Stellen wir mal einige Dinge klar: Clint hat im Film entweder einen Poncho oder eine Magnum zu tragen. Sonst ist es nicht Clint. Misses Streep ist keine gute Schauspielerin und nur Frauen behaupten das Gegenteil. Und ein guter Film bietet Blut oder Explosionen, kann aber auch eine richtig lustige Komödie sein.
Also was soll solch ein Film einem ausgewachsenen Gorehound, der eine Schwäche für ausgemachte Hirni-Filme hat, bieten. Da kann nicht zu erwarten werden.
Aber jetzt wird es peinlich: die Film ist richtig gut. Auch wenn ich nach dem jetzt schon häufigen Konsum dieses Streifens immer noch im Stehen pinkel und PUR auch heute noch zum Kotzen finde, kann ich mich diesem Werk von Herrn Eastwood nicht entziehen.
Der Film geht los, wie es der maulende, männliche Mitgucker erwartet. Eine dürftige Bruder-Schwester-Diskussion, die in dem Tagebuch ihrer verstorbenen Mutter lesen und sich darüber aufregen, dass ihre Hausikone (MS) eine kurze Liebschaft hatte. Dann kommt der Film zur eigentlichen Romanze. Streep ist eine in Nowhere-County gestrandete Italienerin, die mit langweiligem Mann und zwei Kindern irgendwo auf dem Land lebt. Sie hat ein paar Tage frei, weil Dad mit den Kids zu einem Redneckwettbewerb in die Stadt gefahren ist (scheinbar hin und zurück ein Katzensprung von 3000 Meilen, so sehr gleicht Madison County dem Arsch der Welt).
In diese Phase schneit Clint herein, der als Fotograph ein Buch über eben die titelgebenden Brücken zusammenstellen will. Die wehmütige Meryl und der wurzellose Weltenbummler Clint verlieben sich ineinander wie beim ersten Mal (sind ja beide auch im Film nicht mehr die jüngsten), haben eine sehr intensive Affäre und beschließen, zusammen abzuhauen. Meryl besinnt sich aber und bleibt, nun mit einer Menge Herzschmerz ausgestattet, bei ihrer Familie, die davon natürlich nichts ahnt. Pa stirbt, Clint stirbt und irgendwann ist eben selbst Meryl dran, was ihr Tagebuch zur kindlichen Lektüre freigibt. Wir sind wieder beim Anfang des Films.
Nach dem Lesen des Tagebuches sehen die beiden Gören ihre Mutter mit anderen Augen, verstehen die Verstorbene und wissen ihr Handeln zu würdigen.
Die Geschichte des Films ist sehr simpel. Und das ist gut, denn so gibt es genug Freiraum für Clint und Meryl, durch schauspielerische Leistungen zu glänzen. Die Farben und das Licht sowie eine exzellente Kameraführung unterstreichen den sehr positiven Gesamteindruck. Und die Szene an der Ampel im Regen ist wirklich sehr, sehr tragisch.
Traurig sind viele Filme (Bambie oder Leichen pflastern seinen Weg z.B.); schön sind auch viele. Und gute Schauspielerleistungen gibt es auch öfters als hinlänglich behauptet. Was macht diesen Film also besonders? Ich denke, es sind zwei Dinge. Zum einen wird selten das Bedürfnis, geliebt zu werden, und die Fähigkeit, still seelisch zu leiden, so gekonnt umgesetzt. Gerade durch das Weglassen der üblichen Romanzen-Ausstattungen und das bewußte Alter der Protagonisten werden Liebe und Leiden unglaublich ernsthaft.
Der andere Punkt ist, dass der Film den Mut hat, auch den Alltag einer Beziehung als schützenswert und wertvoll darzustellen, selbst wenn sich diese Werte einem Dritten nicht erschließen. Das kommt nicht nur in der Entscheidung von Meryl, bei ihrem Mann zu bleiben, sondern ohne Theatralik auch in seiner Sterbeszene gut rüber.
Ein Wort noch von Misses S. Ich halte sie auch heute noch für keine dolle Schauspielerin. Aber ihr Aufblühen in dem ersten Shooting ist wirklich gut.
Durch diesen Film werde ich mit Sicherheit kein Fan des Taschentuchkinos. Aber dieser Film ist wirklich sehr gut. Man muss es ja keinem sagen und kann den Besitz der DVD mit dem "unerklärlichen" Geschmack der Frau erklären. Tatsächlich 10 von 10.