Regisseur Howard Deutch hatte sich bereits mit „Pretty in Pink“ als kundiger Erfüllungsgehilfe von Drehbuchautor und Produzent John Hughes gezeigt, „Some Kind of Wonderful“ markierte Anlauf Nr. 2 für das Duo.
Im Großen und Ganzen ein „Pretty in Pink“ unter umgekehrten Geschlechtervorzeichen, welches die eigentliche Endkonstellation des Vorgängers übernehmen sollte, die nach Testscreenings abgelehnt wurde. Statt eines armen Mädels ist es hier also Working Class Boy Keith Nelson (Eric Stoltz), der als Projektionsfläche für Teenieängste und -phantasien herhalten darf. Als Sohn einer Arbeiterfamilie schuftet er in einer Tankstelle mit Werkstatt, hat gute Noten, deretwegen Papa ihn aufs College zum Wirtschaftsstudium schicken will, darüber hinaus interessiert sich Keith aber für Kunst.
Das klassische Inventar an Nebenfiguren darf nicht fehlen: Der Sidekick, in diesem Falle ein Mädel, nämlich Watts (Mary Stuart Masterson), Typ: Tomboy mit kurzen Haaren und Schlagzeugerambitionen; das arrogante Rich Kid, Hardy Jenns (Craig Sheffer); das himmlische Mädel Amanda Jones (Lea Thompson), Hardys Freundin; dazu noch die reiche Entourage von Hardy und Amanda sowie die Horde von Social Outcasts, angeführt von dem Skinhead Duncan (Elias Koteas) – (fast) kein Highschoolfilm wäre komplett ohne sie, vor allem in den 80ern und erst recht wenn von John Hughes erdacht.
Keith erhält seine Chance als Amanda die Schnauze von Hardys Vielweiberei voll hat, sich von ihm trennt und tatsächlich einem Date zustimmt. Doch es kommt der Druck der Cliquen, auch von Watts, die Keith mittlerweile nicht mehr nur als Kumpel ansieht…
Tatsächlich hätte „Some Kind of Wonderful“ eine ideenlose Variante von „Pretty in Pink“ sein können, der sich aber als der sprödere Film herausstellt, denn „Some Kind of Wonderful“ legt wesentlich mehr Witz und Verve an den Tag, was vor allem an den Szenen um Duncan und seine Clique liegt. Da lässt sich Keith zum Nachsitzen verdonnern, um der gleichsam abgestraften Amanda nah zu sein, doch die wieselt sich raus und er hat nun zwei Wochen um mit den Außenseitern zu bonden, die natürlich genregemäß Herzen aus Gold haben, die aber unter reichlich rauer Fassade stecken. Dieses Bonding präsentiert Deutch und Hughes in einer unfassbar charmanten, urkomischen Montage, die wie fast jeder Auftritt Duncans ein echter Showstealer ist.
Leider reichen diese Auftritte nicht ganz aus den Zuschauer vergessen zu machen, dass hier zum Großteil business as usual angesagt ist. Dass Keith seiner Nemesis ins Auge sehen wird, dass er zumindest eines der Mädels kriegen wird (und wahrscheinlich beide haben könnte), dass er sich den bohrenden Collegefragen seines Vaters, denen er immer ausgewichen ist, stellen wird – alles von vornherein klar. Dass ein wenig Zickenkrieg und Eifersüchteleien zwischen Amanda und Watts angesagt sein wird, ist leider auch vorsehbar und unspannend, ebenso wie vollkommen bananige Idee sein gesamtes Collegegeld abzuheben nur um dem Traumgirl das Traumdate bieten zu können, aber das sind die materialistischen 80er, mit diesen Mängeln muss man leben.
Denn auch wenn allein die Frage spannend bleibt welche der beiden Maiden nun am Ende Keiths Auserwählte wird, so hat „Some Kind of Wonderful“ doch genug Meriten, die ihm über die Runden helfen. So legt Hughes gerade Amanda nicht ganz so klar an; die Art, wie sie sich vor dem Nachsitzen drückt, ist ekelig und manipulativ, also könnten Watts’ Befürchtungen wahr sein, doch man erkennt mehr und mehr nette Züge an ihr; genauso hat auch Keith seine Fehler (die ihm Amanda gegen Filmende sogar deutlich macht) und Watts mag zwar ein guter Kumpel sein, versucht aber doch reichlich linke Nummern, um Keith für sich zu gewinnen. Ebenfalls sehr charmant ist der Vater-Sohn-Talk, der weniger Anti-Eltern-Ressentiments als viele andere Teenfilme der Dekade parat hält und noch dazu erfreulich offen endet: Keith schafft es mit seinem Vater auf Augenhöhe zu reden, beide verstehen einander, aber die Frage ob College, Kunstschule oder eine andere Lösung, die wird nicht mehr im Film ausdiskutiert. „Some Kind of Wonderful“ erscheint eine Spur weniger naiv als „Pretty in Pink“, dessen Themensong hier angespielt wird, aber gegen die sonst eher fetzigen Töne des Soundtracks (vor allem „Turn to the Sky“ von den March Violets) verliert.
Eric Stoltz darf hier mal wieder als vielleicht introvertiertester und nachdenklichster Teenstar der 80er aufspielen und auch hier wieder überzeugen, Mary Stuart Masterson ist erfreulich lebendig als Kumpeltyp und auch Lea Thompson spielt recht gelungen mit den Klischees der Schönen. Craig Sheffer hingegen ist ein schwacher Antagonist, ebenso gelackt und blass wie seine Rolle, doch zum Glück gibt es den famosen Elias Koteas. Maddie Corman als Keiths Schwester overactet teilweise, kriegt aber in den ruhigeren Szenen ihrer Figur die Kurve, und John Ashton als übereifriger Dad ist pures Nebenrollengold.
„Some Kind of Wonderful“ mag eine Spur zu naiv und zu vorhersehbar für den großen Wurf sein, aber dank Hughes’ Gespür für Figuren, Deutchs pointierte Inszenierung (man beachte die erwähnte Nachsitzmontage oder den Ego-Shot aus Keiths Perspektive am Frühstückstisch) und die famosen Nebenfiguren der Außenseiter hat er nicht nur sein Herz am rechten Fleck, sondern macht auch richtig Spaß.