Vorbemerkungen zu einem problematischen Filmprädikat:
Filmemacher Kevin Chu Yen - ping brach angesichts der Grenzen des natürlichen Erkenntnisvermögens schon von Beginn seines Schaffens an zu einer überrationalen, intuitiven Sinnsuche auf. Nachdem er sich mit den definierten Kultactionern Pink Force Commando, Fantasy Mission Force und Golden Queen Commando [ 1982 - 1984 ] einen gewissen Ruf vor allem in Fankreisen erspielt und eine Weile darauf mit den gewaltreichen, grösser angesetzten Bloodsheds Requital, Island of Fire, A Home Too Far und The Hunting List [ 1990 - 1994 ] bestätigt hat, vergab er ihn zwischenzeitlich auch immer wieder, indem er sich auf Erzählungen mit Goofs und Kindern spezialisierte.
Chu konnte oder wollte kein Fuss in Hong Kong selber fassen und beschränkte sich häufig auf sein Ursprungsland Taiwan, in dem er auch selbstständiger und ohne Einspruch in seine Arbeit tätig sein konnte. Die Folge ist ein Prozess intensiven Experimentierens; tatsächlich oder vermeintlich kassenträchtigere Stoffe wurden angesichts verändertem Publikumsgeschmacks und kulturellem Wandel solange ausgereizt, bis wirklich keiner mehr zu schauen wollte und die verfügbare Schauspielerschar sicherlich auch die Nase voll hatte.
Der sich um seine gesamte Filmographie kümmernde Zuschauer erhält beim gründlicheren Suchen ausserhalb der bekannten Blockbuster keine wirklichen Überraschungen. Chu war nun schon seit Menschengedenken ein eher unkonventioneller Regisseur, vor allem was Werksequenz und Genrewechsel betraf. Dabei erhielt man nie klare Exempla von guter oder schlechter Inszenierung, da man ihn eben nicht als technisch virtuos bezeichnen kann und er auch kein feinfühliger Mann seiner Zunft ist. Letztlich war die Qualität des Endproduktes wirklich meist davon abhängig, was für ein Drehbuch er in den Händen hielt. Ähnlich auffällig ist das Schwanken von Klasse zu Schund wohl nur noch bei Wong Jing; bei dem man zwar weiss, dass er es kann, aber es viel zu selten sieht, weil er es gar nicht darauf anlegt, etwas Grosses abzuliefern.
Nun galt Taiwan neben HK lange Zeit als Hauptstandort für kleine, schnelle Actionfilme mit wenig Budget, die in dem Moment aber leider nicht mehr gefragt waren. Also machte er erst in Kung Fu Kids Komödien, dann in Dramen. Vorzugsweise coming of age, in staatlichen Institutionen und damit Stationen auf dem Weg des Erwachsenwerdens spielend. No Sir [ 1994 ] in einem Ausbildungscamp. School Days [ 1995 ] in der Sekundarstufe 2.
Chu behielt dabei eine Stammbesetzung aus heimisch populären Teeniestars, die sich nur geringfügig abwechselten; so war Nicky Wu 8x bei ihm am Start, Takeshi Kaneshiro und Jimmy Lin jeweils 7x.
Eine wirklich schlaue Karriereplanung haben sie damit nicht eingelegt: Wu und Lin sind heute weitgehend unbekannt ans Fernsehen gefesselt. Kaneshiro kam heile aus der Laufbahnfalle heraus, aber hätte in den Jahren sicherlich auch anders und mehr verdienen können, so dass die treue Anhängerschaft wundert. Genauso erstaunlich ist, dass gerade dieser Schauspieler exakt ins das Chusche Œuvre hineinpasst, keine bessere oder schlechtere Figur als die Anderen abgibt und sich anscheinend für Nichts zu Schade ist.
Normsetzung und Normkapitulation:
Hier spielt er den Kadetten David Li Ta-Wei, der zusammen mit anderen Leidensgenossen wie Zeng Zhi-Xiang [ Jimmy Lin ] und Luo Zhi-Jiang [ Alec Su ] in eine neue Kaserne - die gleiche wie in No Sir - und damit eine Spezialeinheit abkommandiert wird.
Keiner ist freiwillig dort. Seit die Chinesische Nationalpartei Kuomintang 1945 Taiwan besetzte, unterliegen die Männer der allgemeinen zweijährigen Wehrpflicht; Verweigerer aus religiösen etc Gründen werden inhaftiert.
Ausserdem steht man kurz vor dem Krieg; laut Gerüchten soll Nachbar China eine Invasion planen, so dass nicht nur die Gegenwart, sondern auch die Zukunft wenig rosig erscheint.
Sehr zu ihrem Unmut nimmt Captain Li Wei-Han [ Nicky Wu ] sie entsprechend den Vorgaben hart ran. Trotzdem erwächst man zu einer Gemeinschaft.
