Selbstjustiz auf Französisch: Auch in höherem Alter kämpfte sich Alain Delon als eine Art Franko-Variante von Charles Bronson noch durch actionreiche Reißer.
Hauptfigur ist der ehemalige Polizist Daniel Pratt (Alain Delon), der sich auf eine Insel in Afrika zurückgezogen hat, dort eine Bar besitzt und in der Eingangssequenz erst mal vor den Augen der Inseljugend die Kunst des homoerotischen Halbnacktringens vorführt. Der Kontrahent ist aber ein Freund, also alles gar nicht so schlimm und man muss es dem Auftakt lassen: Fetzig choreographiert ist er schon, wenn auch ohne tiefere Bewandtnis für das Folgende.
In Frankreich begleitet Pratts junges Töchterlein ein paar Freunde bei einer Diebestour, doch das gefällt schwarzgekleideten Männern so gar nicht und deshalb pusten sie die kleinen Racker einfach weg. Als die Nachricht auf der Insel ankommt, kriegt Pratts Haushälterin einen Schreianfall der schlecht gespielten Art, doch der Herr Papa fliegt ungerührt in die alte Heimat. Das schreit nach Rache, ist also der weltberühmte Anlass und es kann losgehen.
Nach kurzen Beerdigungsformalitäten zieht Pratt dann los, foltert die benötigten Infos bezüglich Waffenverkauf aus seinem ihm bekannten Waffenhändler heraus und kommt einer Todesschwadron auf die Spur, die nun auch ihm ans Leder will...
Wer „Dirty Harry 2“ kennt, der ahnt schnell, wie der Hase läuft, für alle anderen wird aber auch zügig aufgeklärt, dass eine private Eingreiftruppe, zu der auch ein Polizist gehört, über die Stränge schlägt. Sonderlich subtil ist das Ganze nicht, bereits die ersten Hinweise (z.B. dass die illegal erworbenen Knarren hinter den Polizeischießstand geliefert wurden) kommen mit dem Holzhammer und wer der sagenumwobene Hintermann der ganzen Aktion ist, das kann man sich auch ohne große Phantasie ausmalen, wenn man sich nur marginal in dem Genre auskennt.
Doch immerhin: Nach Ende der kurzen Einführung schießt, schlägt und foltert sich der Ex-Bulle relativ kurzweilig durch Frankreichs Straßen, lauert den Killern bei ihren Unternehmungen auf und arbeitet bald eine Art Todesliste ab. Das ist zwar nicht sonderlich originell und teilweise ziemlich rüde, aber mit beeindruckender Kompromisslosigkeit und erfreulich gut inszenierten Actionszenen geht man hier zu Werke, wobei neben ausgesprochen deftigen Shoot-Outs auch ein paar brauchbare Nahkampfeinlagen zu bewundern sind.
Problematisch wird es dann erst, wenn „Der Panther“ in der letzten halben Stunde zwei bis drei Gänge zurückschaltet und dann noch an der moralischen Baustelle arbeiten will, es aber nicht so richtig schafft. Denn paradox ist die Prämisse ja schon, der Vigilante, der andere Vigilanten jagt und im Gegensatz zu Dirty Harry rein auf persönliche Rache aus ist. Somit sackt das letzte Drittel dann in teilweise etwas unbeholfene Dialogarien ab, während die Flinte an den Nagel gehängt bleibt, wodurch vorher ignorierte Scriptmankos (z.B. Pratts Liebesgeschichte mit einer Kollegin, die seine Tochter sein könnte) unschön auffallen.
Als Lover schlägt sich Alain Delon hier nicht gut, als Fighter dafür schon, denn er ist überraschend fit für sein Alter und verkörpert den harten, unergiebigen Rächer durchweg überzeugend. Der Rest vom Fest darf da nur Stichwortgeber spielen, allenfalls die Darsteller der zwielichtigen Cops können da noch herausragen.
Insofern ist „Der Panther“ solide, ruppige Rachekost aus Frankreich, die halbwegs kurzweilig ist und mit netter Action daherkommt, im letzten Drittel dann aber an Fahrt verliert. Mit leichtem Originalitätsmangel und einigen Drehbuchschwächen muss man allerdings leben können.