Als der Nachspann von „ I Heart Huckabees“ lief, sah ich mich einem seltenen Problem gegenüber: wie sollte ich jemals das gerade Gesehene bewerten?
David O.Russell, Regisseur für so spezielle wie sperrige Ware wie „Three Kings“ oder „Flirting with Desaster“ hat also mal wieder einen Film abgeliefert, von dem viele geredet haben (vor allem viele Kritiker) und den sich im Kino trotzdem fast mal wieder keiner ansehen wollte, weil minimum die Hälfte gleich nach Ansicht zu Hause den Rest der Welt gewarnt hat.
Weil eben dem gemeinen Zuschauer der Wunsch nach einem gewissen Unterhaltungspotential anheim liegt und man muß schon ein ausgesprochener Querdenker sein, um „Huckabees“ definitives Unterhaltungspotential abzugewinnen.
Der Plot ist vage und ein einziges Wirrwarr. Inhaltlich ist es eine Ansammlung von philosophischen Gedanken und existenzialistischen Theorien zum Sein oder Nichtsein, während ein Ensemble motivierter Charaktermimen der bekannteren Sorte darum eine Art absurden Affentanz aufführt und sich bemüht, das alles ungefähr wie eine Filmkomödie wirken zu lassen.
Jason Schwartzman spielt darin einen ziemlich beknackten Umweltaktivisten mit Dichtungsfetisch, der eigentlich nur klären will, warum ihm ständig ein baumlanger Schwarzer begegnet und deswegen zwei existenzialistische Detektive (Tomlin, Hoffman) engagiert, die das Problem seines Seins herausfinden sollen. Das Ziel seiner Aggressionen ist bald gefunden: Brad Stand (Law), Angestellter des Billigmodenkaufhauses Huckabees! Der ist ein Yuppie-Typ par excellence, der mit jedem gut Freund sein will, obwohl das alles nur kapitalistisch-fatalistisch-fröhliche Maskerade ist. Den übernehmen die Detektive gleich mit, was sich auf Brads Freundin Dawn (Watts) auswirkt, das „Gesicht“ von Huckabees. Gleichzeitig freundet sich Albert mit dem erdölfeindlichen Feuerwehrmann Tommy (Wahlberg), der sein Seelenverwandter wird. Und weil alles fließt, wechseln die Patienten schon mal ihr Vorbild und laufen zu der Nihilistin Caterine (Huppert) über, weil sie ja schon einen Schritt weiter sind.
Aber das ist auch nur die Illusion einer inhaltlichen Beschreibung, mehr eine Szenenfolge, denn ihr tatsächlicher Gehalt. Denn die Entwicklung der Figuren nachzuvollziehen, bedarf verstärkten Mitdenkens und der Wille zur totalen Absurdität, denn alle Probleme hier sind ausgemacht und wenn man so will, hat hier jeder einen an der Waffel, aber dafür reichlich guten Willen.
Am Ende sind sogar alle geläutert und einen Schritt weiter, wenn auch diverse Existenzen zerstört sind, aber man ist irgendwie glücklich.
Als Zuschauer auch?
Da wird die Sache schon schwieriger. Ist man studierter Philosoph wird man vermutlich aus diesem Film mit Lachkrampf rausgetragen werden, weil man in diesem Inferno sich gegenseitig negierender Theorien das Quentchen universeller Komik gefunden hat, daß dem Rest der Menschheit abgeht.
Ich selbst habe mich gut amüsiert, wenn auch unter Zuhilfenahme eines permanenten Kopfschüttelns, das die nächste beknackte Idee, die um die nächste Ecke lauert, stets ungläubig begrüßt.
Die Frage ist: was wollte Russell mit diesem oder so einem Film? Ist das eine Attacke auf Hollywood, auf die Kritiker, auf das Publikum oder bloß seinen Therapeuten? Findet der Mann das konsequenten Auslassen von Plotstruktur und Pointen, abgeschlossenen Szenen oder sinnvollen Arrangements wirklich lustig oder soll das provokativ sein? Ich habe keinen Plan!
Also ist „I Heart Huckabees“ eine Art Wundertüte für Gebildete, die sich gerade mal wieder ein Tütchen reingepfiffen haben und das Proletariat in ihrem Kopf zum Schweigen bringen wollen; ein Bilderbogen, aus dem man sich was Beliebiges rausnehmen kann, was gerade paßt, wenn man so will.
Danach ist natürlich nichts besser, aber als Wirkung kann ich bestätigen, daß die Absurdität des Alltags danach ein wenig leichter zu akzeptieren ist.
Für ein sehr spezielles Publikum irgendwas zwischen 1-10. Für mich mangels Sinn und pro Absurdität 6/10.
Aber nagelt mich nicht darauf fest!