Mit „Sky Captain and The World of Tomorrow” erreicht auch uns endlich der wohl in optischer Hinsicht außergewöhnlichste Film des Kinojahres 2004. Regiedebütant Kerry Conran erschuf diesen lebendig gewordenen Comicflick komplett im PC, um die Schauspieler nachträglich einzufügen – ähnlich der Vorgehensweise von George Lucas in „Episode I“ und „Episode II“. In Amerika erwies sich der 70-Millionen-Dollar-Streifen bereits als Flop, der er zumindest streckenweise auch verdient ist.
Dabei kann man kaum etwas Negatives über das, in ein surreales Retro-Design getauchte, Amerika der Dreißiger Jahre sagen. Es sieht phantastisch aus, was Conran da abseits der normalen Sehgewohnheiten geschaffen hat. Leider ist das dann aber auch schon fast alles, was der Film zu bieten hat. Altbewährte und fast schon angestaubte Elemente werden hier größtenteils reaktiviert - von Nostalgie kann man da trotzdem nicht sprechen, eher von Ideenlosigkeit.
Der Film ist künstlich, steril, kalt und emotionslos. Die bekannten Namen Jude Law, Gwyneth Paltrow, Giovanni Ribisi oder Angelina Jolie mussten ihre Texte vor Bluescreen herunterspulen und das da was gefehlt hat, merkt man am Endresultat. So richtig wohl haben die Schauspieler sich bei ihrer Arbeit, so ganz ohne Sets, nie gefühlt. Sie spielen extrem unsicher, zu oft erkennt man, dass sie erst später eingefügt worden sind. Das tut dem Effektbombast keinen Abbruch, nur schauspielerisch ist der Film halt eine Nullnummer.
Wenig anzubieten hat auch Conrans selbst geschriebenes Drehbuch. Als Drahtzieher allen Übels muss einmal mehr ein deutscher Wissenschaftler (Dr. Totenkopf.. lol?) herhalten, der die berühmtesten Wissenschaftler der Welt entführt und seine eigene Welt neu erschaffen will, dabei für den Rest jedoch den großen Abgang plant. Das muss verhindert werden und zwar von der neugierigen Reporterin Polly Perkins (Gwyneth Paltrow) und dem tollkühnen Fliegerass Joe „Sky Captain“ Sullivan (Jude Law).
Um die Katastrophe zu verhindern wird in exotische Gebiete geflogen (Himalaja), die vor langer Zeit gescheiterte Romanze erneut verknüpft und allerlei Außergewöhnliches begutachtet. Bis auf den Schluss hat „Sky Captain and The World of Tomorrow” kaum echte Überraschungen zu bieten, sondern gibt sich dem furchtbar einfallslosen und substanzlosen Plot hin. „Style over Substance“ ist ganz klar Conrans Maxime.
Nun immerhin hat dieser Style Eyecandy-Potential, denn wo geflogen, gefightet und zerstört wird, giert das Publikum nach mehr. Auch wenn der Film seine künstliche Herkunft nicht verleugnet und damit ein trashig-billigen Retro-Charme entwickelt, sind die Luftschlachten, vor allem aufgrund Konrans ideenreichen Designspielereien, gutes Popcornkino. Es gibt fliegende Flughäfen, Flugzeuge, die auch als U-Boote funktionieren, Unterwasserroboter, eine Roboterarmee, die halb New York in Schutt und Asche legt und Flugmaschinen, die Vögeln nachempfunden sind.
Umso enttäuschender ist dann das Finale, das viel zu schnell abgehandelt wird und nur eine wirkliche Überraschung zu bieten hat. Kein großer Endkampf, die schwache, kaum ausgearbeitete Figur der mysteriösen Frau muss als letztes Problem herhalten. Die darauf folgende Rettung der Erde ist, trotz seines Effektoverkills, ein müder Witz. Wer zweifelt da noch am Ausgang des Films?
Die dahinter steckende Idee hatte durchaus Potential, aber vielleicht hätte Kerry Conran bei seinem Debüt nicht alles in die eigene Hand nehmen sollen. Die utopische Idee in jene Zeit futuristisch anmutende, jedoch altmodisch designte Maschinen in einen Kampf zu schicken, den sie selbstständig und ohne Besatzung führen, ist durchweg, vor allem gemessen am Budget, einwandfrei umgesetzt worden. „Sky Captain and The World of Tomorrow” hat auch genug Action, also wird es dank der vielen Konflikte nie langweilig. Die Eyecatcher geben sich die Hand, wenn Sky Captain auf das Finale zusteuert und trotzdem kommt man hinterher seltsam unbewegt und emotionslos aus dem Streifen – kalt gelassen, von dem, was sich da gerade abgespielt hat. Auch weil Conran mitunter zu verspielt mit seinen Ressourcen umgeht. Der Kurztrip durch den Dschungel riecht zu sehr nach „Das sieht geil aus, das bauen wir ein“.
Es liegt unter anderem an der fehlenden Ausgewogenheit, dass der finanzielle Erfolg sich nicht einstellte. Conran hätte sich von jemanden beraten lassen sollen, der Schauspieler auch vor einem Bluescreen instruieren kann. Ihm fehlt das Geschick dafür und so wirkt das Duo, trotz Love Story und diverser Gags, seltsam verloren in dieser unwirklichen Welt. Der Rest ist sowieso chronisch unterbeschäftigt.
Erschwerend hinzu gesellt sich dieser völlig einfallslose Plot. Einen die Welt zerstörenden Wissenschaftler, der ausgerechnet noch deutschen Ursprungs ist, hat man schon zu genüge gesehen. Die Effektgeladenen Schlacht versuchen dieses Defizit zwar zu übertünchen und schaffen das auch für den Augenblick meist, nach dem Film ist das Publikum aber immer noch hungrig und seltsam distanziert.
Fazit
Der extravagante Look und der recht hohe Actionanteil machen „Sky Captain and The World of Tomorrow” zu einem der ungewöhnlichsten Streifen des Jahres. Die unsicheren und schwachen schauspielerischen Leistungen, das platte Skript und die kaum ausgearbeiteten Nebencharaktere senken das Endresultat leider nur auf ein durchschnittliches Vergnügen.