Review

Die Story dieses 'dramatischen Thrillers' (kein Actionkracher!) ist durchaus wasserdicht und eher bescheiden im Auftritt, was ihr in Sachen Stringenz und Spannung absolut nichts nimmt. Das Gegenteil ist vielmehr der Fall. Der vorliegende Film überzeugt durch gute, glaubhafte Story, durch facettierte Figuren und gutes Timing.

Besonders die Art, wie Charaktere eingeführt werden, wie sie sich weiterentwickeln, wie ruhig und kontinuierlich erzählt wird, und die Tatsache, dass das Geschehen im Arbeitermilieu spielt, macht Story wie Details umso glaubwürdiger. Dabei tischt Regisseur Nicolas Boukhrief nie groß reißerisch auf, sondern nähert sich eher charakterstudienartig und gewissermaßen voyeuristisch unbeteiligt den kleinen wie isolierten Welten der Akteure, mitunter fühlbar bis auf Atemnähe, ohne sie emotional zu berühren.

Es ist ein leisetretender Film über Einsamkeit in der Gruppe, der im Mantel des üblichen Thrillers daherkommt. Jede Figur ist auf eigene Weise und vor allem heillos in ihrer subjektiven Wahrnehmung gefangen dargestellt, nur um immer wieder im Unverständnis mit den anderen zu kollidieren. In ihrer Ichbezogenheit hat keiner ein wirklich offenes Auge für den anderen. Unser Franzose schiebt uns klammheimlich so manche Tragödie unter, ohne das man es tatsächlich realisiert. So ist man auch am Ende nicht wenig überrascht über den Schlussstrich, die Bilanzierung - wenn man sie denn vornimmt. Motto: Wie bitte, c'est la vie?! Moment mal!

Für mich ist dieser Film ein echter Lichtblick, ein Highlight vor der Blitz- und Donner-Tapete dessen, was Moloch Hollywood großenteils rauswürgt. Nein, ich mag auch die Blockbuster "made in USA", aber das hier ist einfach was anderes. Boukhrief macht deutlich, dass man eine atmosphärische Geschichte auch mit Andeutungen erzählen kann und es gelingt ihm ausgezeichnet, die Waage zu halten zwischen Drama und Thriller. Der Film funktioniert durchaus in seiner Zweigleisigkeit. Die gleichermaßen zur Geltung kommenden Schauspieler scheinen für den Gesamteindruck zu arbeiten, anstatt sich selbst zu profilieren. Nicht zuletzt dadurch werden Werte wie Arbeitsmoral, Kollegialität, Kumpelei, aber auch Abgründigkeiten erspielt und greifbar gemacht. Allein die Synchronisation ist nicht wirklich ein Meisterwerk, wenn auch durchaus akzeptabel.

Fazit:
Hervorstechender, wohltemperierter Film! Sensible wie dichte Maßarbeit aus unserem Nachbarland, die cineastisches Vergnügen bereitet. Dafür gibts von mir 7/10 Punkten.

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