Klingt schlimm, ist in der Umsetzung eigentlich auch nicht so viel besser, trotzdem hält man durch. Der Grund dafür ist aber ein wirklich rein subjektiver. Chu - Fans verzeihen nicht nur viel, sondern gehen auch mit einer derartigen Portion Hoffnung gemischt mit Friedfertigkeit gegenüber Kritikpunkten heran, dass sie in ihrer Vorfreude auf Kommendes eigentlich alles ertragbar finden und selten die Hand aufs Herz legen.
Also wartet man die ganze Zeit darauf, dass man genau das zu sehen bekommt, wofür man ihn in eben dieses geschlossen hat. Chu - Filme sind keine Kunst-, sondern Gesinnungswerke.
Wilde Shootouts in zeitlupenverstärkten Blutfontänen, Knackiges Martial Arts, Abwechslungsreichtum zwischen Plagiat und Parodie, Holzhammerhumor.
Leider wartet man hier umsonst. Geschichte und Aufbau sind weitgehend konventionell. Man begibt sich nicht in eine Outsider - Position und bricht von dort aus Regeln und Gesetze, sondern formiert die Erzählung nach altherkömmlichen, dem Brauch gemäßen Elementen. Streitpunkte innerhalb der durcheinander gewürfelten Truppe sind von Beginn weg ebenso offensichtlich wie die erste Bindung: Natürlich ist Captain Li die Zielscheibe seiner Untergebenen und wird erst zum Vertrauten, als man in der dirigistischen Hirarchie einen gemeinsamen Feind findet und die Strapazen zusammen durchstanden hat. Leid und Schweiss verbindet. Nach einem inter-platoon wargame kommt am Ende der Anstrengungen der richtige Mann heraus.
Melde gehorsamst.
Mag durchaus sein, dass man mit dieser Aussage speziell und dem Projekt generell unter der eigenen Bevölkerung einen Nerv traf und so für Zuspruch und entsprechend volle Kinos sorgen konnte. Das Parlieren mit Rollenvorstellungen und Zukunftserwartungen der jungen Männer innerhalb einiger soziologisch interessanter Akzente und der Verweis auf ewige Freundschaft schon im Titel sprach die präpubertär unsichere Kundschaft an; zumal auch für ideale Projektionsfiguren gesorgt wird.
Alle Anderen werden angesichts der naiven Beschreibung sicherlich die Augen verdrehen.
Zu selten bleibt man in den Grundzügen einer Militärkomödie. Die Erzählweise ändert sich von einer karikaturhaften Zeichnung über einer bemüht chaotischen Komik hin zu platten Späßen, um sich dann partiell zu einer versuchten Entlarvung von Militarismus auszuweiten und anschliessend genau darauf reinzufallen.
Der Schwank auf dem Kasernenhof ist mal witzig und oft nicht, aber tut zumindest nicht weh. Streit um Authorität wird in Grimassen und absurden Situationen ausgesetzt. Die beginnende Schwejkiade um den verweichlichten Gelehrten Luo ist so schnell vorbei, dass man sie gar nicht erwähnen dürfte. Nach einer Viertelstunde herrscht auf dem Übungsplatz der schnarrende Kommisston der Schleifer, die ersten Tränen fliessen, der voice over klingt lustlos depressiv. Die Umwandlung eines Menschen in einen Soldaten bestimmt das Bild; schwere Musik inklusive. Das Kollektiv der "Dragon Task Force" camaraderie vergewissert sich im gemeinsamen Gesang ihrer Werte und Ziele. [Wu, Su und Lin sind Mandopopstars, Takeshi hat es mal versucht.]
Darüberhinaus werden die Leerstellen ihrer blassen Charakterisierung durch brüderliche Teilung der Erinnerungen aufgefüllt.
Action wird nicht nur ewig zurückgehalten, sondern bleibt ganz fallen. Zwar wird oft in moderater Vortäuschung und Anscheinserweckung mit Maschinen und Material geprotzt; auf jeden Rekruten kommt scheinbar ein Panzer, dazu kreisen die Kampfhubschrauber in weiten Zirkeln über der Szenerie. Doch Präsenz und Aufgebot wird nur in sich wiederholenden Posen gezeigt, nicht eingesetzt. Ertüchtigung findet in Liegestützen, Stangenklettern und Gewaltmärschen statt; nach einer halben Stunde kommt genau 1 Trittkombination vor, kurz darauf noch im Übungsschiessen "gesteigert".
Beim Abschlussmanöver selber gehören unsere Helden zum Teeservice. Fahren mittendrin mal zur Mami und vollziehen eine family reunion; ansonsten passiert da nichts mehr.
Nicky Wu hat sich beim Dreh den linken Fuss gebrochen und man sieht nicht eine Szene, die auch nur annähernd auf ein derartiges Missgeschick hindeuten würde.
Ein verschwendeter, misslungener Film eines sonst szenisch unterhaltsamen Regisseurs, der sich hier überhaupt keine Mühe gibt, sein Werk angenehm zu gestalten.