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<!--StartFragment -->Aus dem regionalen Brandherd von Hongkong hat man sich in Internal Duel verabschiedet, und ist vom waffenstarrenden Kapitalismus in den ehemaligen Klassenfeind, das kommunistische China abgewandert. Die Aktivitäten der Triaden wurden in den Handelsstandort Guangzhou verlegt, um abseits politischer Akzentuierung die lahmende Konjunktur in einem größeren, der Zukunft trächtigen Absatzgebiet in Schwung zu bringen. Die Gegend ist neu und modern, die Probleme alt und hausgemacht. "It's the same everyday...This brotherhood bull shit. From dawn to dusk like some sermon."

Doch gerade das Ausruhen auf dem viel begangenen, aber dadurch auf versierten Pfad um die Systematisierung der Bruderschaft und seiner Alltagsethik verschafft dem Film auch das sichere Polster rationaler Vorstellungen, Phantasien und Empfindungen. Zwar ist das Budget wie so oft in den Zeiten auf das Mindestmaß zurückgefahren, gibt man sich hier aber nicht extra den Anschein einer medienöffentlich verbreiteten Prachtentfaltung, sondern erzählt dieselbe alte Geschichte von einmal existierenden Herrschaftsverhältnissen und dem Machtkampf darin in erneuter Abwandlung erneut nach. Dass man sich dabei an erster Stelle um die Klüngel kümmert und Loyalität, Integrität und Pflichtbewusstsein auf der einen Seite sowie Scheinheiligkeit, Käuflichkeit und allgemeine Charakterlosigkeit auf der anderen als wichtigsten thematischen Bestandteil formuliert und somit die modifizierte Wiederaufnahme alter Heroic Bloodshed Tradition profiliert, kommt der ritualistischen Ordnung des Drehbuchs ebenso zugute, wie es den allzu deutlichen Blick auf das Etat für lange Zeit verbergen kann. Sekundär-Verarbeitung, über alle Lüste hinweg, shot on video:

In der Hung Hang Triade steht aufgrund des nahen Todes des Erkrankten Bandenführers die Ernennung seines Nachfolgers an. Der zwar gesetzte, aber eh chancenlose Turk [ Tommy Wong ] kürzt das zu seinem Nachteil führende Prozessiere ab, indem er mit einer Injektion dem Sterbenden noch die letzte verfügbare Zeit nimmt und den Mord seinem inneren Konkurrenten Ho-lum [ Ben Ng ] in die Schuhe schiebt. Während dieser sich noch relativ zurückhaltend angesichts dieser Provokation verhält, und auch der Älteste in der Runde, Big Brother Ping [ Law Kei ] auf Mäßigung plädiert, schickt Turk seinen Handlanger Zebra [ Baan Yun-sang ] auf die Widersacher los, was sowohl Ho-lums schwangere Freundin Kim [ May Cheung ] als auch seinen Bruder Allon [ Xing Yu ] in Gefahr bringt. Und der frisch aus dem Gefängnis entlassene Horsey [ Wilson Tong ] muss sich erstmal entscheiden, für welche Partei er Schützenhilfe ergreift.

Bis das soweit ist, wird in der Runde in mehrfach gegliederter Variation die Textphase als Verständigungsangebot bereitgehalten. Hin und hergehende Blicke, Drohungen und andere Versprechungen in ausgeprägter Neigung hier und da, ein wenig Knobelei, wer denn nun der wahre Übeltäter, der Schinderhannes hinter all der plötzlichen Perfidie sei. Dazu ein paar sichtlich verliebte Porträtaufnahmen von Guangzhous Infrastruktur als immer wieder gern genommenes, da kostenloses Füllmaterial und spontane Assoziationen Richtung Action und Gewalt gleichermaßen. Ho-lums eilige Flucht angesichts des Komplotts gegen ihn, ein ebenso rasches Attentat in seinem Hauptquartier, plus der mitten auf der Straße und während der rush hour Stoßzeiten abgezogenen Kampfkunstdemonstration seines Bruder Allon, der nebenbei scheinbar noch die Nachwuchssportler unterrichtet. [Darsteller Xing Yu, der Jahre später als schlagkräftiges Schmankerl in Kung Fu Hustle, Flash Point und Ip Man zu einiger Bekanntheit erlangte, leitet den Shenzhen-Ableger des Shaolin Tempels und hat wohl ein Teil der Schüler per Cameo zum Dreh geschleift.]

Schuld und Verdienst der einzelnen Handlungen liegt dabei in etwa gleichauf; zwar kommt die Tragweite des Geschehens nie richtig zur Entwicklung, erinnert mitsamt den Grundfiguren, den Ausgangselementen und ihrer Wiederholung sehr an die eh schon hundertfach vorhandenen Gangsterfilme aus der früheren Kronkolonie, deren [oft eh durchschnittliche] Qualität man weder darstellerisch noch inszenatorisch noch dramaturgisch übertrumpfen oder wenigstens einholen kann. Die anhaltende Reduplikation incl. Satzparallelismus, Motivkreisen und Bildvorstellungen sorgt auf der Habenseite für eine äußerst sichere, da immer wieder eingeschränkte und immer wieder nachgeprüfte und so nahezu vorbehaltlose Rücklage.

Die Dialogszenen sind ein wenig zu lang geraten, aber drücken das Wesentliche der tradierten Anschauungen in der gegenwärtigen Wirklichkeit und der in der Gesellschaft herrschenden Doppelmoral aus und haben mit dem anhaltenden Machtstreben einen tiefgründigen Wechselwirkungszusammenhang als jederzeit abrufbare Basis. Zumeist Schlägereien auf kleiner Ebene als gleichfalls mal eben so aus der Lameng herausgegriffene Affekt-Zustände kümmern sich um die notwendige Beweglichkeit; positiv qualifiziert zudem durch oft erfreuliche Gewandtheit und Elastizität der meisten Kombattanten, der dies integrierenden Choreographie von Xing Yu und den Eastern-Recken Baan Yun-sang plus Wilson "the Foot Doctor" Tong und einer fachgerechten Kamera als bewusst offen gelegtes funktionales Werkzeug. Der Härtegrad ist moderat, eher gesittet, was das abrupte Totprügeln eines armen Opfers mit Eisenstangen und sein Verbluten aus allen malträtierten Arterien und ein späteres Erhängen bei lebendigem Leibe umso effektvoll abstoßender macht.

Viel mehr kommt dann auch nicht, der mit etwa 2 - 3 sec sicherlich kürzeste Showdown der Filmgeschichte lässt zwar noch einmal die Waffen sprechen, wird der abgefeuerte Schusswechsel allerdings mehr akustisch zelebriert als gezeigt, und ist das den Meinungsstreit vertilgende Finale angesichts des vorher gemachten Bohei so auch eher ernüchternd statt weiterhin befriedigend.

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