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Es gibt einige Fakten und Ansichten, die der Beurteilung des Films "Unternehmen Capricorn" aus der heutigen Sicht schaden. Zwar gilt Action-Regisseur Peter Hyams als zuverlässige Größe, der auch mit einer Vielzahl der größten Stars zusammenarbeitete, aber dank der seit den 90er Jahren immer durchschnittlicher werdenden Genre-Ware, sind seine besten Filme aus den 70ern und 80ern ("2010") in Vergessenheit geraten.

Dazu wird "Unternehmen Capricorn" immer in die Nähe des Science-Fiction Films gerückt auf Grund der darin behandelten Mars-Landung. Diese Einordnung ist grundlegend falsch und trübt den Blick auf Hayms tatsächliche Intention. Im Vordergrund stand bei ihm zwar immer der Unterhaltungswert, aber deshalb wollte er nicht auf einen intelligenten Plot verzichten und sparte auch nicht mit Kritik an gesellschaftlichen Systemen der USA. So ist er hier geradezu sezierend hinsichtlich der Verlogenheit pathetischer Reden, die er angesichts der tatsächlichen Realität als hohl und selbstverliebt geißelt.

Die Qualität des Films erschließt sich schon in den ersten Minuten, als ein dicker Mann mit seiner Frau wie selbstverständlich ein zusätzliches Fernglas zur Betrachtung des Raketenstarts einfordert. Hyams klärt gar nicht auf, um wen es sich dabei handelt, aber an dessen herablassender Art gegenüber einem beflissenen Angestellten, erkennt man sofort die Führungsfigur und deren Charakter. Ähnlich überzeugend ist die Szene gestaltet, in der der Leiter des Raumfahrtprogramms Dr.Kelloway (Hal Holbrook) den drei Astronauten, die kurz vor dem Start der Rakete diese heimlich verlassen mußten, ihre zukünftige Aufgabe vermittelt. Dieser fast 5 minütige Monolog ist in seiner rethorischen und psychologischen Art und Weise absolut exemplarisch für eine Führungsschicht, die jegliche Moral zugunsten des eigenen Vorteils hinter sich gelassen hat und letztendlich auch vor Gewalttaten nicht zurückschreckt, um ihre Ziele durchzusetzen.

Diese Sequenzen sind sehr nah an der Realität, so wie der gesamte Plot mit der gefälschten Marslandung jede paranoide Fantasie trefflich zu füttern vermag. Nur wollte Hyams keinen systemkritischen Film drehen, weshalb er das Geschehen in eine fiktive Zukunft verlegte. Diese ist aber nur durch die Bezeichnung "Mars-Landung" ersichtlich, denn sonst haben wir hier Gegenwart pur, bezüglich Mode ,Autos und technischen Neuerungen. Aber dieser erzählerische Kniff ist dem Film irgendwie zum Verhängnis geworden, hinsichtlich seiner verdienten Anerkennung. Für Kritiker des us-amerikanischen Systems bleibt "Unternehmen Capricorn" zu unkonkret und damit oberflächlich, für reine Action-Liebhaber gibt es zu viele sprachlastige Szenen und für Science-Fiction-Liebhaber gibt es fast gar nichts.

Dabei machen gerade die verschiedenen Ebenen seine Qualität aus, denn "Unternehmen Capricorn" ist eine Mischung aus Polit-Kritik, ein hitchcockartiger Thriller mit ordentlich Suspense, ein Abenteuerfilm, der die drei Astronauten in eine hoffnungslose Lage in die Wüste schickt, wo sie versuchen ihren Häschern zu entkommen, und einem Journalist/Detektivfilm mit einem lässig, souverän agierenden Elliot Gould im Mittelpunkt. Das Ganze ist ein dermaßen lockerer und bis ins Detail gut gespielter und beobachteter Unterhaltungsfilm, daß es auch keine Rolle spielt, daß sich die Story ab Mitte des Films recht vorhersehbar entwickelt.

Hyams verzichtet hier im Gegensatz zu heutigen Gepflogenheiten auf Racheaktionen der vom Staat verfolgten Protagonisten, wie er auch sonst insgesamt sehr lakonisch, eben lässig inszeniert. Trotzdem gelingen ihm eine Vielzahl beeindruckender Szenen, die ihre Wirkung auch beim wiederholten Sehen nicht verlieren.

Fazit : "Unternehmen Capricorn" gehört zu der seltenen Spezies eines Films, den man wiederholt ansehen kann, ohne das er an Qualität verliert. Im Gegenteil gibt es hier so viele intelligent erzählte Szenen, daß man immer wieder neue Details entdecken kann.

"Unternehmen Capricorn" ist ein klassischer Unterhaltungsfilm des 70er Jahre Hollywood-Kinos ,in seiner Gestaltung absolut zeitlos und heute zu Unrecht unterschätzt (8,5/10).

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