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Wer nicht für das Mainstream-Publium dreht, hat den Vorteil, sich nicht an irgendwelche Konventionen binden zu müssen und kann seiner Gedankenwelt freien Lauf lassen. So konnte Darren Aronofsky "Requiem for a Dream" als knallharten Drogenschocker inszenieren, der wohl der kompromissloseste Film über Süchtige ist, den man sich denken kann.

Man begleitet vier zum Scheitern verurteilte Existenzen, wobei der Film knapp vor dem Abgrund aller Beteiligten anfängt, über das frühere Leben der Protagonisten erfährt man nur wenig in Rückblenden. Doch zunächst einmal sind die Akteure einfach nur da, man weiß nur, dass drei von ihnen am Beginn einer Junkie-Karriere sind und die einsame Mutter eines dieser drei jungen Menschen anfängt, durch Diätpillenkonsum und Fernsehsucht immer mehr den Kontakt zur Realität verliert. Alle werden an ihrer Sucht zugrunde gehen, das weiß man, aber die erschreckende Geradlinigkeit und Kompromisslosigkeit, mit der hier inszeniert wurde, schockiert gewaltig.

Des Weiteren weiß Aronofsky mit diversen Stilmitteln wie Split-Screen und verfremdeten Bildern umzugehen und lässt den Zuschauer so an den veränderten Sinneszuständen teilhaben. Das ist faszinierend und angsteinflößend zugleich, denn die Trips werden immer exzessiver und der halluzinatorische Score verdeutlicht, dass es kein Entrinnen geben wird.

Wer nach knapp 70 Minuten noch nicht weiß, wohin der Weg führt, der wird spätestens in der letzten halben Stunde jeglicher Hoffnung beraubt. Was hier passiert, ist so grausam, dass das Zusehen wirklich wehtut, weil zu keinem Zeitpunkt jemand sagt "Drogen sind scheiße!", sondern dies aus dem Gezeigten mehr als deutlich hervorgeht. Der verfaulte Arm Harrys, der total kaputte Geisteszustand seiner Mutter, das freiwillige Erniedrigen Marions, um an Stoff zu kommen sowie der einsame und von gescheiterten Träumen geplagte Tyrone geben einen extremen Einblick, in welchen Abgründen die Sucht enden kann.

Mit Sicherheit ist "Requiem for a Dream" alles andere als konventionelle Kost und die im eigentlichen Sinne nicht vorhandene Story (tatsächlich hangelt sich der Film von einem Rausch zum nächsten, immer wieder unterbrochen von schlimmer werdenden Entzugserscheinungen) macht es schwer, das Ganze als Film zu schätzen. Leichter tut man sich damit, es als Erfahrung einzustufen, als Erfahrung wie weit ein Film gehen kann, wie glaubwürdig sich Darsteller in ihren Rollen entfalten können und wie man es schafft, den Zuschauer mit in ihre Abgründe zu ziehen.
Kein Film, den man zweimal schaut, den man aber gesehen haben sollte.

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