Review

Selten wurde um eine deutsche Produktion schon im Vorfeld so ein Wirbel gemacht, wie bei „(T)Raumschiff Surprise – Periode 1“. Für den ersten demokratisch gewählten Film entwickelten die Mannen um Michael „Bully“ Herbig eine riesige Marketingkampagne, die sich, weil sie schon letztes Jahr startete, fast tot gelaufen hatte, nun direkt vor dem Start mit McDonalds und einer Chart-Single aber noch mal nachheizte. Die damit verknüpften Erwartungen waren hoch, immerhin hat Bully, wie er bekannt gab, immer noch den Traum einen Oscar zu gewinnen und den Sprung nach Hollywood zu schaffen. Nun, ob er es hiermit schafft, ist fraglich.

„(T)Raumschiff Surprise – Periode 1“ kostete ganze 9 Millionen Euro (ein Wahnsinnsbudget für einen deutschen Film) und das sieht man ihm durchaus an. Die Weltraumfights brauchen sich nicht vor George Lucas und Co verstecken, sind vielleicht nicht ganz so spektakulär, sehen aber auch nie billig aus. Fraglich ist nur, ob eine Sci-Fi-Parodie solch eine, sicherlich beeindruckende, Effektschlacht überhaupt nötig hat und nicht ganz zufällig von schwachen Gags ablenken will?

Das erste Drittel des Films ist fast eine reine Gagansammlung diverser Situationen auf der „Surprise“, wo Mr. Spuck (Michael Herbig), Captain Kork (Christian Tramitz) und Schrotty (Rick Kavanian) ihren Dienst verrichten und sich auf die Miss-Waikiki-Wahl vorbereiten. Auf die Dauer etwas ermüdend, befürchtet man fast, es den ganzen Film nur mit Sketchen des schwulen Trios zu tun zubekommen. Die Witze beziehen sich größtenteils auf „Star Trek“, sind zum Teil aber in ähnlicher Form schon aus der „Bullyparade“ bekannt und ernten daher nicht die erwarteten Lacher. Die sich parallel dazu entwickelnde Handlung um den Planeten Erde, der von den Marsbewohnern unter der Führung des Regulators (Hans-Michael Rehberg) besetzt werden soll, macht ein weiteres Problem deutlich, man kennt den Humor und die Art der Gags inzwischen. Da redet der Rat um Königin Metapha (Anja Kling) komplett aneinander vorbei und niemand im Publikum lacht. Der als Spion eingeschleuste schwarze Putzwüterich ist genau so unlustig, wie die übertrieben auf extrem wichtig betonten Reden. Wer „Der Schuh des Manitu“ kennt, dem werden hier Abnutzungserscheinungen auffallen. Kamen die Gags beim Vorgänger noch wie aus dem Handgelenk geschossen, so erwartet man sie hier. Nun, was kann der Film dafür, dass es vom Stil des Humors schon eine ähnliche Komödie gab? Nichts, nur hätte ich Michael "Bully" Herbig ein wenig mehr Einfallsreichtum zugetraut.

„(T)Raumschiff Surprise – Periode 1“ hat dennoch seine wirklich gelungenen Gags, die an alte „Zucker“ – Zeiten (öfter mal auf die Figuren im Hintergrund achten) erinnern, nur leider sind auch etliche Rohrkrepierer vorzufinden, die einfach nur bemüht wirken – als müssten sie unbedingt mit hinein. Während das Umklappen der Titelbuchstaben (frei nach „Alien“) passt, ist das rote Leuchten im Auge zwar eine nette Anspielung auf „Terminator“, ergibt nur leider überhaupt keinen Sinn. Der berühmte Star-Wars-Satz (vielleicht der berühmteste) „Ich bin dein Vater“ wird hier einfach mal eben sinnlos vom Regulator eingeworfen und damit verschenkt. Niemand im Kino hat gelacht, weil er völlig aus dem Kontext gerissen los gelassen wurde und die Wirkung damit verpuffte. Andere Gags, die eher nebenher eingeflochten werden („Rettet die Wale, findet Nemo“) funktionieren, während die Namen der amerikanischen Figuren in der Area 51 (Reisfeld, etc) nur ein müdes Schmunzeln verursachen.

Irgendwie ist es bezeichnend, dass diese wahnwitzige Zukunftsutopie ihre Stärken in der Vergangenheit hat. Dorthin muss nämlich per Zeitmaschine gereist werden, um die Besiedlung des Mars zu verhindern. Zusammen mit Rock Fertig-Aus (Til Schweiger, absolut kultiger Auftritt als „The Fifth Element“ parodierender Taxifahrer zu Stefan Raabs „I Want Rock“) und Königin Metapha reist das Duo Spuck/Kork ins Mittelalter und darauf *trara* in den Wilden Westen. So hoch die Ausfallquote in der Zukunft auch ist, hier funktioniert fast alles. Sky Dumont und Christoph Maria Herbst (der in „Der Wixxer“ noch als Butler Hatler unterwegs war) veredeln den Film ungemein und sorgen dann auch endlich für die wirklichen Brüller. Wortspiele, überhebliches Auftreten, schwarzer Humor, Missverständnisse („Wo ist ihre Frau?“ „Ich habe sie draußen aufgehangen“ „Warum?“ Weil hier drinnen kein Harken war“) – die beiden machen einfach Spaß und Anja Kling mischt kräftig mit. Ein Kapitel weiter darf Dumont dann im Wilden Westen wieder in „seinen“ Santa Maria (die bekannte, knallige Rockmucke inklusive) schlüpfen und seine Jungs zur Ordnung rufen. War für mich der Höhepunkt des Films, obwohl es eigentlich nur die Wiederverwertung eines bekannten Charakters war. Schade, dass aus diesem Comeback nicht mehr heraus geholt worden ist.

