Es mag zwar nicht gerade der tiefschürfenste Thriller sein, den die Welt je gesehen hat, doch "Unternehmen Capricorn" bleibt für mich trotzdem eines der gelungensten Was-wäre-wenn-Spielchen der Filmgeschichte. Sicher, grundsätzlich ist das Science-Fiction, doch wird diese Idee einer politischen Thrillermixtur geopfert, die niemals ihren Drive verliert. Und so ergibt sich ein permanent interessanter Film, schon das eine Seltenheit in der heutigen Zeit.
Ausgestattet mit einer ansehnlichen Besetzung, arbeitet "Capricorn" auf mehreren Ebenen, einerseits mit den drei Astronauten, die sich dem Schwindel einer fingierten Marslandung fügen müssen, bis er sie überrollt; dann mit den Schwindlern in der Kontrollzentrale, die dafür sorgen müssen, daß ihre Untergebenen nichts merken, und letztlich dann noch mit dem Reporter Caulfield, den Gould mit einer gewissen Lethargie spielt, daß es einen mitreißt, wenn er sich in der Story verbeißt. Zunächst nur an der Aufklärung des Verschwindens seines Kontaktmannes interessiert, sticht er bald in ein riesiges Wespennest, in dem sein Leben keinen Pfifferling mehr wert ist, während die Astronauten am Ende gleichfalls um ihr Leben kämpfen. Gerade deren Wüstenschicksal in der absoluten Leere gehört zu den beeindruckenden dramatischen Momenten, vor allem wenn Brolin sein letztes gibt, um den Killern zu entkommen.
Natürlich verliert der Politthriller in der zweiten Hälfte an Kraft, wenn der Clou mit dem Unfall durch ist, doch dann begnügt er sich mit reichlich Oberflächenreizen einer großangelegten Menschenjagd/Rettungsaktion, die den Zuschauer bei Laune halten.
In einer Cameo-Rolle gibt darüber hinaus Telly Savalas seine launischsten 20 Minuten seit langer Zeit, eine Rolle, die allein das Ansehen lohnt.
Leider endet der Film an seiner spannendsten Stelle, an der man sich den weiteren Fortlauf zwar denken kann, die weiteren Reaktionen aber um so schöner gewesen wären (allein die des US-Präsidenten), hätte man sie im Bild gezeigt.
Technisch mit ein paar Fehlern versehen (die Funkverbindung Mars-Erde würde mit Zeitverzögerung arbeiten), sorgt der Film jedoch für solide und hochklassige Unterhaltung aus einer Zeit, in der SF noch etwas galt. Weswegen ich mich auch auf jede Spätausstrahlung wieder freue.
(9/10)