Das Jahr 2304: Die Erdbevölkerung wird von bösen Marsmenschen bedroht. In ihrer Not engagieren die Entscheidungsträger um Königin Metapha das galaktische (Tunten-)Trio Mr. Spuck, Captain Kork und Schrotty, obgleich Zweifel hinsichtlich deren Kompetenz angebracht sind. Nichtsdestotrotz machen sich die drei designierten Helden, wenn auch widerwillig, auf, um die Erde zu retten: Mit einer Zeitmaschine sollen sie ins Jahr 2003 zurückgeschickt werden und die Invasion vom Mars verhindern. Doch bei der Reise geht so einiges schief...
„(T)Raumschiff Surprise - Periode 1“ kann sich damit rühmen, der erste Film zu sein, der demokratisch von den Zuschauern gewählt wurde. Nach dem unerwarteten Rekorderfolg von der kultigen Westernparodie „Der Schuh des Manitu“ (rund 12 Mio. Kinobesucher) setzte Regisseur Michael „Bully“ Herbig nach aufwendigen Dreharbeiten gut drei Jahre später seinen zweiten Streich hinterher.
Bedenken waren durchaus angebracht, zumal ich - als nicht regelmäßiger „Bullyparade“-Gucker - mich nie so recht für die Sketchserie um das Traumschiff erwärmen konnte und auch aufgrund des Trailers eine einzige Ansammlung von Schwulenklischees erwartete, die innerhalb der insgesamt 87 Minuten über die Leinwand rollen würden. Andererseits hatte ich auch vor der Erstbesichtigung von „Der Schuh des Manitu“ meine Zweifel, ob diese Art Humor mir zusagen würde und wurde hinterher positiv überrascht.
Also schraubte ich vorsichtshalber meine Erwartungen herunter - immerhin stand für mich fest, daß es im Vergleich zum unmittelbaren Vorgänger nur schlechter werden konnte. Nach dem Kinobesuch sah ich mich bestätigt: Herbigs Winnetou-Persiflage bleibt unerreicht. Allerdings ist die Qualitätsminderung bei „(T)Raumschiff Surprise - Periode 1“ nur geringfügig.
Hinsichtlich der Gagquote steckt die Science-fiction-Komödie etwas zurück, dafür liefern die Effekthexer - sozusagen als Ausgleich - höchst beeindruckende Leistungen ab. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, daß außerhalb Hollywoods solch perfekte, atemberaubende Spezialeffekte geschaffen werden könnten, doch Herbig und sein Team haben dies eindrucksvoll widerlegt. Die Bilder sind imposant und brauchen sich wirklich keinesfalls hinter amerikanischen Großproduktionen zu verstecken. Gerade in der wilden Space-Taxi-Sequenz im All bin ich aus dem Staunen kaum herausgekommen. Das ist ganz großes Kino der Extraklasse! So wünscht man sich das.
Das ganze Spektakel wäre jedoch ohne jede Bedeutung, wenn der Rest des Films nicht stimmen würde - doch keine Angst: Die Mängel sind relativ unerheblich. Die Story ist gewiß keine Weltneuheit, und man hat Thematiken dieser Art bestimmt schon hundert Mal vorgesetzt bekommen, nichtsdestotrotz trägt sie die abendfüllende Gagparade ohne große Probleme und ist zumindest ein bißchen komplexer als die Handlung von „Der Schuh des Manitu“, mithilfe des Zeitmaschinen-Plotpunkts sogar verhältnismäßig einfallsreich. Zugute kommt dem Geschehen vor allem, daß alte Kalauer aus der vorherigen Parodie ziemlich selten aufgewärmt bzw. nochmals verbraten werden. Man darf sich dafür auf viele neue (intelligente) Späßchen freuen.
