Böse Zungen behaupten, daß sich ein Filmemacher zunächst zwischen zwei Möglichkeiten zu entscheiden hat, bevor er an die Arbeit geht: a) entweder einen guten Film oder b) viel Geld zu machen. Michael "Bully" Herbig hat sich eindeutig und ohne jeden Zweifel für Variante b) entschieden. "(T)Raumschiff Surprise - Periode 1" beweist einmal mehr, daß für den Erfolg eines Filmes nicht etwa ein gutes Drehbuch, sondern lediglich ein genialer Medienhype und die aus dem Fernsehen erworbene Popularität entscheidend sind.
McDonald's, ein Menü aus diversen Science-Fiction-Filmen und ein laues Endprodukt - das wäre der treffendste Untertitel für Bullys neuesten Film.
Aber zunächst einmal zum Inhalt des Filmes:
Im Jahr 2054 haben die Menschen den Mars besiedelt. 250 Jahre später kehren die Nachkommen der ersten Siedler zurück, um die Erde zu erobern. Unter Führung des finsteren Mars-Regulators Rogul (Hans-Michael Rehberg) und seines Sohnes Jens Maul (Rick Kavanian) steht die Invasion auf die Erde unmittelbar bevor. Die Erde steht kurz vor der bedingungslosen Kapitulation. Im letzten Moment haben Königin Metapher (Anja Kling) und ihre Minister wissen eine Idee: Die Besatzung des (T)Raumschiffs Surprise muss die Welt retten. Doch die tuntige Crew um Captain Jürgen Thorsten Kork (Christian Tramitz), Mr. Spuck (Michael „Bully“ Herbig) und den ersten Ingenieur Schrotty (wieder Rick Kavanian) bereitet sich gerade auf die Wahl zur Miss Waikiki vor und hat somit für die Rettung der Welt eigentlich gar keine Zeit. Da aber Befehlsverweigerung mit Urlaubsabzug bestraft wird, entschließen sich die drei, die Rettung in Angriff zu nehmen. Da sie mit der Surprise auf der Erde nicht landen können, bestellen sie sich ein Spacetaxi, um sich dort absetzen zu lassen. Der draufgängerische Taxifahrer Rock Fertig-Aus (Til Schweiger) will sie ans Ziel bringen. Mit einer Zeitmaschine soll die Surprise-Mannschaft in die Vergangenheit reisen, um die Besiedlung des Mars zu verhindern. Doch bei der Abreise geht einiges schief, und die Zeitmaschine - die vorher noch nicht getestet wurde - hat so ihre Macken und bringt die Reisenden in alle möglichen und unmöglichen Zeitebenen - nur nicht an das gewünschte Ziel.... Und dabei ist ihnen der der skrupellose Jens Maul dicht auf den Fersen...
Michael "Bully" Herbig, der sich hier auch wieder einmal mehr als Drehbuchautor versuchte, hatte ein Problem: Es ist nicht leicht, fernsehtaugliche Sketche, die in der Regel etwa 2-3 Minuten dauern, auf einen kinofähigen Film auszuwalzen. Aus diesem Grund hat er vermutlich von vornherin auch gar nicht erst versucht, Handlung in seinen Film unterzubringen und sich eines Tricks bedient. Wie wäre es, wenn die Zeitmaschine die Helden einfach immer wieder an verschiedene Orte bringt, die nichts miteinander gemein haben? Genialer Einfall, mußte sich Bully gedacht haben, denn auf diese Weise konnten die verschiedensten Sketche sinnlos aneinandergereiht werden, und das ganze mußte nur noch mit einer lauen Klebemasse miteinander verknüpft werden. Diese Klebemasse besteht aus dem gekünstelten Krieg der Marsianer, die einst von der Erde kamen, gegen die Erde selbst.
Aber dies hätte man Bully noch verzeihen können, wenn die Sketche in sich gelungen und die Gags auch wirklich zum Lachen wären. Leider ist dem nicht so. Die meisten Gags zünden einfach nicht, und noch schlimmer: Alle Sketche und Witze hat man woanders schon zigfach gesehen, es kommt einem aber auch alles bekannt vor. Selbst die wenigen Witzchen, die noch zu zünden vermögen, sind schon des öfteren in anderen Filmen zu bewundern gewesen.
