Nach einem missglückten Fluchtversuch wird der Sträfling Henry Young (Kevin Bacon) vom sadistischen Vize-Direktor Glenn (Gary Oldman) in Einzelhaft geschickt, die er 3 Jahre nicht verlässt und dort zum psychischen Wrack verkommt. Kurz danach tötet er einen Mitgefangenen, der ihn einst bei der Flucht verriet. Seine Pflichtverteidigung übernimmt der Junganwalt James Stamphill (Christian Slater), der den eigentlich aussichtslosen Prozess zu einer Anklage gegen die Unmenschlichkeit der Gefängnisleitung ausweitet.
Diesem Gerichtsthriller liegt ein wahrer Fall zugrunde, der allerdings etwas "beschönigt" wurde - der echte Henry Young war vor seiner Tortur in Sachen Mord kein unbeschriebenes Blatt, auch glückte ihm Jahre später doch noch die Flucht - er wurde nie gefasst.
Doch dieser dramaturgische Kniff trübt die Qualität des Streifens kein Stück, agieren doch alle Darsteller auf sehr hohem Niveau. Insbesondere Kevin Bacon liefert hier als seelisch geläuterter Häftling eine der besten Leistungen seiner Karriere ab und kann der bemitleidenswerten Figur die nötigen menschlichen Züge verleihen. Auch Christian Slater agiert hier mit Bravour, obwohl seine Anwaltsfigur etwas eindimensional rüberkommt und man seine Motivationen nicht immer nachvollziehen kann. Weiterhin erwähnenswert ist Gary Oldman in seiner gewohnt souveränen Rolle als eiskalter Zyniker und Menschenfeind.
Ein Mann, der vorher nie jemandem etwas getan hat, wird gequält, gedemütigt und wie ein Tier weggesperrt - um seinen ersten "freien" Moment für ein erstes kleines "Erfolgserlebnis" zu nutzen: Rache am Verursacher seines Leidens! Die Konsequenzen sind nichtig für ihn. Sein Leben ist ohnehin verwirkt.
Die Geschichte und ihre Aussage ist eindeutig: Es geht um Menschlichkeit und die Tatsache, dass auch eingesperrte Verbrecher sie verdienen. Niemand hat das Recht, einen Menschen auf die hier gezeigte Art und Weise herabzuwürdigen. Ein wichtiges Thema, dass in Zeiten von Guantanamo und Abu-Graib ein höchst aktuelle Note erhält und wohl niemanden kalt lassen dürfte. Auch wenn die dramatischen Wendungen im Gerichtsaal gegen Ende des Films doch etwas aufgesetzt und unglaubwürdig erscheinen, kann das Szenario mit seiner Botschaft dennoch überzeugen.
Exzellent gespieltes Gerichts-Gefängnis-Drama als Plädoyer für die Achtung der Menschenwürde. Zeitweise etwas holprig inszeniert, aber sehr bewegend.
7/10