Eigentlich schrecken mich Filme, die etwas altes und bekanntes, dank irgendwelcher fadenscheinigen angeblich neu aufgetauchten Fakten komplett umwandeln doch eher ab. Wenn dann noch dazu der Name "Jerry Bruckheimer" mit im Spiel ist, kann man eigentlich nur das Schlimmste erwarten. So waren auch meine Erwartungen an "King Arthur" nahezu bei Null, was noch durch die Tatsache bestärkt wurde, das sich Regisseur Antoine Fuqua mittlerweile öffentlich von dieser Version des Films distanziert. Man hatte im von Seiten Disneys zugesagt, das er einen harten Schwertkampffilm machen darf, ausgelegt auf ein R-rating. Dumm nur, dass Disney im Jahre 2004 einen Flop nach dem Anderen in die Kinos brachte und somit dringend einen Film brauchte, der sich nicht von vornherein einem großen Publikum auf Grund der Altersfreigabe verschließt. Also wurde der Film in zwei Versionen gedreht, einmal in der die es im Kino zu sehen gibt, und einmal die Version die wohl erst auf DVD erscheinen wird.
Die Vorzeichen stehen also mehr als ungünstig, was diese Version der wohl bekanntesten Sagengestalt der britischen Geschichte angeht. Umso mehr ist es verwunderlich, das der Film auch in dieser Fassung schon gute Unterhaltung bietet, auch wenn man ihm durchaus ansieht, das da wohl einiges fehlt und unharmonisch zusammengeschustert wurde.
Antoine Fuqua erzählt nicht die klassische Geschichte, die von einer fröhlichen Runde von Rittern erzählt, von einem Zauberer namens Merlin und hübschen Burgfräulein. Fuqua verlagert seine Geschichte zeitlich in ein weit düstereres Zeitalter, die so genannten Dark Ages, Ende des 5. Jahrhunderts nach Christus. Er vermischt dabei historisches mit Fiktion, was aber nicht schlecht sein muss, denn er erhebt ja nie den Anspruch einen Dokumentarfilm zu drehen.
Das Römische Reich erstreckt sich über gesamt Europa und an der äußersten Grenze des Reiches mitten in Britannien ist es der halb römische halb keltische Feldherr Arthurus, der mit seinen Rittern, aus dem Osten des heutigen Europas stammende Krieger, den Hadrianswall gegen die Kelten verteidigt. Als die Sachsen mit einem gigantischen Heer Britannien überfallen ist es an ihm sich seiner Wurzeln zu erinnern und letztlich wird er für Britanien Kämpfen, Seite an Seite mit seinen Rittern und den Kelten.
So weit kurz zur Geschichte, die wie gesagt historisch so wohl eher in Richtung Schwachsinn tendiert, aber einen guten Aufhänger für einen spannenden und optisch sehr gelungen historischen Schlachtenfilm bietet. Die Geschichte entwickelt sich recht langsam und kommt erstaunlicherweise auch mit etwas Tiefgang daher, wobei die Betonung eindeutig auf "etwas" liegt. Es geht um Freiheit, Bestimmung, Herkunft, ehre und alles was ansonsten eben in einem echten Ritterfilm dazugehört.
Das Hauptaugenmerk wurde dabei eindeutig auf die Schlachten gelegt. Drei Stück sind es die dem Zuschauer präsentiert werden und alle sind sie, soweit man es bei dieser Fassung beurteilen kann, eindrucksvoll in Szene gesetzt und beeindrucken mit tollen Massenszenen. Highlight ist dabei ganz eindeutig der Kampf von Arthurs Rittern gegen eine kleine Streitmacht der Sachsen auf einem zugefrorenen See. Diese Szenen strahlen Dynamik und pure Energie aus und heben sich damit deutlich von den beiden anderen Schlachten ab, deren ganze optische Bandbreite man aber wohl erst nach Sichtung von Fuquas ursprünglicher Version des Films beurteilen kann.
