Review
von Con Trai
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Von einer schäbig zusammengehauenen Pinnwand voll Fotos spärlich bekleideter Frauen hinweg streichend gibt Deadly Camp 2003 bereits in den ersten Sekunden seiner re-imagining Fortsetzung die folgende Devise an; Frauen als Objekt, als verlockender Anreiz und Opfer in Not gleichermaßen, als Auslöser der Triebe zwischen Sex und Gewalt. Diese vorherrschende Fixierung ohne Rücksicht auf die Schäden des Schlechten Geschmacks zeichnet in seiner durchgreifenden Weise die straight-to-rental True Technic Limited / Good Wish Creation Limited Produktion ebenso aus wie die Rückbesinnung auf das in asiatischen Kreisen äußerst selten genutzte backwood - Subgenre; war der gleichnamige Vorgänger 1999 schon eine Reproduktion der unfreiwilligen Auseinandersetzungen von harmlosen Stadtmenschen mit dem hinterwäldlerisch-derangierten Bösen in den Untiefen der Natur, so wird auch hier dasselbe Süppchen einer gewalttätigen Ausflugsreise aufgekocht. Die Konfrontation zwischen bestimmter Freiheiten und den Gesetzen jeder möglicher gegebenen Gemeinschaft in einer rohen Form strengen moralischen Zerfalls.
Abgelehnt an die landeseigenen Exemplare von The Beasts [ 1980 ] und The Island [ 1985 ], die wiederum die Einflüsse von The Texas Chainsaw Massacre, The Hills Have Eyes, Just Before Dawn weiter getragen haben, wird auch hier Wert auf eine sittliche Korrosion bei den Figuren gelegt, muss man sich erst in dysfunktionalen Strukturen ergehen, um sich schließlich gemeinsam oder doch allein auf sich gestellt der plötzlich gegenüberstehenden Gefahr bewähren und die eigene Zivilisation verursachen zu können. Und wie so oft ist auch in dieser lokalisierten Fantasie ein Drängen in Richtung Liebe gleichzusetzen mit dem Drängen in Richtung Tod:
Die executive director of advertising firm Tiffany [ Tiffany Cheung ] hat zusammen mit ihrem Freund Jeffrey [ Jeff Kam ], dem commercial director, ihrem Bruder David [ Tony Ho ] und ihrer Freundin Gloria [ Gloria Wong ] ein gemeinsames Unternehmen gegründet, in der jeder selbstständig seiner spezialisierten Arbeit nachgeht und man die Erfolge als Team feiert. Als ein neuer großer Auftrag im Raum steht, begibt man sich zu entsprechenden Aufnahmen zusammen mit dem Model Yumi Misaki [ Yumi Ohsako ] und ihrem aufpassenden Begleiter Mr Shimamoto [ Tam Kon-chung ] für geplante 48h auf ein abgelegenes Eiland; zur Warnung der beiden dort nach einer vermißten Frau suchenden Polizisten Eight [ Kau Man-lung ] und Nine [ Kwai Chung ]. Während der Dreh aufgrund der zickigen japanischen Diva nur wenig Vorschritte macht, und Jeffrey sein eigenes kleines Geheimnis noch verbergen kann, stößt die in der Grüne wenig erfahrene Truppe auf die unheimliche Wu - Familie [ Mak Siu-wah, Samuel Leung, Andy Tsang ], die schnell mehr im Schilde führen als nur die Vorbereitungen für die Modeaufnahmen zu stören.
Da die drei Burschen schon im Vorgänger ihr Unwesen der Idee in der Missbildung getrieben haben, kennen sie sich mit dem Zubehör von Armbrust, Tellereisen, Wolfsgrube, Fallstrick, selbst auslösenden Bambusgeschossen und Schaufel genauso gut aus wie der von Bowie Lau übernehmenden Regisseur Edmond Yuen mit dem Spektrum der Wiedergabe dieses manhunt - Arsenals. Aus Nachahmung einer Gewohnheit entstanden und den ursprünglichen Entwurf ausbreitend werden die üblichen Geschehnisse in genauester Richtigkeit des Wesentlichen der Geschichte präsentiert; einzig das Vorgeplänkel bietet Anlass für eine eigene Variation und Schub der Argumente, die hierbei in einer verzwackten Beziehungsproblematik gesucht werden.
Denn auch wenn beruflich alles gut für die Herangereisten läuft, so geht es privat doch drüber und drunter und wird eine baldige Entscheidung nicht bloß auf der gesellschaftlichen Skala erzwungen. Jeffrey und Tiffany, seit fünf Jahren ein Paar, stehen vor anderen Toren des Lebens. Sie will gerne heiraten und verlangt ihm vor jedem nächtlichen Sex gar einen mehrzeiligen Liebesschwur ab, während er nicht die Augen und Finger von anderen Frauen lassen kann und ihren Bruder David ganz ungeniert als Alibi nutzt. Zur höchsten Deutlichkeit entwickelt wird die Konstellation mit dem Eintreffen der Japanerin, die natürlich vor dem ersten Arbeitstag bereits die heiße Nummer mit dem Fremdgehenden Schwerenöter geschoben hat und durch ihre nun stetige Anwesenheit den Keil in den Zusammenhalt treibt. Eine drastische Änderung von der bisherigen Perspektive. Der sexuelle Verkehr als Sprungbrett für Zerstörung. Torturous Adventure.
Um diesen Sinnesdurchlauf der Phasen unterschiedlicher Aufregung zu verdeutlichen wird gerade zu Beginn eifrig in den Niederungen der Fleischeslust gewildert, das zeigefreudige adult video idol Yumi Ohsako und ihre eher reichlich herbe Schönheit mehrfach mit wobenden Brüsten, angedeuteten blowjobs und aktiver Geschlechtlichkeit ins Bilde gesetzt, Duschszenen zu lyrischer Puffmusik angespielt und selbst Geschäftsgespräche zu Bikiniauftritten um modelliert. Wie auch in den späteren Gewalttaten keinerlei Überschreitung eines Tabus oder ein Brechen der Richtlinien, sondern die simple Kombination von später Schmerz aus erst Vergnügen; wobei beiderlei Akte in ihrer jeweiligen Inszenierung zwar für Selbstzweck gehalten und für vermeintliche Extravaganz gewünscht werden, aber nicht gerade orgiastischer Befriedigung oder gar dem Chaos einer erschreckenden Intensität entsprechen.
So sind die [S]exploitation - Einlagen zwar an der richtigen Stelle, um gleichmäßig leistungsfähig die Langeweile am Einsatz zu hindern, aber bisweilen äußerst verkrampft oder auch als unkundig überstürzte Tätigkeit, statt aus einem unbegrenzten Drängen danach eher wie aus einer Ablehnung heraus und gar nicht in der verstörend fauvistischen Dynamik von Craven und Hopper formuliert. Zudem häufen sich ausgerechnet zum Showdown hin die Rückblenden, um den dürftigen Stoff zu strecken und zugleich dem Letzten im Publikum verständlich zu machen, worauf man hinaus will. Auch die Darsteller des Ganzen gelten als notwendiges Übel, sind für Herkunft und Preisklasse des Werkes entweder zu gut und verschwendet [ Gloria Wong und der sichtlich unterforderte Tony Ho ] oder dennoch zu schlecht [ Alle Anderen ].