Ich habe selten so einen unterhaltsamen Müll gesehen. Arnies Debüt ist eine Trashgranate sondersgleichen; viel mehr, als ich mir erträumt habe.
Zu befürchten war ein Langeweiler, der in seiner einfachen Stupidität nichts zu bieten hat als einen Hauptdarsteller, der damals noch als Mr. Universum beworben wurde und den Film durch sein Mitwirken zu nichts weiter als einem Werbetrailer für Muckis degradierte.
Und natürlich ist "Arnold Strong" nicht wegen seiner unglaublichen Schauspielkunst engagiert worden, sondern eben wegen seiner imposanten Erscheinung, die rein körperlich nicht besser hätte auf die Figur Herkules passen können. So gewaltig und beeindruckend sein Äußeres auch erscheint, in Sachen Film wirkt er hier eher wie ein frischgeschlüpftes Entenbaby bei seinen ersten Gehversuchen. Und kombiniert mit der absurd schrottigen Idee (Halbgott Herkules muckt gegen seinen zornigen Vater Zeus auf und stattet dem modernen New York einen Besuch ab) ergibt gerade das einen Leckerbissen für jeden Trashfilm.
Grundlegend kann man sagen, der Film ist eine einzelne Kausalkette, bestehend aus aufeinander aufbauenden, immer wieder neu aufkommenden Situationen. Diese Situationen entstehen dadurch, dass unser Herkules im heutigen New York (in Hinblick auf das Produktionsjahr also im New York von 1970) auffällt wie ein bunter Hund, und zwar eben durch seine ungewöhnliche Erscheinung (obwohl er sich schnell kleidet wie ein New Yorker), seinen beschränkten Geist, seine seltsame Art zu sprechen, seine konservativen Vorstellungen und sein fehlendes Gespür für Sitten und Normen.
Schnell stellen sich Freund und Feind heraus, Herkules schafft sich ein Umfeld, er wirkt wie ein Magnet auf seine Umgebung. Ziemlich zu Beginn trifft er schon seinen ersten Freund, der ihn auf seinen Wegen durch die aufregende Stadt begleitet und führt. Schon bald darauf hat er so etwas wie eine Freundin, und mit ihr und noch ein paar anderen zusammen erlebt er ein paar aufregende Tage und Wochen unter den Sterblichen.
Ist anfangs alles noch Spaß und Spiel, spitzt sich das Geschehen am Ende auf duale Weise zu. Denn Zeus schickt andere Götter auf die Erde, um Herkules zu bestrafen oder ihn zumindest überreden zu können, nach Hause zu kommen. Doch Zeus` Frau Hera mag Herkules nicht sonderlich, so dass sie die Rachegöttin Nemesis für ihre teuflischen Zwecke benutzt. Das hat dann wiederum Auswirkungen auf Herkules, der auf der Erde gerade an einem Wettbewerb im Gewichtheben teilnehmen will, usw. Wie gesagt, eine einzige Kausalkette.
"Herkules in New York" ist einerseits grundsimpel, andererseits nimmt er verblüffenderweise manchmal unglaublich komplexe Strukturen an, die man in einem solchen Film nicht erwarten würde. Da wird der Vater-Sohn-Konflikt verbunden mit der Identitätsfindung des Sprösslings und den Rachsüchtigkeiten anderer sowie das Glück auf Erden.
Darüberhinaus sind einige Ideen richtig gut, und sie werden es nicht nur durch den massiven Trashgehalt. Herkules` Begleiter etwa ist ein schmächtiges Kerlchen mit Brille und Hut, ein kleiner Mann, der nie in seinem Leben etwas Aufregendes erlebt hat. Die Kontrastbildung, die sich dann im Vergleich mit Herkules ergibt, verfehlt nicht seine Wirkung. Selbst einige Witze zünden von sich aus: da wird z.B. jemandem, der gerade einen Hot Dog bestellt, eine Kutsche gestohlen. Logischerweise läuft er mit dem unfertigen Hot Dog-Brötchen hinterher... aber auch der Besitzer des Hot Dog-Stands folgt ihnen, in einer Hand eine Gabel mit Krautsalat. Er lässt seinen Stand allein, nur um dem Kunden den Hot Dog fertig zu belegen. Das ist doch mal Kundenservice. Die Hetzjagd wird dann schön mit einer Großaufnahme beendet, in der der Hot Dog-Verkäufer den Krautsalat auf das Brötchen legt.
Ansonsten wirkt der Film aber eben nur auf der Trash-Schiene, also bei der ungewollten Komik. Die Dialoge sind arm, die Effekte grottenschlecht, Kulissen und Kostüme erinnern an Karneval, und Arnies Schauspielkunst erhebt sich zum König des Trashs. Gerade die Originaltonspur sollte man nicht verpassen, denn da kommt man aus dem Lachen nicht mehr heraus.
Die Landschaftsaufnahmen von New York sind ganz nett, im Kontrast dazu gibt es einen ziemlich abgeschlossenen Garten, der das Reich der Götter darstellen soll. Zeus hat einen Plastikblitz in der Hand und Amor hüpft mit tuckigen Schritten um Zeus` Thron. herum. Wenn man es nicht besser wüsste, würde man hier einen kitschigen Erotikfilm vermuten.
Anzumerken wäre zuletzt noch die griechische Musik, die den ganzen Film über immer wieder eingestreut wird, egal, ob wir uns im Göttergarten oder in New York befinden. Grundsätzlich ist die Musik halbwegs passend zum Geschehen, am Ende allerdings nimmt sie leicht penetrante Formen an. Wer griechische Volksmusik sowieso nicht ausstehen kann, dem dürfte wohl jeglicher Spaß am Film verloren gehen.
Was bleibt, ist eine überaus lustige Jugendsünde von unserem Terminator, die vor allem durch Kurzweil und ein paar nette Gimmicks glänzen kann. Rein filmisch ist "Herkules in New York" beinahe ein Desaster, aber langweilig wird`s eigentlich nie. Und mehr erwarten wir ja auch gar nicht:
Film: 2/10
Trashwert: 7/10
geteilt durch zwei
= 4,5/10