Massenstart, Superhype, Lachgarantie – Michael Herbig alias Bully hat momentan, spätestens seit „Der Schuh des Manitu“ das Glück gepachtet. Es wird ihn auch mit „Traumschiff Surprise“ nicht verlassen, aber wer jetzt mal von den massenhaften Zuschauermengen wegschwenkt, dem fällt vielleicht das Eine oder Andere auf, daß man ihm für die Zukunft mitgeben könnte.
Das bezieht sich weniger auf die exorbitanten Schauwerte der Weltraumszenen, die dieses 87minütige Wildern in der SF-Geschichte bekleiden. Die sind für deutsche Verhältnisse geradezu luxuriös ausgefallen, aber wenn wir ehrlich sind, reizen die selbst bei George Lucas inzwischen niemanden mehr so, um daran die Qualität eines Films zu messen.
Also muß die Komödie nicht nur als Parodie, sondern auch mit Gags bestehen.
Zunächst mal: es wird gelacht, es wurde gelacht. „Traumschiff“ ist komisch, in seinen besten Momenten kann sich der Zuschauer volle zehn Minuten durchgängig wegömmeln.
Aber der Film hat auch Phasen, in denen dem anspruchsvollen Publikum das Lachen zeitweise etwas wegstirbt.
Das liegt zum einen am Fluch der Parodie. Wäre es nämlich wirklich eine Parodie auf etwas aus dem SF-Universum, könnte man das Ergebnis auch so nennen, doch Herbig und Co. greifen sich händeweise alles, was im letzten Jahrhundert (speziell die letzten 30 Jahre) nicht niet- und nagelfest ist und zitieren augenzwinkernd, was das Zeug hält. Nur muß es nicht auch dementsprechend witzig sein, nur weil man es in einen Film hineinstopft. Prompt kommen sich hier die Heroen des Kinos zeitweise ins Gehege.
Anders als etwa Vorbild Mel Brooks, der selbst Star Wars für seine (ebenfalls nicht rundum gelungene) Spaceballs-Parodie aufs Korn nehmen, fehlt dem „Traumschiff“ nämlich Struktur. Und die fehlt wohl aus Gründen des Enthusiasmus und des Geldes.
Beginnt der Film noch als die tv-bekannte schwule Trek-Verarsche, kommt alsbald Star Wars hinzu, um dann in ein Zeitreiseabenteuer umzuschwenken, daß eigentlich an die schlimmsten Zeiten des Gottschalk/Krüger-Humors erinnert („Die Einsteiger“). Die Ritterzeitepisode, wesentlich kostengünstiger zu inszenieren als SF-Kulissen, birgt aber trotzdem einige wirklich gute Momente, aber leider auch einige der schwächsten des ganzen Films. Was danach kommt, ein Crossover mit dem „Schuh des Manitu“ gerät zum Zitat um seiner selbst, der Akte-X-Rahmen dagegen ist fast gänzlich zahnlos.
Zwischendurch herrscht munteres Anleihenraten. Prinzessin Methapha versucht sich in der Minority-Report-Wischtechnik, eine Verfolgungjagd zititert Independence Day, Schweigers Taxi aus dem „5.Element“ importiert und immer so fort.
Ob das Einbringen all dieser Elemente gelingt, bestimmt leider das Zufallsprinzip. Leider haben Bully und Co. dabei ihren eigenen Figuren nicht vertraut. Natürlich können Kork und Co. den Film nicht tragen, kommen aber selbst als kalauernde Randfiguren schlechter weg als andere comedy reliefs. Offenbar konnte man ein Potential nicht erkennen, traute sich aber auch nicht, die Surprise-Mannschaft über ihr TV-Format herauswachsen zu lassen.
Kork etwa ist chronisch unterbeschäftigt, Bully selbst als Spuck ergeht sich in endlosen Hinten/Hintern/Anal-Gags. Mit Schrotty konnte alle so wenig anfangen, daß sie nach ordentlichem Beginn den Charakter mit einer Pfanne erschlagen lassen. Überhaupt ist Kavanian, deutlich der begabteste der drei, trotz dreier Rollen unterbeschäftigt. Was die Produktion davon abgehalten hat, ihm mehr Raum zu geben oder noch schlimmer, ihn den witzlosen Doktor „Pulle“ spielen zu lassen, kann wohl nur der Maske zugeschrieben werden.
Ihn den Sulu bzw. den „Nasi“ weiter spielen zu lassen, wäre deutlich witziger gewesen.
Immerhin rettet er mit Lord Jens Maul in so ziemlich allen seinen Szenen den Tag und darf gern wiederkommen. Was sonst noch brilliant ist, kann man sich gut herauspicken. Schweigers Tagtraum mit Anja Klings Wagenwaschen, der „Wegtreten“-Gag mit der Rosetto-Schokolade, die Abschiedsszene zwischen Kork und Spuck (eine gar nicht witzige Szene, aber dennoch eine der besten), die Gags in der ID4-Verfolgung, der Einbau von Christoph Maria Herbst (der offenbar jeden Film mit seiner Gag-Disziplin veredeln kann) und die Spielfreude von Sky Dumont.
Genauso oft schwächelt das Werk jedoch: das unvermittelte Reimen verschiedener Figuren ist ebenso unmotiviert wie Klings Sächsel-Einlage mit dem BH oder Schweigers Fallen aus der Rolle („Mein Name ist Til Schweiger und ich bin Schauspieler“) vor Herzog William dem Letzten. Kalauer a la. „Stellt Andreaskreuze auf!“ sind denn auch eher unter Bullys Würde und der Joke mit der farbigen Reinigungskraft im Weltrat wird komplett zu Tode geritten. Auch der Einbau diverser Musiknummern wirkt notdürftig und forciert, wobei Stefan Raabs „Space Taxi“ gar nicht so schlimm ist, aber Nummern wie „Hei, hei, heititei“ nicht mal Kindergartenniveau haben.
So wirkt das Ergebnis wie eine Produktion der Marx-Brothers-Erben, wild und anarchisch wird alles durcheinander geschmissen, gehalten durch einen dünnen Plotfaden, vollgepropft, aber nicht qualitätsgeprüft. Lacher entstehen nach dem Zufallsprinzip, sind nicht selten, aber uneben gesetzt.
Hinterher werden sich viele amüsiert haben und die flächendeckende Wirkung ist sicher gegeben, aber beim „Traumschiff“ wird etwas extrem auffällig: Bully hat ein geniales Comedy-Trio an der Hand und ist ein patenter Regisseur. Jetzt müßte er seine Kräfte nur noch in punkto Drehbuch und Gagdichte fokussieren, denn ein intensiverer Star Trek/Star Wars-Crossover hätte diesem wirren Blätterwerk noch besser getan.
Über weite Strecken amüsant, aber nicht durchgängig zwingend genug, um wirklich „gut“ zu sein. Was dem Ansporn, weiterzumachen aber keinen Abbruch tun soll. (6,5/10)