Nach dem erfolgreichen "Dawn of the dead" (1978) und dem Fulci Halbsequel "Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies" (1979), startete das Genre im Jahr 1980 voll durch. Gleich 5 Filme kamen aus Italien. Da wäre "Die Rückkehr der Zombies" von Andrea Bianchi, "Die Hölle der lebenden Toten" von Bruno Mattei, "Zombies unter Kannibalen" von Marino Girolami, der beide Erfolgswellen ausnutzen wollte und auch Lucio Fulci sprang mit "Ein Zombie hing am Glockenseil" nochmals auf den fahrenden Zug auf.
Altmeister Umberto Lenzi hatte dann ebenfalls etwas dazu beizutragen und erschuf mit "Grossangriff der Zombies", einen der besten Beiträge. Zumindest meiner Meinung nach.
Ein Atomkraftwerk hat durch einen Reaktorschaden eine Giftwolke freigesetzt. Der Reporter Dean Miller möchte am Flughafen einen der Konstrukteure des Reaktors interviewen. Bei seiner Landung bricht die Hölle auf. Seltsame Wesen springen aus dem Flugzeug und greifen sofort alles und jeden an.
Wer ein Verfechter der Zombieregularien ist und obendrein diesen Film als einen Vertreter dieser Regeln sehen möchte, wird keinen großen Gefallen daran finden. Lenzi verändert das bis dahin etablierte Geschehen und erfindet eine neue Art von Zombies: Zombies die eigentlich keine sind!
Es sind radioaktiv verseuchte Menschen, die zu blutdürstigen Wesen mutieren. Nicht jedes Opfer steht wieder auf, wer tot ist bleibt erstmal tot. Verwundete stecken sich allerdings an und mutieren ebenfalls. Zusätzlich besitzen sie eine hohe Intelligenz und können mit Waffen und Werkzeugen umgehen. Manchmal gehen sie ihrer vorangegangenen Tätigkeit als Mensch nach, bis sie vom überlebensnotwendigen Kampf um Blut beherrscht werden. Trotzdem sind sie nur durch einen finalen Kopfschuß zu erledigen. Auch die Masken, mal mehr mal weniger gelungen, unterscheiden sich deutlich von den anderen Vertretern des Genres. Sie sehen eher nach Verbrennungsopfern aus oder Ähnlichem. Somit sollte klar sein, das schnelle Zombies keine Erfindung der Neuzeit sind, sondern hier ihren Ursprung haben.
Wer damit klar kommt, kann sich auf ein fulminantes Treiben gefaßt machen. Keine langen Einführungen, sondern Vollgas ist hier angesagt. Nachdem die "Zombies" über den Flughafen hergefallen sind, marschieren sie schnell in Richtung Stadt. Sie besetzen strategisch wichtige Punkte und der Kampf gegen sie wird von Minute zu Minute aussichtsloser. Hier ist nur noch Flucht angesagt. Die Flüchtigen bilden neben dem Militär, auch den Kernpunkt. Durch das hohe Tempo kommt niemals Langeweile auf. Die Überfälle sind zielgerichtet und da gibt es keine Gefangenen. Dadurch das die Zombies diesmal nicht dröge vor sich hinschlurfen, ist die Gefahr allgegenwärtig. Lenzi hat hier eine hervorragende Mischung hinbekommen. Einige Tempiwechsel sind nämlich enthalten, aber die sind keineswegs als Spannungskiller zu sehen. Diese ruhigeren Szenen sind nämlich äußerst spannend. Besonders das Geschehen um eine hübsche sympathische junge Frau, die sich alleine in ihrer Wohnung verschanzt. Die Geräusche und Ereignisse bilden da eher die Strukturen des klassischen Gruselfilms. Während draußen die Hölle tobt, ist man hier von der spannungsgeladenen Atmosphäre gefesselt.
In absoluter Perfektion kommt hier der Score von Stelvio Cipriani daher, der in jeder Szene genau die richtige Untermalung kreiert.
Natürlich ist das jetzt äußerst subjektiv und deshalb positiv beschrieben. Viele sehen hier auch nur Trash der übelsten Sorte, was ich durchaus verstehen kann. Auch aus dieser Warte kann man ihn bestaunen, aber dies ist nunmal nicht mein Blickwinkel.
Ich mag eher die allgegenwärtige Hoffnungslosigkeit, die mit zunehmender Spieldauer die komplette Endzeitstimmug erreicht.
Da stören mich auch nicht die paar gesellschaftskritischen Dialoge Marke "Holzhammer", die dem Film noch eine Art Botschaft verleihen sollen. Mich faszinieren da eher diese typischen 70er Katastrophenfilm-Anleihen, gepaart mit dem Zombie Subgenre.
Auch die Darsteller machen einen guten Job. Mel Ferrer als General ist prächtig und natürlich auch Hugo Stiglitz als Reporter, der für ehrlichen Journalismus steht, ist positiv herauszuheben.
Wer aber einfach gerne blutige Filme sieht, kommt ebenfalls auf seine Kosten. Es gibt zwar keine Fressorgien mit heraushängenden Gedärmen zu bewundern, aber dafür einige heftige Einlagen mit Beilen und Stichwerkzeugen. Auch die Shootouts sind ganz nett. Aber diese Dinge möchte ich gar nicht in den Vordergrund rücken, denn dafür ist die hoffnungslose Atmosphäre des Films einfach zu kostbar, als sie gegen ein paar Gewalttaten einzutauschen.
Wer also dem Italo-Horror nicht abgeneigt ist, zudem ganz gerne 70er Katastrophenfilme schaut und einen Film dieses Genres nicht analytisch zerkleinert, könnte durchaus Gefallen finden.