Das hört sich vielleicht jetzt alles schlechter an, als „(T)Raumschiff Surprise – Periode 1“ in Wirklichkeit ist. Die 80 Minuten gehen nicht so schnell rum, wie man es erwartet und es gibt einige wirklich gelungene Gags, denen nur leider einigen Fehlzündungen gegenüber stehen. Die Story ist etwas wirr erzählt, aber da sollte man hier auch nichts so viel erwarten. Schließlich ist so eine Science-Fiction-Parodie, in der alle möglichen Franchisen unter einen Hut gebracht werden wollen, nicht einfach zu stricken. Die Diskrepanz zwischen dem Ambiente der Surprise und dem Rest des an „Star Wars“ angelehnten Designs fällt aber schon negativ auf.

Michael Herbigs Regie ist klasse. Ob nun die Weltraumflitzereien oder die Ritterturniere im Mittelalter, die Bilder sehen hollywoodreif aus und für weitere Filme hat er sich damit empfohlen. Leider leidet die Rolle des Mr. Spuck etwas unter seiner Mammutarbeit (Regie, Drehbuch, Produktion). Auf die Dauer ist sein tuntiges Getue etwas einsilbig.
Da hat es Rick Kavanian schon wesentlich besser. Er hüpft mit sichtlichem Spaß zwischen Pille, Schrotty und seiner Hauptrolle Lord Jens Maul. Natürlich stets mit entsprechendem Ossi-Akzent versehen, kalauert er sich als Handlanger des Bösen durch den Film. Seine Grimassen sind Carrey-like und seine Laute urkomisch.
Christian Tramitz kam mir in der Rolle des Captain Kork etwas unterfordert und stellenweise lustlos vor. Der Film sollte seine letzte Zusammenarbeit mit Herbig sein. Die beiden gehen getrennte Wege, da Tramitz Herbigs Ideen zu modern wurden. Ob es nun Streitereien gab weiß ich nicht, aber zu Hochform läuft Tramitz hier nicht auf.
Til Schweiger ist am besten, wenn er selbstironisch agiert. Als Rock kann er das hier vorzüglich, auch wenn der ein oder andere Oneliner mal nicht sein Ziel findet. Seine beste Szene hat er in der Mittelalterepisode, wo er sich (in rosa Rüstung) als „Til Schweiger, von Beruf Schauspieler" vorstellt und Sky Dumont nebst Christoph Maria Herbst ihm das beim besten Willen nicht abkaufen wollen. Der verhinderte, mit Coolness und einem großen Mundwerk gesegnete Actionstar ist im nachhinein kaum noch wegzudenken, denn er ist es auch, der in der Zukunft noch die besten Lacher inne hat.

11,7 Millionen Zuschauer werden bei „(T)Raumschiff Surprise – Periode 1“ kaum drin sein. Da müsste der Film wirklich eine Ausdauer an den Tag legen, die jene von „Der Schuh des Manitu“ noch übertrifft. Trotz der geringeren Gagdichte, kann der Film über seine kurze Laufzeit von 80 Minuten unterhalten. Es sind zwar viele Jokes zu finden, die einfach nicht ihr Ziel finden, genauso viele sorgen aber für Lacher oder zumindest für Schmunzler. Die an den Film gerichteten Erwartungen konnten soweit erfüllt werden, obwohl unglaubliche viele Motive, wie zum Beispiel der Regulator und seine „Mönche“, verschenkt worden sind und der Film seine stärksten Moment nun mal nicht in der Zukunft, sondern in der Vergangenheit hat.

Fazit:
Mit „(T)Raumschiff Surprise – Periode 1“ gelang Michael „Bully“ Herbig erneut eine unterhaltsame Komödie, die allerdings nicht das Niveau des Vorgängers „Der Schuh des Manitu“ erreicht und auch nicht so viele Brüller wie „Der Wixxer“ zu bieten hat. Optisch beeindruckend ist der Film ein zweischneidiges Schwert, dass sich der Fehlbarkeit seiner Gags scheinbar bewusst war und daher ein paar spektakuläre Effektschlachten einbaute. Der Plot ist wie erwartet mau, soll hier aber nicht weiter stören. Wer Bullys Humor mag, der kann vorbehaltlos ins Kino. Schade nur, dass Bully wenig innovativ war und viele Gags längst nicht mehr überraschen können. Til Schweiger ist der heimliche Star des Films, während Herbig und Tramitz nicht ganz zu Hochform auflaufen. Dafür hatte aber Kavanian sichtlich Spaß. Beam me up, Schrotty. Ich brauche eine Rosetto-Praline...

P.S.: Bis nach dem Abspann sitzen bleiben, da gibt es noch eine Überraschung. Nämlich den Auftritt eines alten Bekannten...

Details
Ähnliche Filme