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1984 waren Clint Eastwood und Burt Reynolds die zwei vielleicht größten Actionstars, denn die Karrieren von Schwarzenegger, Stallone und Gibson steckten noch in den Kinderschuhen, von Willis, Seagal und van Damme war nix zu sehen, und doch ging „City Heat“ unter.
Trotz des Casts und der landläufigen Deklarierung als Actionkomödie handelt es sich hierbei vor allem um eine Hommage an klassische Gangster- und Detektivfilme, an den Film Noir und artverwandte Sachen. An den Film Noir erinnert vor allem Privatdetektiv Mike Murphy (Burt Reynolds): Stets abgebrannt, mit markiger Sekretärin im Büro und reichlich Bauernschläue. Eine femme fatale kommt zwar nicht in sein Büro gestiefelt, aber sein Partner Dehl Swift (Richard Roundtree) lässt sich mit den falschen Leuten ein, was ja im Film Noir die zweitbeste Möglichkeit ist in die Bredouille zu bekommen.
Lieutenant Speer (Clint Eastwood) kriegt auch Wind von der Sache – nicht zuletzt da er zugegen ist, als Swift nach Handanlegung durch Gangster den Mauersegel probt und aufs Pflaster klatscht. Murphy und er, früher Kollegen, geraten nun in einen Gangsterkrieg…

„City Heat“ ist einer jener Filme, die auf dem Papier wahnsinnig reizvoll klingen, letztendlich aber nur teilweise halten, was sie versprechen gerade die Bezeichnung Actionkomödie ist blanker Hohn, denn die Blut- und Ballerfans schauen gewaltig in die Röhre. Gestorben wird eher familienfreundlich (auch wenn Speer ganz eiskalt eine ganze Trommel in einen Goon entleert, bis dieser endlich hinüber ist) und die Prügeleien und Schießereien kann man an einer Hand abzählen. Zudem sind sie recht kurz, gerade der Showdown ein schlechter Witz, und so bleibt eigentlich nur Speers coole Handhabung der Schrotflinte im Gedächtnis, denn das ist das einzig nennenswerte Shoot-Outs des Films.
Vor allem aber hakt der Plot bei der ganzen Sache, denn von einem Buchhalter gestohlenes Gut, das Swift verscherbeln will, verkommt zu einem MacGuffin, um den sich rivalisierende Gangster und die anfangs rivalisierenden Helden prügeln – nur leider taugt dies bloß als roter Faden, um den herum einzelne Szenen geschlungen sind, die aber nie ein stimmiges Ganzes abgegeben. Swifts Freundin als Zeugin ist mal wichtig, mal unwichtig, je nachdem wie es dem Film gerade passt, die beiden Gangsterbanden kann man in ihrer Profillosigkeit kaum auseinanderhalten und am Ende ist die ganze Kabbelei um den MacGuffin nur noch eines: Herzlich egal.

Das ist schade um die Momente, in denen „City Heat“ sein Potential tatsächlich ausspielt. Vor allem die Ausstattung ist prunkvoll und ruft wohlig-nostalgische Assoziationen zu früheren Filmepochen hervor und auch die Gags sind vielleicht keine Oberklasse, aber doch stets nett. Während Murphy mal wieder der elegante Windhund und geborene Charmeur ist, so ironisiert die Figur des Speer doch wunderbar die Superbullen des Kinos: In Schießereien ist er stets gelassen und verzieht keine Miene, er wird nur sauer, wenn man seinen Kaffee verschüttet oder seine Witzschutzscheibe demoliert, aber in Beziehungsdingen ist er steif und ungelenk und lässt ein Date auch mal zu einem Überwachungsjob ausarten.
Speer ist auch mal wieder eine Rolle, in der Clint Eastwood mit seinem „Dirty Harry“-Image spielt, und das auch mit Charme, während Burt Reynolds eine launige Routinenummer als ausgekochtes Schlitzohr darbietet. Jane Alexander als Murphys Sekretärin/Speers Love Interest ist ebenfalls toll, Robert Davi und Rip Torn auf Fieslingsseite ebenso, während Richard Roundtree, William Sanderson und Madeline Kahn aus ihren klischeehaften Rollen wenig herausholen.

„City Heat“ schaut prächtig aus und hat zwei halbwegs gut aufgelegte Hauptdarsteller an Bord, doch schreiberisch kommt die Nummer nicht in die Pötte und im Bereich Schauwerte gibt es auch nur Halbgares vorzuweisen. Kein Fehlschlag und mit netten Anspielungen gesegnet, aber Großtaten sehen weiß Gott anders aus.

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