Carl Reiner und Steve Martin haben wieder zugeschlagen!
Nach dem quietschverrückten „Der Mann mit zwei Gehirnen“ setzten sie sich für ein weiteres Drehbuch zusammen an einen Tisch. Auf die Verulkung des Horrorgenres (Frankenstein) folgte mit „Solo für 2“ 1984 eine leichtfüßige Fantasykomödie, in dem sich natürlich auch diesmal alles rund um Vollblutkomiker Martin dreht, der den Hampelmann markieren darf.
Vom Hirnchirurgen mutiert er hier zum jäh die Karriereleiter hinaufkletternden Anwalt, der es mit einem höchst unwillkommenen Gast zu tun bekommt. Mit keinem gewöhnlichen Gast, sondern mit der schwerreichen und mindestens ebenso toten Edwina Cutwater (in Höchstform: Lily Tomlin), deren Seele durch äußerst unglückliche Umstände in seinen Körper schlüpft, zu seinem Leidwesen auch noch Besitz von seiner einen Körperhälfte ergreift und seine Gedanken lesen und beeinflussen kann. Selbstverständlich wirbelt dieser Umstand Rogers Leben gehörig durcheinander und er durchlebt allerlei Peinlichkeiten, die dafür sorgen, daß er bald ohne Freundin und ohne Job dasteht...
In gewohnter Reiner/Martin-Manier wandert der Zuschauer, wie aus der Inhaltsangabe ersichtlich, durch einen gnadenlosen Gagdickicht, aus dem es kein Entrinnen gibt. In der starken ersten Hälfte werden die humoristischen Glanzstücke erneut reihenweise serviert, wobei mir allein Steve Martin das Eintrittsgeld wert gewesen wäre, wenn ich mir denn vor zwanzig Jahren bereits eine Kinokarte hätte kaufen können. Wie sein Roger sich mit unglaublichster Akrobatik auf offener Straße wie von der Tarantel gestochen einen abhampelt und verzweifelt Kontrolle über seinen Körper zu bekommen versucht, kurz nachdem er schockiert feststellen mußte, wer es sich da in ihm gemütlich gemacht hat - gerade dies ist jene hemmungslose Albernheit, die ich am Vorgänger „Der Mann mit zwei Gehirnen“ so geliebt habe. Die weiteren Komplikationen, die sich unmittelbar im Anschluß im Männerklo mit Rogers „elftem Finger“ ergeben, machen es dem Zuschauer in der richtigen Stimmung sogar möglich, fünf Minuten am Stück aus dem Lachen nicht mehr herauszukommen, einen Anfall nach dem anderen zu erleiden. Reines Comedy-Gold.
Das sind zweifelsohne schon die absoluten Oberknaller des Films, ein Niveau, das später nicht mehr erreicht wird. Dennoch sind natürlich neben einigen romantischen und - wenn man es so nennen will - dramatischen Einschüben, in denen Edwina heulend erzählt, wie einsam sie zu Lebzeiten eigentlich war, noch genügend erstklassige Gags eingebaut, wenn auch allesamt in den ersten zwei Dritteln zu finden, darunter eine Gerichtsverhandlung, die zunächst so gut für Roger läuft, um schließlich wegen Edwinas ausgeprägten Gerechtigkeitswillens in ein Fiasko ersten Grades umzukippen, und die zwei Szenen, in denen Roger mit der attraktiven Blondine Terry (Veronica Tennant) ein paar Glücksmomente im Bett verlebt bzw. verleben möchte. Beim ersten Mal probiert er’s heimlich, während Edwina schläft, beim zweiten Mal unternimmt sie allerlei Geschlechtsaktverhinderungsversuche, die so aussehen, daß sie u.a. Bilder von uralten Nonnen durch Rogers Gehirn ziehen läßt.
Ähnlich „Bruce Allmächtig“ muß man dem Film letzten Endes vorwerfen, über die gesamte Distanz von einer einzigen vielversprechenden wie amüsanten Grundidee zu zehren. Daß sie sich irgendwann zwangsläufig abnutzt, erst recht, sobald sich Edwina und Roger immer besser verstehen, keine komischen Streitereien und Wortgefechte mehr austragen (war doch klar, daß die beiden bald ihre Zuneigung zueinander entdecken würden, oder? Von blankem Haß zu inniger Liebe ist es in Komödien schließlich kein gar so weiter Weg...) und es nur noch darum geht, Edwinas Seele in den ursprünglich dafür vorgesehenen Körper von Terry fahren zu lassen, was sich als schwieriger als zuerst gedacht erweist, dem schienen sich auch die Autoren bewußt gewesen zu sein und so versuchen sie, die allmählich aufkommende Ideenarmut dadurch zu vertuschen, indem sie zwei schrullige und zugleich liebenswürdig-sympathische Nebenfiguren, Rogers blinden Freund und den urigen Guru-Kauz, der mit seinen Aaahooohaaah-Beschwörungsformeln für die Seelenwanderung verantwortlich ist, in den Vordergrund stellen. Damit kriegt der Film gerade noch rechtzeitig (wenigstens teilweise) die Kurve, denn es drängte sich unzweifelhaft langsam, aber sicher der Eindruck auf, der Film könne nicht mehr lange allein von diesem netten Seelenwanderungs-Einfall leben. Alsbald geht dem Drehbuch also die Puste aus und es verzeichnet unumgänglich leichte Einbrüche, die sich aber glücklicherweise bei weitem nicht so unangenehm bemerkbar machen wie in der oben zum Vergleich herangezogenen Jim-Carrey-Komödie, weil der Witz bis zum Schluß beibehalten und nicht vom tiefsten Kitsch verschlungen wird.
Alles in allem sicherlich schwächer als „Tote tragen keine Karos“ und „Der Mann mit zwei Gehirnen“, „schwächer“ heißt jedoch in diesem Fall immer noch „sehr gut“. Martin und Tomlin sind ein herrliches Paar und versprühen schlicht und ergreifend Spaß pur (zumindest solange sie sich gegenseitig angiften und sich nicht vertragen). Außerdem machen die zahlreichen Brüller in der ersten Stunde es mir unmöglich, hier weniger als 8/10 für den herrlichen Humbug zu verteilen. Darum: 8/10.