Die Anfangsminuten ziehen sich dabei sichtlich hin, wenn uns die drei Hauptdarsteller (Michael Herbig, Christian Tramitz und Rick Kavanian in ihren bewährten Rollen, die sie routiniert beherrschen) vorgestellt werden, die regelmäßigen „Bullyparade“-Zuschauern sicherlich ausgiebig bekannt vorkommen dürften. Hier bewahrheiten sich in Ansätzen meine Zweifel, ob ein schwules Trio mit tuntenhaftem Gebärden auf die komplette Distanz zu ertragen ist. Glücklicherweise schaltet die Handlung ziemlich bald zu anderen, ausgesprochen interessanten und skurillen Randfiguren um. Heimlicher Star ist Rick Kavanian als Jens Maul, der mit einem einzigen dämlichen Gesichtsausdruck (nach vorn geschobene Unterlippe) vor sich hinsächselt und ab und zu urkomische Laute von sich gibt. Jeder Maul-Auftritt ist ein Hammer, ein Dauerlächeln kann man sich kaum verkneifen. Doch auch Til Schweiger als Taxifahrer Rock, dem eigentlichen Helden, gibt sich herrlich selbstironisch, so daß man ihm jederzeit den Spaß an der Arbeit ansehen kann. Anja Kling schlüpft in die Rolle der Königin Metapha und macht dabei eine gute Figur, ist also ein würdiger Marie-Bäumer-Ersatz. Schön auch das Wiedersehen mit Sky Du Mont, dessen Doppelrolle hier zwar nur sehr eingeschränkt ist (er hat lediglich einen geschätzten Sieben-Minuten-Auftritt), doch die Spielfreude ist nicht zu übersehen. Gesondert hervorgehoben werden muß unbedingt Christoph Maria Herbst, der noch weniger Szenen bestreitet, aber das Maximale herausholt. Eine echte Schau, wie schon sein Alfons Hatler in „Der Wixxer“.
Nach dem zwar nicht nervenden, aber etwas sehr eintönigen Beginn, dessen Höhepunkt eindeutig die rasant-turbulente Taxifahrt darstellt, wird die Zeitreise ins Mittelalter unternommen - und dabei wird‘s richtig amüsant. Hier jagt ein abwechslungsreicher Gag den nächsten, weil man sich auch weniger auf das Tuntentrio (Schrotty tritt die Reise in die Vergangenheit gar nicht erst an) konzentriert. Kork und Spuck nehmen nur noch Nebenrollen ein. Das ist wunderbar witzig, und da eben auch die Optik hervorsticht, macht das ganze Geschehen noch doppelt so viel Spaß. Einige Witzchen sind so dermaßen absurd, daß sie sich sogar mit der genialen ZAZ-“Die nackte Kanone“-Trilogie vergleichen lassen, wenn etwa die Heldenrolle ab adsurdum geführt wird, d.h. Rock müßte streng nach Hollywood-Regeln eigentlich den Lanzenkampf gegen den Schwarzen Reiter (Jens Maul) für sich entscheiden, stattdessen versagt er hier kläglich. Oder die absolute Lachgranate in Form des kleinen niedlichen Außerirdischen, der mit seinem Miniatur-UFO notlandet und sich daraufhin erstmal pöbelnd ein Bier reinkippt.
Gegen Ende wartet „(T)Raumschiff Surprise - Periode 1“ mit der wohl hinreißendsten Parodie auf die hemmungslos kitschige, zu Tränen rührende „E.T.“-Abschiedssequenz auf, die man bisher gesehen hat. Überhaupt ist es von großem Vorteil, die Vorbilder zu kennen, die veralbert werden. (Weil ich wahrlich nicht der Experte im Science-fiction-Genre - schon gar nicht in Sachen „Star Trek“ und „Star Wars“ - bin, sind mir höchstwahrscheinlich einige Insider-Gags gar nicht aufgefallen.)
Fehlzündungen können bei der Fülle an Lachern nicht ausbleiben, das war schon bei „Die nackte Kanone“ so. So wirkt beispielsweise die „Ich bin dein Vater“-Referenz - die konnte natürlich in einer Persiflage nicht ausbleiben - reichlich deplaziert (dafür ist Mauls Reaktion auf dieses Geständnis zumindest einen Grinser wert). Wahre Rohrkrepierer bleiben jedoch, wenn ich mich recht entsinne, glücklicherweise aus. Aus dem Grund kann man nicht übermäßig begeistert, aber immerhin vollends befriedigt nach Hause gehen.
Fazit: Kein großer Knaller, aber für runde 90 Minuten Dauergrinsen taugt „(T)Raumschiff Surprise - Periode 1“ allemal. Alles in allem hat mir „Der Schuh des Manitu“ einen Hauch besser gefallen (mehr Gags), aufgrund eines hierzulande von mir in dieser bombastischen Form nie für möglich gehaltenen Spezialeffekt-Feuerwerks stehen beide Komödien allerdings in etwa auf dem gleichen Level. Für die 9 Millionen Euro Produktionskosten bekommt der Zuschauer eine gute, immens unterhaltsame Science-fiction-Parodie geboten. Gehört bestimmt zu den Filmen, die ich mir später zwischendurch immer wieder gern anschaue. 6/10.