Es ist mal wieder Zeit für ein Attentat auf deutsche Verleiher, die sich auch gleich noch die Titel für amerikanische Filme ausdenken, denn „Das darf man nur als Erwachsener“ geht so derbe in die falsche Richtung, das Mordlust aufkommen kann.
Dabei handelt es sich bei dem Film um den (inoffiziellen) ersten Teil der Molly-Ringwald-Trilogie unter der Ägide von John Hughes, dem der wesentlich bekanntere „Breakfast Club“ und der schließlich abschließende „Pretty in Pink“ folgten.
„Sixteen Candles“ war ein Überraschungserfolg, obwohl es sich um einen gewöhnlichen Teeniestreifen rund um Familien- und Liebessorgen dreht. Aber Hughes trifft nun mal den Ton hervorragend, denn er war damals selbst noch recht jung und fängt die Früh-Achtziger-Stimmung auf der High School hervorragend ein. Obwohl mit Albernheiten gespickt, ist seine zentrale Botschaft für Teenager durchaus ernst: wegen der bevorstehenden Hochzeit ihrer Schwester wird Samanthas 16.Geburtstag vollkommen vergessen. Enttäuscht zieht sie sich altergemäß lieber zurück, überlebt mehr eine Schulparty, als daß sie sie erlebt, trauert einem älteren Jungen hinterher und muß sich mit dem vollkommen auf sie abfahrenden Geek rumärgern, der sie ständig wegen seines Ansehens belagert, obwohl er innerlich sie wirklich mag.
Natürlich gibt es ein Happy-End, aber das ist so wunderbar schüchtern und verhalten, wie der Film wenig plakativ ist. Stets konzentriert er sich auf seine Figuren, bringt zwischendurch Gags (nach der Schulfeier erfolgt natürlich noch eine infernalische House Party) und kommt schließlich immer wieder auf den Punkt, was auch relativ selten ist. Die besten Szenen sind dann auch nicht die lustigen, sondern die bezaubernd intimen; etwa, wenn Geek Ted und Samantha endlich ein echtes Gespräch in einer Wagen in einer Werkstatt führen und er in jugendlichem Leichtsinn das ältere Mädchen falsch versteht und ihr sehr direkte sexuelle Avancen macht oder das Katergespräch, dass Geek später mit seiner blonden Errungenschaft führt, die bis dato eher als hohl rübergekommen war und plötzlich Profil gewinnt.
Molly Ringwald wurde für ihre schüchterne, mit der üblichen Middle-Class-Teen-Angst-behaftete Samantha zum Star, obwohl sie eigentlich gar nicht viel tut, außer von einer Reihe von peinlichen Momenten durchgeschüttelt zu werden. Die aber sind von der realistischen Sorte: peinliche Verwandte, lieblose Geschwister, ignorante Eltern und Jungs, die sich ihre Unterwäsche leihen wollen.
Der Film an sich gehört jedoch in den komischen Moment völlig Anthony Michael Hall, der jede Szene so mühelos an sich reißt, wie jeder in uns so einen Typ selbst von seiner Schule kannte: der Kleine, der sich beständig größer macht, als er ist – und diesmal damit durchkommt. (Für Hall war es ebenfalls Auftakt zu einer Trilogie, denn wenn er auch in Pretty in Pink fehlt (obwohl es da eine typische Rolle für ihn gibt) spielte er für Hughes in „Weird Science“)
In Deutschland leidet der Film nicht nur unter seinem an Sexcomedys gemahnenden Titel, sondern auch unter einer furchtbaren Synchronisation, offenbar aus einem No-Name-Studio.
Michael Schoeffling, der Love Interest, klingt wie der Förster aus dem finsteren Wald, Ringwald etwas sperrig und Halls heisere Synchro fehlt hier wie die Butter aufs Brot. Deswegen unbedingt im Original anschauen.
Insgesamt vielleicht noch der roheste und unbehauenste Beitrag Hughes‘ für das Teenagerkino (der Handlungsstrang mit dem asiatischen Austauschschüler ist sinnleerer Slapstick), aber sicherlich auch der frischeste und unabgeklärteste. „Breakfast Club“ wird den Thron wohl auf ewig verdient innehaben und „Pretty in Pink“ wirkt schon zu konstruiert, aber „Sixteen Candles“ sprach vielen 16jährigen aus dem Herzen und verfehlt seine Wirkung bis heute nicht. (8/10)