So versucht der Film krampfhaft und beinahe schon bemitleidenswert hilflos, einzig und allein aus der Homosexualität, Schwuchteligkeit und Tuckigkeit seiner Traumschiff-Helden Kapital zu ziehen. Das Getunte der Traumschiff-Besatzung ist ja an und für sich auch am Anfang noch recht witzig mitanzusehen, aber wenn es an Ideen mangelt, was Dialoge und spritzige Drehbucheinfälle angeht, ist das auf die Dauer ebenso lustig wie ein Dokumentarfilm über's Kaffeekochen.
Die Figuren kalauern sich mit Sprüchen wie "da sag' ich leise Scheiße" durch ein uninspiriertes, ideenloses Drehbuch, so daß der Zuschauer animiert wird, angesichts der Plattheit der Dialoge selbst "Scheiße" zu schreien - nur nicht leise, sondern laut.
Besonders schlimm ist der Bösewicht Jens Maul, der als Adolf-Hilter-Verschnitt mit sächsischem Akzent grimassenschneidend eine traurige Darth-Vader-Karikatur darstellen soll und dem Zuschauer den allerletzten Nerv raubt. Und wenn man sich mit ansehen muß, daß diese (Witz-)Figur Asthmaanfälle bekommt, dann, spätestens dann werden Erinnerungen an Mel Brook's "Spaceballs" wach.
Bully hätte besser gleich die entsprechenden Szenen "Spaceballs" 1:1 in seinen Film kopiert, das hätte ihm Zeit und Geld für den eigenen Dreh der Szenen erspart. Daß eine Parodie oder Sci-Fi-Ulk diverse Science-Fiction-Filme auf's Korn nimmt und aus diesen zitiert, ist vollkommen normal und gehört auch dazu. Aber wenn man wie Bully in Ermangelung eigener Ideen andere, bereits existierende Parodien kopiert, dann ist das mehr als erbärmlich.
Positiv hervorzuheben sind hier allerdings die guten schauspielerischen Leistungen, und Til Schweiger stellt sein schauspielerisches Talent einmal mehr unter Beweis. Auch wenn seine Rolle aufgrund des miesen Drehbuchs nicht sonderlich viel hergibt, vermag er doch trotzdem das Kunststück zu vollbringen, seine Kollegen Bully und Christian Tramitz an die Wand zu spielen. Deren einzige in diesem Film gezeigte Begabung besteht darin, herumzutucken - aber was in einem 3-Minuten-Sketch witzig ist, bringt einen spätestens nach der 50. Filmminute zum Verzweifeln.
Die handwerkliche Umsetzung vermag zu überzeugen. Der Film ist sehr professionell in Szene gesetzt, die SpecialEffects sind für eine Produktion aus deutschen Landen hervorragend, und auch die Filmmusik ist sehr stimmig.
Vielleicht haben Michael Bully Herbig und seine Co-Autoren einfach nur nicht genügend Zeit für ihr Drehbuch gehabt, denn was hätte man mit diesem Potential alles anfangen können? Hätte Bully nur halb so viel Energie und Einfallsreichtum in das Drehbuch gesteckt, wie er in die Werbung investierte; ein filmisches Meisterwerk wäre entstanden.
Aber egal, was man von seinem Film auch immer halten mag: Michael "Bully" Herbig hat gut Kasse gemacht. Intelligenteste Werbung, wie man sie nie zuvor gesehen hat (z.B. die Abstimmung über den nächsten Film in seiner TV-Sendung, McDonald's & Co.) machte es möglich. Wobei gerade die himmelschreiende Mc-Donalds's-(Schleich-)Werbung gegen Ende des Films störend aufdringlich wirkt.
Dies kann der enttäuschte Zuschauer Bully allerdings nur dann verzeihen, wenn er die Kohle, die er mit diesem Film gemacht hat, in eine bessere (Drehbuch-)Qualität seines nächsten Filmes investiert. Ein erster Schritt wäre es, wenn sich Bully das Drehbuchschreiben verbietet und er diesen Part Autoren überläßt, die ihr Handwerk auch wirklich verstehen.
Leider nur knappe 3/10 Punkten.