ACHTUNG SPOILER
Wer nicht über diverse Details des Films informiert werden möchte, sollte hier aufhören zu lesen.
(Hinweis: Dieses Review beruht auf der ungeschnittenen R-Rated version, nicht auf der geschnittenen deutschen Fassung)
FREITAG DER 13. - JASON LEBT
Story:
Was tun, wenn man eine populäre Slasherreihe zwecks kommerzieller Rentabilität fortsetzen will, die geliebte Hauptfigur aber schon längst unter der Erde liegt und es zu ausgelutscht daherkommt, wenn man sie zum vierten Mal ohne Erklärung von alleine wieder auferstehen lässt? Man baut einfach zwei Typen in die Story ein die idiotisch genug sind, den Leichnam von sich aus wieder auszubuddeln – und ab geht’s: Tommy Jarvis will (geschockt von den Attacken des Roy Burns, siehe EIN NEUER ANFANG) die Gewissheit haben, dass der echte Jason Voorhees auch ganz, ganz sicher tot ist. Zwecks dessen macht er sich mit einem Kumpel auf gen Friedhof und öffnet das Grab des Massenschlächters, in das dummerweise just in dem Moment ein Blitz einschlägt. Von wegen ‚Friedhof des ewigen Friedens’. Gar nix. Der inzwischen von den Maden halb vernaschte Jason kraxelt aus seinem Grab und hat schwups schon wieder Lust, zum Crystal Lake zu ziehen. Passenderweise hat da inzwischen schon wieder ein neues Camp eröffnet. Während Tommy nun versucht, die „Scheiße, die er gebaut hat“ aufzuhalten, wetzt sich Jason dieses Mal wie ein richtiges Tier durch Wald und Camp…
Über die Charaktere, die Schauspieler oder gar die Story auch nur ein Wort zu schreiben, würde dem Film wohl schon schmeicheln. In Teil 6 der Endlossaga um den einfach nicht tot zu kriegenden Jason Voorhees ist es mit der Ernsthaftigkeit endgültig vorbei – im Gegensatz zu den Vorgängern macht JASON LEBT allerdings erstmals keinen Hehl daraus und nimmt so manches Klischee bewusst überzogen auf die Schippe, so zum Beispiel die Szene mit den beiden Campleitern in ihrem VW Käfer, die Jason im Wald antreffen. Der Soundtrack von Rocker Alice Cooper untermalt die ohnehin fast schon etwas comichafte Optik des Films, die schwarzhumorigen Einlagen sind nicht zu übersehen und eine äußerst willkommene Abwechslung, um der in Runde 5 müde gewordenen Reihe mal wieder etwas frischen Wind reinzufegen. Alleine die Eingangssequenz auf dem Friedhof ist zum brüllen: die beiden Dumpfbacken (oder besser gesagt: Tommy) tun so, als beabsichtigten sie regelrecht, Jason wieder zum Leben zu erwecken und als er dann da ist, ist der Tommy zwar schlau genug, ihn mit Benzin zu übergießen, die Streichhölzer bekommt er beim Regen aber irgendwie nicht so recht an. Und sein Freund Ross meint, er könne Jason mit einer Schaufel k.o. bekommen, woraufhin dieser ihm recht unbeeindruckt erstmal eine sehr eigenwillige, kleine Lehrstunde in Sachen k.o. bekommen gibt. Auch als die Gotcha-Spieler im Wald sich erstmal mit „Dead“ beschriftete Stirnbänder anlegen und einer von ihnen von Jason das Gesicht genau an den Baum geschmettert bekommt an dem ein Smiley eingeritzt ist, ist das zwar nicht gleich zum schreien komisch, aber die Ironie siegt über die Idiotie – das fehlte dem Vorgänger an allen Ecken und Enden.
Dass bei alldem die Spannung weitestgehend auf der Strecke bleibt, ist wohl klar. Jason wird in diesem Film zur regelrechten Maschine. Während er zuvor mal als Schreckgespenst, mal als katzenhafter, leiser Schatten im Hintergrund agierte, degradiert Tom McLoughlin ihn hier zum kompromisslosen, umherstapfenden und schlichtweg unkaputtbaren Terminator, dem es recht egal zu sein scheint ob man ihn mit Steinen und Schaufeln erschlägt oder erschießt.
