Review

Prolog:

Der Film Dolls, gedreht im Jahr 1987 unter der Regie von Stuart Gordon, ist ein US-Horrorfilm über mordende Spielzeugpuppen.

Zwar entstand Dolls vor den heute bekannten und populären Genrebeiträgen über mordende Puppen, beispielhaft seien hier die Filme Puppet Master (1989), Demonic Toys (1992) oder Die Mörderpuppe (1988) genannt, dennoch war die Idee selbst, nämlich Puppen zu Mördern werden zu lassen, auch im Jahre 1987 schon kein völlig neues Terrain mehr.

Die Briten hatten sich bereits 1972 mit ihrem Beitrag Asylum an die Thematik heran gewagt, ebenso die Amerikaner selbst, nämlich in Gestalt des 1978 unter der Regie von Richard Attenborough entstandenen Films Magic.

In Deutschland wurde der Film Dolls erst fünf Jahre nach Beendigung der Dreharbeiten, im Jahre 1992, durch das Label Concorde veröffentlicht.

Inhalt:

Stuart Gordons Dolls erzählt die Geschichte der kleinen Judy, die durch ein Unwetter dazu gezwungen und in Begleitung ihres Vaters und ihrer Stiefmutter, im Haus eines älteren Paares übernachtet. Das Gastgeber-Paar stellt Spielzeugpuppen her und beherbergt in ihrem Hause Dutzende der von ihnen geschaffenen Geschöpfe, welche dann im Laufe des Films ebenso lebendig, wie auch gefährlich werden.

Kritik:

Der Film spielt, das offenbaren schon Titel und Inhaltsangabe, auf einer komplett surrealen Ebene. Hier tobt kein menschlicher Killer, der einem bei einer Verkettung tragischer Umstände, auch im realen Leben begegnen könnte. Der filmische Beitrag von Stuart Gordon funktioniert viel mehr auf einer komplett anderen Ebene, einer die das Denkmuster vom klassischen, friedfertigen und gewaltfreien Kinderspielzeug ins komplette Gegenteil verkehrt.

Die Puppen töten, tun dies aber nicht wahllos. Während das Reine und Unschuldige eine Überlebenschance eingeräumt bekommt, sieht das Böse und Verdorbene dem sicheren Tod entgegen. Spätestens hier, bediente sich also auch Stuart Gordon durchaus den gängigen Klischees. Auch die Zuordnung der einzelnen Personen in und zu einer der beiden möglichen Charakter-Schubladen, die klassische Unterteilung in gut und böse, wird durch den Regisseur so offensichtlich durchgeführt, das dem Zuschauer jede diesbezügliche Eigenleistung und ein damit im Normalfall einhergehendes Rätselraten völlig erspart bleibt.

Die Morde der Puppen, die Szenarien reichen hier vom Erstechen bis zu einer regelrechten Hinrichtung durch ein aus Puppen bestehendes Exekutionskommando, wurden technisch routiniert und natürlich mit jenen Mitteln umgesetzt, die im Jahre 1987 zur Verfügung standen. Die Ergebnisse aus der Trickkiste sind dabei zwar nicht von überwältigender, aber durchaus von solider Qualität. Hinsichtlich der grafischen Gewalt ist Dolls ein eher zurückhaltender Film, die Morde passieren zwar nicht im Off, die Kamera hielt also durchaus drauf aber es bleibt stets bei kurzen, schnellen Toden der Protagonisten, eine Auswalzung oder ein regelrechtes Zelebrieren der Todesszenen bleibt dem Zuschauer, je nach Sichtweise, also erspart oder eben vorenthalten.

Das der Film sich insgesamt recht kurzweilig präsentiert und für den geneigten Fan gar als Snack für zwischendurch zu gebrauchen ist, liegt auch an dessen kurzer Spieldauer von gerade einmal 77 Minuten. Wie einer US-Quelle zu entnehmen ist, wollte Stuart Gordon die Geschichte um Dolls wohl weiterspinnen und eine Fortsetzung kreieren, aber diese Idee wurde Ende der 80er Jahre dann endgültig verworfen, es blieb also bei diesem einen Film, die wohl angedachte Fortsetzung kam über das Stadium einer groben Skizzierung nie hinaus.

Triviales:

Alle deutschen Fassungen wurden ungeschnitten veröffentlicht. In Deutschland war die 1992 erschienene Videokassette des Films, seinerzeit vertrieben durch die Firma Concorde, genau 25 Jahre auf dem Index.

Der Film erhielt bei seiner Videopremiere im Jahre 1992, sonst wäre auch die im Oktober 1992 ausgesprochene Indizierung gar nicht möglich gewesen, eine Freigabe ab 18 Jahren. Aus heutiger Sicht wirkt dies, sofern man den Film bereits gesehen hat, wie eine Art von Aprilscherz.

Mittlerweile ist der Film nicht nur seit 2017 vom Index, sondern auch jugendfrei: FSK 16

Fazit:

Der Film Dolls präsentiert sich als ein schnell zugängliches Sehvergnügen des Mainstreams. Hier muss niemand fürchten, das er mit Bildern überschüttet wird, die ihm tagelange Alpträume bescheren. Langeweile bleibt dem Zuseher, sofern er mit der Grundthematik etwas anzufangen weiß, ebenso erspart wie die offene Kinnlade, denn umgekehrt ist Dolls zwar ein durchaus respektabler, aber keinesfalls herausragender Vertreter des Puppenterrors.

Auch die kleinen, grauen Zellen werden durch den Film kaum übermäßig beansprucht werden, die Handlung ist für den Zuschauer, schon durch die klar gezeichneten Charaktere und deren überschaubare Anzahl, leicht und problemlos nachzuvollziehen. Mit Bier, Chips und Gleichgesinnten macht der Film noch mehr Spaß, schon weil die Puppen - teils gewollt, teils ungewollt - für den einen oder anderen Lacher sorgen dürften, wobei auch hier gesagt sei, das der Film auch an dieser Stelle das Gleichgewicht behält und nie in eine Komödie abgleitet.

Mehr als eine gute 6/10 ist dennoch nicht drin. Eine höhere Bewertung wird einfach durch die Tatsache verhindert, das thematisch ähnlich gelagerte Vertreter, einfach bissiger und spannender daher kommen, so z.B. der Film Chucky - Die Mörderpuppe und einige, wenn auch beileibe nicht alle, der Fortsetzungen. 





















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