Die Optik ist durchweg extrem düster und kühl gehalten, was aber sowohl in die karge und trostlose Landschaft als auch zur Gnadenlosigkeit der Geschichte und der Härte der gezeigten Zeit passt. Alle ist in dunklen blau und grau Tönen gehalten, die Sonne scheint nie und besonders die Szenen im Schnee zeigen die inszinatorische Kraft Fuquas. Auch sehr erfreulich ist es, dass zumeist auf den Einsatz von CGI Technik verzichtet wurde, und wenn diese eingesetzt wurde sie nicht sofort als solche zu erkennen ist. Die Kämpfe sind hart und schnell inszeniert , wirken aber durch die teils sehr hektische Kameraarbeit etwas unübersichtlich.
Ein weiterer Pluspunkt des Films ist der Verzicht auf große Namen. So hat der Zuschauer zum einen keine Gewissheit wer der Protagonisten letztlich überleben wird und zum anderen ist der Film nicht ausschließlich auf einen Star ausgerichtet. Die Darsteller allen voran Clive Owen spielen ordentlich und passen ausgezeichnet in die zugedachten rollen. Erstaunlicherweise kann sogar Til Schweiger als Sohn des Sachsenführers überzeugen und macht auch optisch einiges her. Natürlich kann man sich fragen wie ein großartiger Charaktermime wie Stellan Skarsgård sich in diesen Film verirrt hat, aber auch er zeigt sich durchaus motiviert und verleiht dem Anführer der Sachsen etwas sehr würdevolles. Keiry Knightley hat leider etwas zu wenig Screentime um zu zeigen, was sie kann, zumal in der Kinofassung auch noch ein Großteil ihrer Kampfszenen fehlen.
Natürlich gibt es auch einiges negatives zu "King Arthur" zu vermelden. Angefangen bei einem doch recht oberflächlichen Drehbuch, einen schnurgerade verlaufenden Handlung ohne Überraschungen oder Wendungen, einige gerade zu hochgradig unlogische Szenen und auch ein sehr aufgesetzt wirkendes Happy End (was aber auch von Disney nachträglich so verlangt wurde). Besonders die unlogischen Szenen sind es die dem Film viel Atmosphäre rauben. So wird dem Zuschauer gezeigt, das sich das große Tor des Hadrianswalls nur mit größter Anstrengung und zweier Zugpferde öffnen lässt, im Finale hat das Tor dann schon eher Drehtürqualitäten so oft und schnell wie es geöffnet und geschlossen wird. Auch die Erschießung eines Verräters mit einem Pfeil, obwohl der Verräter komplett außer sichtweite hinter dem Wall in einem Baum sitzt ruft doch gewisse Zweifel an der Kunst des Drehbuchautors hervor. (na ja vielleicht kommt das eben dabei heraus wenn ein Mann der Franzoni heißt eine britische Legende auf die Leinwand bringt ;-))
Trotz dieser Kritikpunkte ist auch diese harmlose Variante des Films ein düsteres Stück Unterhaltungskino geworden, das man, als in letzter Zeit ja nun nicht gerade verwöhnter Fan von Ritterfilmen (auch wenn die Ritter hier kaum Gemeinsamkeiten mit den klassischen Rittern haben), ruhigen Gewissens anschauen kann. Der Film bietet 120 Minuten spannende, gute Unterhaltung, allerdings sollte man sich am besten von allem Lossagen was man über die Arthus Sage noch weiß. Wenn einem das aber gelingt steht einem unterhaltsamen Kinoabend nichts im Wege, zumal der Film auch noch mit dem nötigen ernst inszeniert wurde, man also trotz einiger Sprüche keine Fun-Action Version zu sehen bekommt. Diese Version des Films erhält 6,5 Punkte, die ich aber mal nach unten abrunde, vielleicht kann mich Fuquas ursprüngliche Version später dann noch zum Aufrunden bewegen.