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Verspäteter Nachzügler der Früh - Neunziger gambling Welle im Kantonesischen Kino, der es abseits seiner eh schon eher für die mittlere Preis- und Ruhmesklasse bekannten Darsteller auch darüber hinaus zu keiner weiteren Reputation fand und somit nicht gerade als fehlendes Bindeglied zwischen den die Ära bestimmenden und auch einleitenden bzw. abschließenden God of Gamblers [ 1989 ] und Conman [ 1998 ] herhalten vermag. Für das Mitwirken in der Oberen Liste des Subgenres oder überhaupt einem Einfluss auf die mannigfache Zwischenstufen fehlen dem passiven Mitläufer neben den auch mit entscheidenden Finanzen zusätzlich die eigenen Ideen; vielmehr wird sich in Ermangelung von materieller Kreativität, der formellen Gestaltungskraft und dem Rückgrat der Gesinnung, sich mit allen Kräften besser zu stellen als man eventuell ist, auf eine unbeirrbare Stütze der Mittelmäßigkeit und des Gelegenheitshandelns verlassen. Eine standhafte Stetigkeit als Mittel der Domestikation, die sich zwar die Eckpfeiler des Subgenres herauspickt, aber trotz dieser Gnadenspendung nicht nur schon rein ökonomisch bloß wenig nachahmenswerte Existenz im inszenatorischen Hungertod zu erreichen vermag.

In einer einfachen, archaisierenden, aber trotz seiner zeitweiligen Beliebtheit auch eintönigen Sprache und Bildgestaltung wird sich traditionsgemäß gleich mit auf den Ursprung und Ausgangspunkt des Bloodshed begeben und der episodisch angelegten Geschichte sowohl die entsprechend kontinuierliche Bezugsperson des einsamen Helden zugeordnet als auch die Beschaffenheit seiner Materie und der Aufbau gegenwärtiger Verhältnisse. Die konfliktreichen Stationen individualisierter Vorhaben gründen sich in Baron of Gamblers natürlich auf das Vorwärtskommen in der Spielerhierarchie und den Gewinn des großen Geldes; dasselbe Thema vom Sichzeigen und Selbstbehaupten, was der Film analog dazu in seiner Fesselung der Phantasie nicht oder wenn dann nur vorübergehend oder gemäßigt erreichen kann. Wissen, Anstreben, Einwirken, Bestimmen und Vollbringen als die dramaturgischen Komponenten kollidierender Umstände. Aktion und Reaktion. Armut und Demut:

Die beiden Cousins Chen Chun [ Max Mok ] und San [ Roy Cheung ] verdingen sich auf Ho Hsin mit eher niedergestellten kleinkriminellen Tätigkeiten des Lebensunterhalt; Chen Chun zockt die zahlenmäßig sowieso schon überhand nehmenden Spiellokale mit seinem Können ab, während San den örtlichen Straßenhändlern eine Schutzgebühr abpresst. Da damit kein großer Reibach zu machen ist, arbeitet man am Aufbau eines eigenen parlours, wofür man allerdings eine nicht gerade kostengünstige oder frei nach Wahl erhältliche Lizenz benötigt. Man versucht es seit Wochen mit Schmiergeld beim dafür zuständigen Shui, muss dann aber sehr zum Missfallen feststellen, dass die Konkurrenz mit Bolo Guy [ Jimmy Lung Fong ] schneller mit weniger Einsatz zum gleichen Ziel kommt. Als nach einigem internen Hickhack auch der bisher den Platzhirsch gebende Big Crown [ Hugo Ng ] in den Machtkampf hineingezogen und von Chen Chun mehr durch Zufall getötet wird, muss dieser seine erst kürzlich geheiratete Frau Meila [ Jacqueline Ng ] in der Obhut von San zurücklassen und nach HK fliehen. Dort schlüpft er bei Fang [ Lee Suet Man ], der Schwester eines Bekannten unter.

Ist schon die Besetzung, in Kleinstrollen noch mit den für das Milieu typisch Anwesenden Billy Chow, Karel Wong, Danny Chow bestückt, ein sicheres Indiz für die Gegebenheiten eines rigoros bündigen B - Movies, so wird dieser erstmal nicht unbedingt negative Eindruck noch durch die auf das Notwendige beschränkten Synopsis von Zwiespalt und Kampf und schlussendlich der herrischen Optik ergänzt. Nur leider fehlt es in der eher spartanischen statt poetischen Wellblech - Gegend mit einhergehender Auffassungsweise an selbständiger Subjektivität, an leidenschaftlichen Szenen, lebhaften Auftritten, zerrüttender Wirkung. An Bestätigung und Besiegelung. Das Setting ist auf seine Art und Weise in der schäbigen Äußerlichkeit der Umstände sogar prädestiniert für einen erfrischen Blick auf die Umstände all des Zockens um den Hauptgewinn, befinden sich doch Ort und Personen unter einer getrübten, nicht einmal mehr matt glänzenden Oberfläche und am unteren Ende der Fahnenstange. Ein Abschaum der Gesellschaft, dass scheinbar keine moralischen oder sonstwie sittlichen Entwicklungsepochen durchgemacht hat, sondern in den Tag hinein und dort auch nur mit dem Sinn auf den nächsten Zaster lebt. Ohne Rücksicht auf die Mitmenschen. Der ja sowieso genau das Gleiche im Sinn hat.

Aufstieg und eventueller Fall einer besseren Kiezgröße zu einem etwaigen Lebemann in den allerhöchsten Kreisen wird inklusive vieler Andeutungen und Vorausahnungen epischen Prinzips aber gar nicht weiter beachtet, sondern sich vielmehr und eigentlich auch fern signifikanter Totalität und in seiner Wesensart belanglos auf das Gefühlsleben von Chen Chun konzentriert. Spätestens nach seinem unfreiwilligen Weggang aus dem nur von Reifenstapeln, bunten Schnickschnack - Verkaufsständen und bruchschiefen Spanbauten gesäumten Ödland hinein in die brodelnde Großstadt und dort in Anwesenheit einer zweiten und grundsätzlich antagonistischen Frau versetzt, verschlägt es auch die Handlung aus der fiktionalen Kollektivität der All for the Winner Devise mitten in eine lyrische Situation. Denn Fang ist so ganz anders als Meila, die eh weit weg und aus den Augen, aus dem Sinn ist; Zeit für eine alternative Bewegung mit unverkennbar taxierender Akzentuierung, der Neuorientierung des Herzens und der Wertigkeit des Textes gleich mit. Aus eh schon sporadischer Prügel - Action als fast die einzige Freudenquelle wird schwindsüchtige Gattungsethik. Aus dem praktischen Inhalt physischer Einflüsse in die engbrüstige Bestimmtheit des Gemüts.

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