Im Fahrwasser des immensen Erfolgs von "Mad Max" ließ sich auch die italienische Cash-In Maschinerie nicht lange bitten, und schusterte einige Werke zusammen, die in der 1980er No future-Stimmung auf äußerst fruchtbaren Boden fielen. Auch wenn man es mit dem australischen Vorbild nicht in jeder Hinsicht aufnehmen konnte, vor allem nicht, was Ausstattung, Dramaturgie oder Schauspielkunst betraf, so hatten diese Epigonen doch ihren ganz eigenen Charme.
Eines dieser Werke ist "Rush"
Nach einer nicht näher definierten Katastrophe werden die Überlebenden von einer "Weltregierung", bestehend aus einer Gruppe Soldaten, in Arbeitslagern in Schach gehalten. Dort müssen sie Rauschgift anbauen, Plutonium abbauen und die Schnauze halten. Bei der Essenspause versucht jemand diesem Alltagstrott zu entkommen und bekommt recht unsanft gezeigt wieviel Wert die Wächter im Lager auf Alleingänge legen. Ganz anders unser titelgebender Held Rush, der gleich einmal zu Beginn klarstellt: "Du scheinst zu vergessen: Ich bin Einzelkämpfer!" Seine Motivation die Gefangenen in die Freiheit zu führen und das Lager aufzumischen ist dabei nicht nur einem libertären Grundgedanken geschuldet, nein, er hat auch ein sehr persönliches Anliegen. Sein Bruder versuchte zuvor selbiges und blieb dabei auf der Strecke.
Während man sonst oft bei ähnlichen Produktionen das Gefühl hat, der Film sei im Steinbruch um die Ecke und im Keller der Produktionsfirma entstanden, hat Regisseur Tonino Ricci unter seinem Pseudonym Anthony Richmond ein Händchen für Kulissen, Farbfilter und auch Inszenierung bewiesen. Denn langweilig ist der Film an keiner Stelle, wenngleich einige Ideen (Soldatenroboter zu Beginn, eingefrorener Bruder, ...) nicht mehr aufgegriffen werden oder der Zuschauer über die genaueren Motive für die Flucht aus dem Lager und anschließende Rückkehr eher im Dunkeln gelassen wird. Macht aber rein gar nichts, denn bei der präfinalen Hatz durch den Wald kommt stellenweise sogar sowas wie "Rambo"-Feeling auf.
Bravissimo!
7/10