Review

Requiem for a Dream hat eine einfache Handlung. Um auf den dennoch sehr anspruchsvollen Film einzugehen, muß man zwangsläufig viel über den Inhalt verraten. Also vorsicht Spoileralarm!

Die Witwe Sara (Ellen Burstyn), lebt in einem New Yorker Arbeiterviertel in relativ bescheidenen Verhältnissen. Ihren drogenabhängigen Sohn Harry (Jared Leto), den sie liebt, aber auch durchaus fürchtet, wenn er unter Drogen ist, bekommt sie meist nur zu sehen, wenn er gerade mal wieder ihren Fernseher abholen kommt um ihn das X-te mal zum Pfandleiher zu schleppen. Fernsehen jedoch ist das einzige was der einsamen Sara noch bleibt und so holt sie sich die Glotze jedes Mal postwendend zurück um dann wieder in die Traumwelt ihrer Gameshows abzutauchen.
Natürlich liebt Harry seine Mutter ebenso, jedoch ist er nicht Herr seiner Sinne, wenn er in Beschaffungsnot ist.
Harry wünscht sich ein besseres Leben. Zusammen mit seinem Kumpel Tyrone plant er den ganz großen Einstieg ins Drogengeschäft. Er sieht darin die große Chance aus seinem tristen Dasein zu entkommen und schließlich ist da noch seine hübsche Freundin Marion (Jennifer Connelly), die aus gutem Hause kommt aber ebenso dem Drogenkonsum erlegen ist und anscheinend kurz davor steht, in die Prostitution abzugleiten.
Es ist Sommer. Der Traum mit Drogenhandel viel Geld zu verdienen und den eigenen Konsum quasi nebenbei finanzieren zu können scheint aufgegangen. Harry besucht nach langer Zeit wieder seine Mutter und erzählt ihr was von einer tollen Karriere.
Er trifft auf eine völlig überdrehte Sara, die ihm von ihrem baldigen TV-Auftritt erzählt und das sie abgenommen hat und wieder in das „rote Kleid“ passt und, und, und…
Der drogenerfahrene Harry weiß sofort, dass seine Mutter offenbar unter Tabletten steht. Es war ein sonderbarer Anruf der Saras geruhsames Leben durcheinander wirbelte. Man machte ihr Hoffnung als Kandidatin in einer TV-Show aufzutreten. Die aufgewühlte Sara ahnt nicht im Geringsten, dass es sich nicht um einen seriösen Anruf handelt. Fortan besessen davon, bei ihrem großen Auftritt in ihr rotes Kleid zu passen, startet sie eine radikale Abmagerungskur. Sie konsumiert dazu diverse Tabletten, die ihr Gewicht reduzieren und ihre gesammte Psyche völlig durcheinander würfeln.

Es scheint so, dass alle obenauf sind, im Sommer. Es ist jedoch allzu offensichtlich: Der Absturz steht kurz bevor. Vor allem gilt das zunächst für Harry und seine Freundin Marion. Harrys besuch bei seiner Mutter Sara soll der letzte gewesen sein. Er soll sie nicht wieder sehen. Es wird Winter. Die Bezugsquellen für das relativ reine Heroin mit denen Harry und Freunde gut verdienten reißen von jetzt auf gleich ab. Es ist kein Geld da und der eigene angestiegene Drogenkonsum kann nicht annähern finanziert werden. Marion endet in der Prostitution, während Harry sich im Knast mit nur noch einem Arm wieder findet.

Sara geht es unterdessen nicht besser. Die verwirrte Frau leidet unter Wahnvorstellungen und Realitätsverlust. Sie irrt umher und findet sich in der Psychiatrie wieder.

„Requiem for a Dream“ endtet hier. Die Handlung des Films ist knapp, er hat jedoch soviel Inhalt.
Der Körperliche und geistig- bzw. seelische Verfall der Figuren gibt einem zu denken. Regisseur Darren Aronofsky hat hier ein bedeutendes Werk geschaffen, dass den absoluten Abstieg von Menschen abbildet. Dieser Verfall durch Drogenkonsum mag üblicherweise sehr viel länger dauern. Was in diesem Film in sechs Monaten passiert, mag normalerweise sechs Jahre oder länger dauern. Darren Aronofsky hat es durch die besonderen Umstände, die er filmisch vorgab, jedoch geschafft, den menschlichen Zerfall in ca. sechs Monaten filmisch auszuarbeiten. Die Mittel, die er dazu verwendete sind recht durchgeknallte Darstellungen, die zum teil brilliant fotografiert sind und oft aus der verdrehten Sicht eines Drogenkonsumenten erstellt wurden. So sehen wir verquere Bilder in Zeitraffer oder Zeitlupe und hören verzerrte Stimmen.
Die Leistungen aller Schauspieler waren überdurchschnittlich bis Hervorragend. Letzteres Prädikat kann man ohne umschweife Ellen Burstyn in ihrer Darstellung der tablettsüchtigen Sara, sowie Jared Leto, als den heroinsüchtigen Sohn Harry anheften.
Richtig überragend fand ich auch Jennifer Connelly, die Harrys Freundin Marion spielt. Jennifer Connellys Auftritt hat mich mehr als vom Hocker gehauen, habe ich diese hübsche Frau doch noch gut in Erinnerung als Jennifer Corvino in Dario Argentos Horrorklassiker von 1985 „Phenomena“. War die damals erst fünfzehnjährige schon überaus fraulich und mit einer unglaublichen Ausstrahlung versehen, so wirkt sie im Jahre 2000 bei „Requiem for a Dream“ im alter von dreißig eigentlich nur unwesentlich älter. In ihrer Rolle als Marion mag sie eine vielleicht Anfang zwanzigjährige Frau spielen.

Wenn ich jetzt ein Fazit ziehe, so fällt mir auf, dass der Film erst ganz, ganz langsam ins rollen kommt. Gleicht er Anfangs vielleicht irgendeiner langwierigen Milieustudie, so gewinnt er nach und nach immer mehr an Brisanz, Spannung und Tempo. Wir haben es hier mit einer fast linearen Temposteigerung zu tun, die sich filmisch in immer drastischeren Bildern und musikalisch in einer sich zuspitzenden immer gleichen ohrwurmartigen Fanfare quasi hochschaukelt . Was anfangs noch etwas schawarzhumorig bis grotesk daherkommt endet in einem Alptraum, den Jede Figur für sich allein erlebt. Regisseur Darren Aronofsky führt uns jeden einzelnen Charakter in seiner schwärzesten Stunde vor und der Zuschauer bekommt es dann schlußendlich schon fast mit einem Film zu tun, den man nur noch als Horror bezeichnen kann.

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