"Der Schuh des Manitu" - das war Michael Herbigs Glücksfall. Es war zweifelsohne ein unglaublicher Überraschungserfolg an den deutschen Kinokassen - warum auch immer. Für diesen nächsten Streich jedenfalls wirbelte die Werbetrommel vor dem Kinostart so turbulent wie schon lange nicht mehr. Die Frequenz der "Bullyparade"-Spezialausgaben im Free-TV schoss schlagartig in die Höhe und die Marketingabteilung kreierte massenhaft Fanartikel; natürlich stets unter der persönlichen Aufsicht von Bully.
All die Werbung hat wunderbar gefruchtet. Der Andrang in den Kinos am ersten Wochenende war gigantisch. Und die Leute bekamen unter anderem auch das zusehen, was der Großteil wohl erwartet haben dürfte: Michael Herbig, Christian Tramitz und Rick Kavanian in ihren körperbetonten Outfits; wie in den "(T)Raumschiff"-Sketchen der "Bullyparade". Was dort in kurzen Ausschnitten funktioniert, sollte nun auf die Leinwand transportiert und auf etwa 80 Minuten gestreckt werden. Diesmal ist das Resultat allerdings geradeso noch seinen Eintritt wert, denn Bully fehlt hier vor allem eines: Treffsicherheit.
Sichtlich bemüht, eine hohe Dichte zu erreichen, reihte man einen Gag an den anderen. Nur die wenigsten zünden wie eine Rakete; das Schattenspiel - wenn auch zuvor schon in etlichen Ausschnitten gesehen - gehört zweifellos dazu. Die meisten Wortwitze jedoch sind platt und lau. Es mangelt sowohl an Würze als auch an Originalität. Gut gemeinte Wortspielchen werden dem Zuschauer penetrant unter die Nase gerieben, spontane Gesangseinlagen sind peinlich bis nervig und das Timing ist oft schlecht. Die Filmparodien können halbwegs überzeugen. Wo sich "Das fünfte Element" durchaus anbietet, wurde "Star Wars" schon zu oft parodiert, als dass es sich hier lohnen würde, dafür die Mundwinkel zu spreizen.
Wer das tuntige Schwadronieren und die Schwulenwitze humorvoll findet, der wird sicherlich wohltuend bedient. Typische Zankereien gibt es zu genüge, auch wenn das Zicken-Trio relativ früh getrennt wird und sich Mr. Spuck und Captain Kork ohne Schrotty in die Vergangenheit begeben, dafür aber Königin Metapha und Taxifahrer Rock ihnen zur Seite stehen. Til Schweiger spielt seinen Part überraschend gut, Anja Kling ist schmuckes Beiwerk und Michael Herbig und Christian Tramitz spulen ihre Rollen routiniert herunter. Wenn Bully in göttlicher Theatralik den zutiefst traurigen Mr. Spuck mimt, der in der Vergangenheit alleine zurückgelassen werden soll, dann mag er schauspielerisch und humoristisch vielleicht seine größte Leistung vollbringen. Rick Kavanian hat als Schrotty nur wenige Auftritte, überzeugt dafür aber in der Rolle des Lord Jens Maul vor allem akustisch, Sky Dumont mag besonders als König zu gefallen und Christoph Maria Herbst hätte man nur zu gerne in einer größeren Rolle gesehen.
Die Inszenierung der krampfhaften Geschichte, die die Fremdkörper in die Vergangenheit und damit in völlig gegensätzliche Welten schickt, übernahm Michael Herbig selbst. Wie sich zeigt, sagt man ihm nicht umsonst sein akribisches Arbeiten nach. Bully bewährt sich ein weiteres Mal und führt Regie wie ein Großer aus Hollywood. Schnitt und Kamera sind ausgesprochen überzeugend. Die Special Effects sind vielleicht nicht perfekt, hat man in dieser Größenordnung in einem deutschen Film aber wohl noch nicht gesehen.
So sehr Michael Herbig aber auch die handwerklichen Ansprüche erfüllt, so täuscht dies nicht darüber hinweg, dass sein "(T)Raumschiff Surprise - Periode 1" nur höchst durchschnittlich geworden ist und insbesondere als Komödie zu selten Treffer landet. Wem das Zwerchfell bei den "(T)Raumschiff"-Sketchen der "Bullyparade" stets verlässlich platzt, der wird seinen Spaß haben und auch später mit der DVD amüsante Prosecco-Abende erleben. Allen anderen wird leider nur mäßige Unterhaltung geboten.