wurde aus Kostengründen geschlossen, auch wenn der Fall Henri Young zumindest ein wenig zur Schließung beitrug.
Wo „Murder in the First“ jedoch hakt, das sind die dramatischen Momente. Schauspielerisch sind diese wie gesagt gelungen, denn Slater und Bacon harmonieren, doch sie werden hier und da eingeworfen ohne den richtigen Drive. Mal scheint sich eine echte Freundschaft zu entwickeln, dann wieder wirkt das Verhältnis der beiden seltsam kalt. Es fehlt einfach die klare Linie und das ist schade, denn so wirken gerade die dramatischen Momente immer wieder als unschöne Bremser.

So kann man „Murder in the First“ definitiv überdurchschnittliche Qualitäten bescheinigen, doch zur Referenz reicht es einfach nicht. Etwas weniger Subplots und eine Intensivierung der verbleibenden Handlungsstränge hätten sicher noch zu mehr verholfen.

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