Ebenfalls schön fand ich, dass das Geschehen wieder auf die aus den ersten Teilen bekannte ‚Wood Location’ verlagert wurde. Die Tatsache, dass der dichte Wald, der Crystal Lake und das Camp wieder erfreulich gut zur Geltung kommen, machen den Film zwar auch nicht unbedingt spannender (zumal man Jason – auch wenn er gerade nicht mordet – zwischendurch immer wieder sieht) aber zumindest optisch gesehen teilweise schön düster; das brauchte der Film auch, um die dieses Mal nicht gerade gruselige Grundstimmung etwas auszugleichen; geht zum Glück gut. Nachdem der Anfang auf dem nächtlichen Friedhof (bitte auch hier keinen Grusel erwarten) den Film gelungen eingeleitet hat (viel unterhaltsamer als in Teil V), zieht Jason recht zügig in Richtung Wälder um den Crystal Lake – und beginnt natürlich schon unterwegs, seinem ‚Handwerk’ nachzugehen.
Zu diesem sei gesagt: ganz so brutal wie in Part V oder gar den ‚alten Zeiten’ (bis zum LETZTEN KAPITEL) wird es nicht, denn obwohl dieses Mal der recht hohe Bodycount von 18 bis auf eine Ausnahme komplett aus Onscreen-Kills besteht, wurde hier an Gewalt (auch vor allem durch die MPAA) ein kleines bisschen eingespart und der Style des Films filtert auch einen Teil der Horrorhärten. Die härteren Effekte sind meistens gut positioniert und dennoch wirkt der Film nicht ganz so überfüllt mit Toten wie Part V. Wirklich schocken kann einen allerdings kein einziger der Morde mehr, da kann es noch so brutal werden, den erstens ist selbst das zarteste Milchbrötchen nach fünf Freitagen an die Schlachtorgien gewöhnt, zweitens ist die Zahl der Toten so unüberschaubar und übertrieben, dass man sich sowieso nicht alles merken geschweige denn ernst nehmen kann. Macht alles nix, denn trotzdem zeigt uns Jason, dass er nicht aus der Form gekommen ist: Herz rausreißen, Kopf abdrehen, Rückrat brechen – das reißt so manchen unbrutalen Kill raus. Allgemein lässt sich sagen, dass man sich bezogen auf die Tötungen in Teil 6 wieder einiges originelleres hat einfallen lassen als beim NEUEN ANFANG und der Fan wird ordentlich bedient – natürlich nicht in der deutschen Videofassung von CIC, denn die wurde an diversen Ecken und Enden zensiert. Da dann lieber zur Paramount-DVD greifen.
Zu guter Letzt sei noch gesagt, dass dieser Teil bezogen auf das Thema Teens und Sex die Spur des Vorgängers beibehält – bis auf eine Ausnahme (Jaja, auch hier wollen wir nicht gleich die Regeln brechen…) sind Szenen dieser Art erfreulicherweise gar nicht enthalten, der Verlauf konzentriert sich nämlich neben Jasons Aktivitäten im Camp auch vor allem auf Tommys Versuch, diese zu stoppen. Schafft er das wohl? Oder hat Jason am Ende noch mal die Augen geöffnet? Klar hat er das, obwohl er von einer Schiffschraube zerfetzt und einer Metallkette auf den Grund des Crystal Lakes gezogen wurde. Mag sich cool anhören, aber das Finale ist im Gegensatz zum Intro eher schwach.
Der Gesamteindruck des sechsten Parts der berüchtigten Slasherreihe lässt den enttäuschenden NEUEN ANFANG zum Schnee von gestern werden. Was den einen oder anderen Fan der bisherigen Teile eventuell zunächst etwas Eingewöhnungszeit kosten könnte, ist, dass der Film eher als blutiges, kurzweiliges Popcorn-Kino anstatt als harte Horrorunterhaltung konzipiert ist; als solches erfüllt er jedoch seinen Zweck. Obwohl dies bereits Teil 6 einer Reihe ist, deren Grundkonzept von der ersten Fortsetzung an unverändert blieb, rettet ihn sein unter den anderen Parts einzigartiger Style und einiges an makaberem Humor; dem Horror-Junkie wird nichts Innovatives geboten, dafür stimmt der Unterhaltungsfaktor und der Respekt vor dem Kultstatus der Erstlinge – Jason zuzuschauen, wie er sich (sichtlich froh wieder in seiner ‚Heimat’ zu sein) austobt, macht Spaß. Ein bisschen vermissen tut man die fehlende Spannung aber schon und das Ende wirkt wie schon oben erwähnt etwas fade.
Fazit: He’s back! The man behind the mask! And he’s out of control! Nichts Neues vom Crystal Lake, nur die Optik hat sich verändert. Im Vergleich zum Vorgänger reißt dieser Teil aber wieder einiges.