Konnten die Teile 1 - 4 ohne allzusehr zu brillieren zumindest noch als typische Slasherfilme durchgehen, war dieser 6. Teil der Auftakt für einen ganz neuen Jason, der für viele weitere Sequels tauglich konzipiert wurde und in mehrerlei Hinsicht stark von den ursprünglichen Freitag-der-13-Schemata abweicht.
Der Film beginnt mit 2 Typen, die Jasons Leiche in einer klischeebehaftet mondhellen Nacht am Friedhof ausgraben. Eine ornamentierte Eisenstange vom Friedhofszaun kriegt er sicherheitshalber in den Bauch gerammt, als just im selben Moment ein Blitz zweimal solange einschlägt, bis Jason in Frankenstein-Manier wieder zum Leben erweckt und die Eisenstange - ornamentfrei - auf handliche Mordwerkzeug-Größe zusammengeschmolzen ist. Einer der beiden Typen, es ist der aus Teil 4 + 5 recycelte Tommy Jarvis, kann sich gerade noch retten, da der schlaue Jason um dessen Heldenrolle weiß und ihm Zeit zur Flucht läßt. Praktischerweise läßt Tommy Maske und Handschuhe zurück, die Jason dankbarerweise fortan trägt - und dem SFX-Team viel Arbeit erspart.
Was solchermaßen logisch beginnt, geht entsprechend logisch weiter: Tommy fährt zum nächsten Polizeirevier, wo ihm nicht geglaubt und er erstmal eingebuchtet wird; einstweilen quartieren sich die nächsten Besucher (= Opfer) im Lake Camp Crystal ein und Masken-Jason geht im Wald metzeln. Nicht, daß die vorherigen Sequels besonders logisch aufgebaut waren, aber in diesem 6. Teil wirkt alles extrem bemüht, ist jederzeit vorhersehbar und das winzige bißchen Spannung, wie man es von früher kannte, sucht man hier vergebens.
Das größte Manko ist jedoch, daß dieser Slasher fast völlig ohne Slasherszenen auskommt bzw. fast alle Morde im (Kamera-)Off geschehen. Am deutlichsten wird dies an jener Stelle, wo er drei Gotchaspieler auf einmal mit der Machete erledigt, (in 2 Sekunden zusammengeschnitten): Jason zieht die Machete, entsetztes Gesicht, Machte saust, nach vorne fallende Körper, Ende. Ich hatte den Eindruck, hier eine FSK-16-Fassung vor mir zu haben, dabei handelte es sich um die ungeschnittene knapp 84-minütige Fassung. Um an den amerikanischen Kinokassen zu reüssieren, wurde ein geradezu familienfreundlicher Film abgedreht, an dem Enkel und Opa Spaß haben können.
Spaß ist auch das nächste Stichwort, denn manche Filmszene implementiert für einen Slasher völlig unpassende humoristische Momente, z.B. wenn Jason ein kleines Mädchen seine blutige Machete finden läßt (die kurze Zeit später wieder im Einsatz ist) oder wenn er mit einem Polizisten spielt, indem er sich nach der ersten Kugel zu Boden wirft um gleich danach wieder aufzustehen, dto. bei der zweiten und dritten Kugel, und das obwohl er kugelfest ist. Und nicht nur kugelfest, er kann auch unter Wasser atmen und Autounfälle übersteht er auch ganz unbeschädigt. Ein wahrer Superman.
Und was ist ebenfalls unerwünscht in einen Unterhaltungsfilm für die ganze Familie? Richtig, jede Art von Fleischbeschau. Also haben wir nur eine ganz kurze Szene in einem Wohnmobil, wo ein Pärchen Musik hört und es dabei tut. Sie, ganz züchtig im Hemd, reitet ein wenig und läßt dabei diesen Satz fallen:
"Halt ihn steif bis der Song zu Ende ist"
Muß man dazu noch etwas sagen?
Tommy der Held bringt den bösen Jason am Ende natürlich noch(mals) zur Strecke und kriegt dafür die hüsche Tochter des Sheriffs. Vorher aber muß er noch ein bißchen zittern, denn sein Plan für den Showdown klappt nicht auf Anhieb und er darf sich von erwähnter Tochter noch retten lassen. Das ist nicht nur ein schönes Happy-End sondern auch eine physikalische Lehrstunde: In voller Kleidung mit Stiefeln schwimmt sichs nachts einfach besser und das Heck samt Außenborder eines in der Mitte gespaltenen hölzernen Bootes bleibt voll schwimmfähig, zumindest bis der Außenborder Freund Jason in ca. 1,50 m Tiefe ein bißchen am Hals gekitzelt hat...
Eingefleischte Jason-Anhängern stört das alles wahrscheinlich wenig, für mich ist der Film allerbilligster Hollywood-Kommerz. Daumen runter.