"Der letzte Tango in Paris“ ist einer der beeindruckendesten Filme des Themenbereiches Beziehungsdrama und Liebe.
Diesen als Skandalfilm abzustempeln können nur Unwissende.
Denn um das zu verstehen was gezeigt wird, bedarf es an Erfahrung und Tiefgründigkeit. Keine Minute des Films wurde verschwendet, jedes Stück trägt zum Gesamtbild der Story bei.
Wer vom modernen und anonymen Großstadtleben (also der heutigen Zeit in der One-Night-Stands und sexuelle Freizügigkeit der Medien alltag sind) bereits abgestumpft ist, wird mit der Story nicht allzuviel anzufangen wissen.
Dem Zuschauer wird erst im Verlauf des Films klar, das Paul die "Hauptrolle" spielt, denn um ihn dreht es sich. Paul als Witwer, schwer gebeutelt und seelisch verletzt durch seine Ex-Frau, hat jegliche Hoffnung und Vertrauen bezüglich Frauen verloren. Für ihn sind Frauen Objekte geworden. So streift er seit dem Selbstmord seiner Frau umher und trifft auf die 20 jährige Jeanne (25 Jahre jünger als Paul). Nahezu ohne Worte kommt es auch gleich zum sexuellen Akt. Paul macht klar, das das ganze anonym ablaufen soll (ohne Nennung der Namen), so erzählen beide Anfangs nichts über sich selbst. Doch dies ändert sich zunehmends. Da Paul eben seine Hoffnungen in die wahre Liebe aufgegeben hat und sich zum Ziel gesetzt hat, keiner Frau mehr zu vertrauen, so möchte er sich mit biegen und brechen nicht auf die Liebe einlassen. Doch Jeanne scheint den eingefrorenen Paul Stück für Stück aufzuschmelzen. Ab diesem Zeitpunkt folgen derbe Aktionen in Form von harter sexueller Handlung und verbalen Ausdrücken gegen Jeanne. Diese Aktionen sind als Prüfung anzusehen. Denn es wird deutlich das Paul einen kleinen Funken Hoffnung sieht und daraufhin Jeanne austestet. Er möchte dadurch erkennen, wie viel Jeanne aushält und ob sie dennoch wieder zu ihm zurückkehrt. Jeanne kommt immer wieder. Bis Paul es auf die Spitze treibt und einfach verschwindet (vermutlich für eine Woche, genaue Zeitangabe gibt es nicht). Mit dieser Aktion verliert er Jeanne und als er sie aufsucht, hofft er, das sie noch immer in ihn verliebt ist (Nach dem Prinzip: Echte Liebe kennt keine Zeit, sie ist unendlich). Dem ist aber nicht so und der traurige Abgang nimmt seinen lauf. Letztendlich hätte Paul an diesem Punkt seine Hoffnungen sofort wieder aufgeben müssen, hatte er doch den Beweis das Jeanne nicht die wahre Liebe ist. Aber er steckte schon viel zu tief im Liebestaumel, so das es zu spät war, daraus wieder zu entfliehen.
Beachtet man den 25 Jahre Altersunterschied der beiden, so ist auf der einen Seite zu erkennen, das das Zwischenmenschliche nicht am Altersunterschied scheitert. Die beiden hatten definitv einen wichtigen "Draht" zueinander. Was aber die Erfahrung und das zeitliche Empfinden angeht, so unterscheiden sich die Protagonisten doch sehr.
Der Film zeigt unter anderem, das Sex und Liebe doch eins ist und letztendlich nicht getrennt werden sollte, da sonst ein Chaos droht, wie die beiden Protagonisten zeigen. Also als Warnung auf der einen Seite anzusehen. Auf der anderen Seite als weitere Warnung anzusehen, weil Pauls gesetzte Hoffnung in die wahre Liebe aussichtslos sind. Schließlich erfüllt Jeanne das Klischee einer nicht steten jungen Frau (wie auch seine Ex-Frau), die nicht so recht weiss was sie will und darüber hinaus beide Männer betrügt und belügt. Genau das sind die Dinge die Paul zu dem gemacht haben was er wurde. Nicht jeder findet in seinem Leben die wahre Liebe, ein ungeschriebenes Gesetz welches aus dem Film hervorgeht. Man kann daraus schließen: die Hoffnung stirbt zuletzt oder ist unbegründet weil es die wahre Liebe vielleicht nicht gibt.
Einige Filme aus der Zeitepoche der 60er, 70er und streckenweise auch 80er (z.b. China Blue bei Tag und Nacht) beschreiben aus dem Leben gegriffene Themen, so das man einen starken Kontrast zum heutigen Zeitalter erkennt. So könnte man vermuten, das heutzutage nicht mehr so tiefgründig gelebt wird und die Themen Liebe, Sex und Zärtlichkeit nur noch oberflächlich behandelt werden.
Der Film ist eine Perle, denn er zeigt eindrucksvoll wie ein Teil der Psychologie bzgl. Liebe funktioniert und verdreht moralisch nichts. Sehr wertvoll, daher klare 10 von 10 Punkten!