Die 120 Tage von Sodom (1975)

Pasolinis letzter Film ist, was natürlich auf der Hand liegt, kein schöner Film. In überhaupt keiner Beziehung. Auch für Fans von Exploitern und Splatterfilmen ist es extrem schwer an dem hier gezeigten Gefallen zu finden. Und genau diese Tatsache macht "Die 120 Tage von Sodom" zu einem der wichtigsten Filme aller Zeiten.

Selten wurde Gewalt so ungeschönt und realistisch gezeigt, wie es hier der Fall ist. Allein schon die gesamte triste und graue Atmosphäre in der Villa macht es unmöglich, irgendetwas hier unterhaltsam oder gar toll zu finden. Ein Stilmittel, dass leider immer wieder nicht genug Beachtung findet, in der Diskussion ob man hier Kunst oder Exploitation haben.

Am Meisten verstören mich persönlich aber die vier Hauptakteure selbst. Einerseits untereinander höfliche Leute, die sich mit dem größten Respekt entgegenkommen und über Nietzsche und Baudelaire diskutieren, andererseits sadistische Perverslinge, die sich den Tag mit Vergewaltigung, Lustmord und der Befriedigung ihrer koprophilen Leidenschaften verschönern. Die Tatsache, dass keiner der vier Übeltäter bei seinen ungeheuerlichen Taten, wirkliche Freude ausstrahlt erweckt einen Ausdruck von kompletter Sinnlosigkeit und lässt den Zuschauer fassungslos zurück.

Obendrein war für Pasolini der Film eine Metapher auf Italien und Mussolinis faschistischer Herrschaft. Die Jungen und Mädchen lassen mit sich machen was immer ihre Peiniger von ihnen wollen ohne sich zur Wehr zu setzen. Vergleichbar mit dem Volk, dass nichts tut um sich von der Schreckensherrschaft des Tyrannen zu befreien. Das die Vier selbst italienische Faschisten sind, ist hier relativ unwichtig. Die Geschehnisse könnten zu jeder Zeit und auch an jedem Ort stattfinden.

"Salo" ist ganz große und oft gänzlich missverstandene Kunst. Auch wenn hier genug nackte Leute zu sehen sind, gibt es im gesamten Film keine erotische Szene. Genauso wenig wie positive Momente oder Lichtblicke aus der Sicht der Gefangenen. Ein Film den man gesehen haben muss, auch wenn man am Ende um eine verstörende und unschöne Erfahrung reicher ist.