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"Sky Captain and the world of tomorrow" ist logischer Weise ein Film, an dem sich die Geister scheiden müssen. Wer eine gute Story, brauchbare Schauspieler und vernünftig eingesetzte filmische Mittel erwartet wird sich mit Grausen abwenden. Wer aber Spaß an Golden Age Comics und Retro-Science Fiction mit schamloser Genreausbeutung und plakativen Szenen hat, kann sich an diesem Exoten mit vollem Herzen erfreuen. Ich gehöre zu der zweitgenannten Fraktion.
Die Geschichte des Films ist bei Licht betrachtet herzzerreissend simpel. Der Welt wird von Maschinen angegriffen, die im Auftrag eines gewissen "Totenkopf" Wissenschaftler entführen, alles verwüsten und Technologie klauen. Eine unglaublich auf Powerfrau der späten 30er oder frühen 40er Jahre getrimmte Journalistin stellt sich mit ihrem Ex, dem besagten Sky Captain, dieser Bedrohung entgegen und beschließt, Totenkopf zu suchen und auszuschalten. Sie verfolgen seine Spur durch Nepal, um dann mitten in einem nicht genau spezifizierten Ozean sein Versteck aufzuspüren. Von dort aus will Totenkopf eine Arche-Noah Rakete starten, die miniaturisierte Tiere in eine bessere Welt bringen soll. Kann er ja ruhig tun. Es ist nur mäßig begeisternd, dass der Start der Rakete leider die Veraschung der bestehenden Erde zur Folge hätte. Unser Pärchen will Totenkopf stoppen, was sich als schwer herausstellt, da unser Noah 2 schon viele Jahre tot ist. Sein Werk wird nur noch von Maschinen zu Ende geführt.
Klingt nicht nach einem dollen Plot, oder. Trotzdem paßt die simple Story sehr gut zu der gesamten Art des Films. Und wir verzeihen gnädig, dass es unglaubliche Klischees und super viel Schmalz gibt. So waren gute Stories zu der Zeit eben.
Ich weiß nicht, wieviele Buck Rogers- und Flash Gordon-Comics die Macher zu dieser Idee inspiriert haben. Aber das Sammelsurium aus technischen Spielereien, die mit wissenschaftlichen Absurditäten und der sehr gelungenen Umsetzung einer technischen Realität sich zu einem ganzen zusammenfügt, kann nur auf einer großen Liebe zum Detail und noch größerer Begeisterung für diese Genres gewachsen sein. Dabei kommt auch nicht das imaginäre Vertrauen der Amerikaner in ihre damals zeitgemäße Technik gut rüber. Natürlich fliegt der Sky Captain eine (technisch aufgemotzte) P 40, die im Kampf selbstverständlich gegen riesenhafte High-Tech-Waffen bestehen kann. Sie ist auch mit Propellern genauso schnell wie die futuristischen Fluggefährte der Briten oder von Herrn Totenkopf. Und dass so ein solides amerikanisches Jagdflugzeug immer noch einen Notsitz für einen Passagier und genug Sprit für einen Flug nach Nepal hat und auch unter Wasser fliegen bzw. schwimmen kann überrascht uns nicht wirklich. Da gibt es halt so Tüftler, die das im Verborgenen hinkriegen.
Aber der Film hat auch Schwachpunkte. Der erste ist dass die Tricks phasenweise wirklich nicht so doll sind. Da wäre weniger mehr gewesen. Der zweite Punkt ist, dass einem die Sepiafarben irgendwann mächtig auf den Geist gehen. Auch hier hätte man mit Sparsamkeit mehr erreichen können. Und der letzte Punkt ist Frau Jolie. Nach der Werbung für den Film hätte man mehr als eine Neben-Neben-Rolle erwarten dürfen.
Was bleibt ist ein Filmspaß, der keinen bleibenden Eindruck hinterläßt, aber einen auf unorthodoxe Art sehr gut unterhält. Es wäre schön, wenn der Film einmalig bliebe. Dann würde er auch zukünftig seinen besonderen Reiz konservieren können. Gute 8 von 10 Punkten.

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