Angenommen ein Science-Fiction-Autor hätte sich im beginnenden 20. Jahrhundert Gedanken über die „world of tomorrow“ gemacht, dann wäre sie vermutlich Kerry Conran’s Vision aus dem beginnenden 21. Jahrhundert gar nicht mal so unähnlich. Obwohl die Hommage über weite Stecken recht gut gelungen ist, wird der Streifen aber eher als insgesamt missglücktes und wenig unterhaltsames Experiment in die Filmgeschichte eingehen. Den Titel „Erster Retro Sci-Fi-Streifen der Filmgeschichte“ hat „Sky Captain and the world of tomorrow“ dennoch sicher.
Als das fiktive New York der 30. Jahre und andere Metropolen der Erde von riesigen Maschinen angegriffen werden, liegt das Schicksal der Menschheit in den Händen des tollkühnen Fliegerass Joe „Sky Captain“ Sullivan (Jude Law). Mit Hilfe seiner Exfreundin und Reporterin Polly Perkins (Gwyneth Paltrow) lokalisiert er den Ursprung der Angriffe bei dem wahnsinnigen Wissenschaftler Dr. Totenkopf.
Alle die sich an dieser Stelle über die reichlich austauschbare Story beschweren sei gesagt, dass dies durchaus als Bestandteil des Gesamtkonzepts von „Sky Captain and the world of tomorrow“ anzusehen ist. Unübersehbar den minderwertigen alten 30. Jahre Sci-Fi-Fernsehserien wie „Flash Gordon“ oder „Buck Rogers“, sowie der Black-Hawk-Comicreihen verhaftet, wird hier eine 100% stilisierte Welt inklusive naiver Geschichte, simplen Heldentypen und althergebrachten Feindbildern (natürlich muss der Böse ein Deutscher sein). Dies spiegelt sich nicht nur durch die ungewohnte computergestylte, sepiagefärbte Optik, sondern auch in dem altmodischen Soundtrack, der Retro-Titel-Sequenz, einigen Kameraperspektiven, der kindischen Screwball-Romantik zwischen Sullivan/Perkins und der Namensgebung der Protagonisten wider. Wo dürfen heute noch Funkwellen visualisiert werden, waschechte Strahlenkanonen abgefeuert werden und die Titelhelden „Sky Captain“ und „Polly Perkins“ heißen? Und wer sich ernsthaft über den Namen „Dr. Totenkopf“ beschwert, dem ist wahrscheinlich nie die Absurdität des Nachnamens eines gewissen Luke Skywalkers aufgefallen. Insofern hat Regisseur Kerry Conran ganze Arbeit geleistet und dem Hommage-Gedanken sämtliche Aspekte des Films untergeordnet.
Diesen Zug kann man als konsequent loben, er erweist sich allerdings bei Betrachtung des Endresultats als große Schwäche. Kann man sich zunächst noch an dem ungewöhnlichen Look und amüsanten Einfällen, wie einen Hindenburg-III-Zeppelin erfreuen, merkt man mit fortschreitender Dauer, dass sich der Reiz des Films ausschließlich auf diese schräge Atmosphäre bezieht. Das reicht natürlich nicht für einen abendfüllenden Spielfilme und nach spätestens einer halben Stunde fällt einem die spannungsfreie und äußerst vorhersehbare Geschichte zunehmend negativ auf. Deswegen wirkt „Sky Captain and the world of tomorrow“ trotz modernsten Computertechnik inszenatorisch doch reichlich angestaubt. Banale altbackene Dialoge, die im Rahmen des Retro-Anspruchs vielleicht ihre Berechtigung haben, treiben die Geschichte nur mühsam voran, in deren Verlauf eine Vielzahl unterschiedlicher Schauplätze angerissen werden, denen aber alsbald ausschließlich der faden Beigeschmack der Selbstverliebtheit talentierter Programmierer anhaftet.
Den Schauspielern deswegen sichtliches Unwohlsein oder eine blasse Performance vorzuwerfen liegt nahe, verfehlt allerdings den Kern des Problems. Letztendlich kopieren Law, Paltrow, Ribisi, Jolie etc. bei ihrer Performance nur die Stereotypen aus den 30er Jahren, die heutzutage dem anspruchsvollen Zuschauer altbacken und steif erscheinen müssen.
Alle Unzulänglichkeiten indes mit dem Retroanspruch zu entschuldigen, den „Sky Captain and the world of tomorrow“ unzweifelhaft jede Sekunde atmet, wäre trotzdem reichlich ungerecht und zu kurz gedacht. Wie man traditionelle Elemente mit den modernen Möglichkeiten des Kinos zu einem äußerst unterhaltsamen Ganzen vermischt, haben Steven Spielberg mit „Jäger des verlorenen Schatzes“ (1981) und vor allem George Lucas mit „Krieg der Sterne“ (1977) eindrucksvoll demonstriert. Dieses Niveau erreicht „Sky Captain“ zu keinem Zeitpunkt, da der unbedingte Stilwillen einer überraschenden pointierten Geschichte allzu oft im Weg steht.
Daran werde ich mich noch lange erinnern:
Der einzigartige Look des Films.